Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
Brot arbeiteten; dies allerdings wurde von einigen Kreisen behauptet, daß ihre Mägde, wenn sie mit dem Teig zum Backhaus gingen, um ihn backen zu lassen, wie es damals die Sitte war, bisweilen mit der Krankheit zurückkamen, das heißt mit der Pest im Leibe.
Während der ganzen Schreckenszeit gab es, wie ich vorher gesagt habe, nur zwei Pesthäuser, von denen man Gebrauch machte, nämlich eines in den Feldern hinter Old Street und eines in Westminster; und es wurde auch kein Zwang ausgeübt, um Menschen dort hinzuschaffen. Freilich war ein Zwang in diesem Fall auch gar nicht nötig, denn es gab Tausende von armen leidenden Leuten, die, da sie sich nicht selbst helfen, einrichten und versorgen konnten, sondern ganz auf Wohltätigkeit angewiesen waren, sehr froh gewesen wären, hätte man sie dort hingebracht und sich ihrer angenommen. Dies war allerdings der eine wunde Punkt, glaube ich, den man in der ganzen Art, wie die Stadtbehörden vorgingen, finden konnte, daß niemand zu dem Pesthaus zugelassen wurde, außer es wurde dafür bezahlt oder eine Sicherheit für die Bezahlung gestellt, entweder gleich bei der Aufnahme oder nach der Heilung bei der Entlassung, denn es wurden sehr viele wirklich wieder als gesund entlassen; und in diesen Anstalten wurden ausgezeichnete Ärzte eingestellt, so daß es vielen Leuten dort sehr gut erging, worauf ich noch zurückkommen werde. Den Hauptanteil der dort Untergebrachten stellte, wie ich schon sagte, die Klasse der Hausbediensteten, die sich, wenn sie zu den notwendigen Einkäufen für ihre Herrschaft unterwegs waren, angesteckt hatten und dann, sobald sie zu Hause krank wurden, fortgeschafft wurden, um die übrigen des Hauses zu bewahren; und sie wurden dort so gut gepflegt, die ganze Zeit der Heimsuchung hindurch, daß im ganzen nur 156 aus dem Londoner Pesthaus und 159 aus dem von Westminster beerdigt wurden. Wenn ich sage, es hätte mehr Pesthäuser geben sollen, so will ich damit nicht im entferntesten sagen, man hätte alle Kranken in solche Anstalten zu gehen zwingen sollen.
Hätte man das Sperren der Häuser unterlassen und die Kranken aus ihren Wohnungen raschestens in Pesthäuser geschafft, wie einige es vorgeschlagen haben, so würde es, scheint es, damals sowohl wie bei späteren Gelegenheiten, nur noch schlimmer gewesen sein als es war. Schon das Überführen der Kranken hätte eine Ausbreitung der Seuche zur Folge gehabt, und das um so mehr, als ein bloßes Fortschaffen das Haus, in dem der Kranke gelegen hatte, nicht wirksam von der Krankheit reinigen konnte, so daß die übrigen Hausgenossen, die dann ja Freizügigkeit besaßen, sie mit Bestimmtheit auf andere übertragen hätten.
Auch hätten die Methoden, die man in jedem Privathaus angewendet haben würde, um die Krankheit zu verheimlichen und die von ihr befallenen Personen zu verstecken, dahin geführt, daß bisweilen ganze Familien von der Seuche ergriffen worden wären, ehe ein Visitator oder Gesundheitsinspektor es erfahren hätte. Außerdem hätte die ungeheure Anzahl von Menschen, welche zur gleichen Zeit krank gewesen wären, die Fassungskraft der öffentlichen Pesthäuser bei weitem überstiegen, und es wäre den Vertretern der Behörden unmöglich gewesen, sie zu entdecken und fortzuschaffen.
Darüber machte man sich in jenen Tagen viele Gedanken, und ich habe oft gehört, wie davon gesprochen wurde. Der Obrigkeit machte es genug zu schaffen, die Leute dazu zu bringen, daß sie sich mit dem Sperren ihrer Häuser abfanden, und wie ich berichtet habe, täuschten sie auf viele Art die Wachmänner und gelangten heraus. Aber diese Schwierigkeit zeigte mit aller Deutlichkeit, daß auf andere Weise vorzugehen sich als undurchführbar erwiesen hätte, denn sie hätten niemals zwangsweise die Kranken aus ihren Betten und Wohnungen hinauszubringen vermocht. Die Beamten des Lordbürgermeisters hätten dafür nicht ausgereicht, sondern um das zu versuchen, hätte man eine ganze Armee von Beamten gebraucht; und die Leute hinwiederum wären aufgebracht bis zum Äußersten gewesen und hätten diejenigen, die gewagt hätten, sich in Angelegenheiten zu mischen, die sie selbst oder ihre Kinder oder Verwandten betrafen, umgebracht, was immer die Folgen davon gewesen wären; und so hätte man die Leute, die ohnehin schon in einer Gemütsverfassung von kaum vorstellbarer Verwirrung waren – ich sage, man hätte sie völlig zum Wahnsinn getrieben; statt dessen zogen die Obrigkeitsvertreter es in vielfacher Hinsicht

Weitere Kostenlose Bücher