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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Schulter stieß, um nach einem vielleicht winzigen Fremdkörper zu suchen.
    »Ich werde tun, was ich kann«, versprach sie und wandte sich dann schamhaft ab, während Elisabeth ihren Geliebten wieder auf sein Lager bettete. Die Herzogin küsste seine Schulter, als sie den Verband erneut darüberlegte, und liebkoste seine Brust, als sie ihm half, ein frisches Hemd überzuziehen. Schließlich löste und kämmte sie sein Haar - eine Geste, die Lucia rührte.
    »Elisabeth, ich will nicht drängen, aber die Terz ...« Lucia hörte Glockenschlag. Elisabeth und sie mochten jetzt schon zu spät sein, und dann würde Margarethe von Holland Fragen stellen.
    Elisabeth trennte sich nur widerstrebend von ihrem Ritter, sah die Notwendigkeit jedoch ein. Die Frauen schlüpften zurück durch die Sakristei in die Kapelle, als die Kirche sich bereits leerte. Margarethe hatte sich schon nach ihnen umgeschaut, schien aber nicht misstrauisch, als die beiden aus der Marienkapelle traten.
    »Da habt ihr euch also versteckt! Habt Ihr Lucia Eure Kapelle gezeigt, Elisabeth? Diese Nische zu Ehren der Heiligen Jungfrau ist der Herzogin besonders teuer, Lucia. Ich weiß zwar nicht, was sie daran so anzieht, aber sie hat das neue Gewand für die Jungfrau selbst gefertigt und bestickt und auch für die Erneuerung der Kapelle gesorgt.«
    Tatsächlich trug die Statue der Jungfrau Maria ein Seidengewand, das nach neuester Mode geschneidert war, und die Kapelle war sauber und frisch gestrichen.
    Elisabeth zwinkerte Lucia zu.
    Sie hatte zweifellos besonderen Wert darauf gelegt, die Tür zur Sakristei gängig zu halten und das Schloss zu ölen.

4
 
    D ie Herzoginmutter versuchte, ihre Zöglinge von allen Vergnügungen und Verlockungen des Lebens außerhalb der Kemenate fernzuhalten, aber vollständig gelang das natürlich nicht. Die Burg war voller junger Ritter und Knappen, die sich nach einer Frau verzehrten - wobei die romantischen Vertreter die Laute schlugen und sich nach einer Minneherrin sehnten, die anderen schlicht davon redeten, möglichst bald ein beliebiges weibliches Wesen zu besitzen. Mitunter fielen sie über Mägde und Küchenmädchen her, wenn sie nachts vom Bankett aus in ihre Unterkünfte torkelten, aber in der Regel hatten sie sich doch so weit in der Gewalt, dass sie eher von einem der Edelfräulein schwärmten, die Margarethe unter Verschluss hielt.
    So tauschte die kleine Gisela hingebungsvoll Briefchen mit einem fahrenden Ritter aus den Niederlanden, Rolandus van Vries. Die sechzehnjährige Ehrentrud sprach von nichts anderem als davon, dass Jerome de la Bourgogne beim nächsten Turnier mit ihrem Zeichen in den Kampf reiten würde. Das Mädchen und ihr Schwarm hatten zwar nicht einmal eine gemeinsame Sprache, aber der glutäugige Franzose hatte es trotzdem geschafft, beim Vorbeireiten auf der Falkenjagd mit ihr Vereinbarungen zu treffen.
    Gerlind von Erasbach, die Allerjüngste, verzehrte sich nach einem Knappen und hatte von allen noch die größten Chancen, ihrem Auserwählten leibhaftig nahe zu sein. Sowohl Mädchen als auch Knappen wurden schließlich häufig mit Besorgungen betraut, die sie in Küche und Keller der Burg führten, und Gerlind und der junge Ehrenfried tauschten oft ein paar schüchterne Worte.
    Die anderen Mädchen sahen »ihre Ritter« dagegen meist nur von Weitem. Es gehörte zu ihren liebsten Zerstreuungen, sich einen Ausguck zu suchen und von einem der Fenster oder Wehrgänge der Burg auf die Übungsbahnen der Ritter hinunterzusehen. Dort fanden tägliche Ertüchtigungen und spielerische Wettkämpfe der fest auf der Burg etablierten und fahrenden Ritter statt. Die Mädchen konnten nicht genug davon bekommen, ihre Favoriten dabei zu bewundern und anzufeuern, obwohl die Männer auf diese Entfernung natürlich kein Wort von ihren Rufen verstanden.
    Die fahrenden Ritter erfreuten sich dabei ihrer besonderen Gunst, da sie meist schneidiger wirkten und verwegener kämpften als die Stammbesatzung der Feste. Schließlich versuchten sie verzweifelt, den Burgherrn zu beeindrucken, um sich ein Bleiberecht und auf die Dauer vielleicht ein Lehen zu verdienen. Die Landshuter Burg zog solche »Glücksritter« zurzeit besonders an, wusste man doch von dem schwelenden Konflikt zwischen den drei Herzögen. Bislang sah es zwar nicht so aus, als werde der auf dem Schlachtfeld entschieden, aber die Ritter mochten die Möglichkeit nicht außer Acht lassen. Echte Kämpfe boten schließlich sehr viel bessere Chancen, sich einen

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