Die Pest Zu London
zu tun, solange bis sich entschied, ob der andere leben oder sterben würde. Auf die gleiche Art verfuhren die Sheriffs und Stadträte in ihren einzelnen Bezirken und Revieren, in denen sie ihres Amtes walteten, und die dem Sheriff unterstellten Offiziere oder Sergeanten wurden angewiesen, ihrerseits Befehle von den zuständigen Stadträten entgegenzunehmen, so daß die Rechtspflege in keinem einzigen Falle Unterbrechung erlitt. Als nächstes ließ man es sich besonders angelegen sein, dafür zu sorgen, daß die Bestimmungen über die Freiheit der Märkte eingehalten wurden, und zu diesem Zweck waren an jedem Markttag entweder der Lordbürgermeister oder einer der Sheriffs oder alle beide zu Pferde unterwegs, um über die Befolgung der Vorschriften zu wachen und dafür Sorge zu tragen, daß die Leute vom Land jede mögliche Ermutigung fanden und bei ihrer Anfahrt zum Markt und ihrer Rückfahrt danach völlig unbehelligt blieben, und daß auf den Straßen keine anstoßerregenden oder furchteinflößenden Szenen zu sehen waren, die sie hätten erschrecken und vom weiteren Kommen abhalten können.
Auch wurden die Bäcker besonderen Bestimmungen unterworfen, und der Obermeister der Bäckerinnung wurde, zusammen mit seinen Beiräten, angehalten, für die Durchführung der Magistratsanordnungen zu sorgen und auf das genaue Gewicht des Brotes zu achten, welches jede Woche vom Lordbürgermeister festgesetzt wurde, und alle Bäcker waren verpflichtet, ihre Backöfen ständig unter Feuer zu halten, unter Strafe, die Privilegien eines Freimanns der Stadt London einzubüßen.
Auf diese Weise war Brot immer in ausreichender Menge zu haben und so billig wie zu gewöhnlichen Zeiten, wie ich oben schon sagte; und die Lebensmittel gingen auf dem Markt nie aus, und das war so erstaunlich, daß ich mich oft darüber wunderte und mir selbst Vorwürfe machte, so ängstlich und vorsichtig mit dem Ausgehen zu sein, während doch die Leute vom Lande frei und unbekümmert zum Markt kamen, als ob es so etwas wie eine Seuche oder die Gefahr, sie sich zuzuziehen, in der Stadt gar nicht gäbe.
Es war in der Tat ein lobenswerter Punkt in der Amtsführung der genannten Behörden, daß die Straßen immerfort sauber und von allem, was auf irgendeine Art Schrecken erregen konnte, freigehalten wurden; so waren keine Leichen zu sehen oder sonst unziemliche oder unangenehme Dinge, außer, wenn gerade einer plötzlich auf der Straße umgefallen und gestorben war, wie ich es oben erwähnte, und diese wurden dann gewöhnlich mit einem Tuch oder einer Decke zugedeckt oder auf den nächsten Kirchhof geschafft, bis zur Nacht. Alle notwendigen Arbeiten, die die Empfindungen verletzten, weil sie sowohl grauenvoll wie gefährlich waren, wurden in der Nacht verrichtet; wenn die Leichen Pestkranker fortzuschaffen waren oder Tote zu beerdigen oder verseuchte Kleider zu verbrennen, es wurde des Nachts getan; und alle Leichen, die in die großen Massengräber auf den Friedhöfen oder Bestattungsgründen kamen, wie ich es geschildert habe, wurden in der Nacht dort hingeschafft, und alles mußte vor Tagesanbruch eingedeckt und zugeschüttet sein. So daß während der Tageszeit nicht das kleinste Anzeichen von dem Unheil zu sehen oder zu hören war, mit Ausnahme dessen, was man aus der Leere der Straßen und manchmal aus den wilden Aufschreien und bewegten Klagen der Leute, die aus den Fenstern drangen, und aus der Anzahl der gesperrten Häuser und Werkstätten entnehmen konnte.
Nun war es mit der Stille und der Leere der Straßen in der City nicht so schlimm wie weiter außerhalb, ausgenommen nur einen bestimmten Zeitabschnitt, als, wie ich es erörtert habe, die Pest nach Osten vordrang und sich über die ganze City verbreitete. Es war in der Tat eine gnädige Fügung Gottes, daß die Pest zuerst nur an einem Ende der Stadt ausbrach, wie es des langen und breiten berichtet worden ist, und dann schrittweise auf die anderen Stadtteile übergriff und bis zu uns herüber, nach Osten zu, erst kam, nachdem sie im westlichen Teil der Stadt ihre Wut ausgetobt hatte; und so ließ sie in der einen Richtung nach, während sie in der anderen anwuchs. Sie begann zum Beispiel in der Stadtgegend von St. Giles und Westminster, und sie hatte in der ganzen Gegend dort ihren Höhepunkt um die Mitte des Juli; das heißt in St. Giles in den Feldern, St. Andrew, Holborn, St. Clement Danes, St. Martin in den Feldern und in Westminster. Gegen Ende Juli ging sie in diesen Pfarren zurück; und
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