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Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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diejenige sein, die Elisabeths Leiche entdeckte. Wenn die Freundin hier einen furchtbaren Tod gefunden hatte, war es allein ihre Schuld.
    Das schabende Geräusch, mit dem der Sargdeckel sich hob, war schauerlich. Die Männer nahmen ihn auf und schoben ihn zur Seite. Wenn Elisabeth lebte, musste der Spalt reichen, sie heraus zu holen.
    »Elisabeth ... mein Gott, Elisabeth ...« Adrians Stimme klang wie ein Schluchzen. Oder kamen die Schluchzer aus dem Innern des Sarges?
    Lucia nahm allen Mut zusammen und blickte nach unten. Clemens leuchtete eben mit einer Kerze in das Innere des Sarkophags, der auf den ersten Blick leer erschien. Dann aber sahen sie Elisabeth. Sie lag in einer Ecke, zusammengekrümmt, die Arme um die Beine geschlagen, die sie eng an den Körper gezogen hatte. Hier musste ein Luftloch gewesen sein; der antike Sarkophag hatte nicht ganz geschlossen. Wahrscheinlich war er schon mehrmals mit Hebeln geöffnet worden. Lucia fragte sich mit Grauen, wer wohl als Erster darin begraben worden war.
    »Ist sie tot?«, fragte sie leise. Vielleicht hatte die Luft nicht ausgereicht. Aber dann hörte sie die erstickten, schwachen Laute, die das verängstigte Wesen in dem Sarg von sich gab. Elisabeth brachte kein Wort heraus. Doch als die Männer den Sargdeckel etwas weiter aufschoben, erkannte Lucia, dass sie zitterte und keuchte. Sie war eindeutig am Leben.
    Adrian schien sich zu fassen. Er trat neben Clemens und streckte die Arme in den Sarg, um Elisabeth herauszuhelfen. Doch die völlig verstörte Frau rührte sich nicht.
    »Elisabeth, Liebste, ich bin es! Du bist in Sicherheit ...«
    »Ich bin ... ich bin ...« Elisabeth stand noch stärker unter Schock als Mathilde eben auf dem Friedhof.
    »Sie schafft es nicht allein. Kommt, Adrian, helft mir, sie herauszuziehen.« Clemens ergriff die Initiative und nahm Elisabeth energisch bei der Schulter. Augenblicke später lag sie in Adrians Armen.
    Der Ritter flüsterte zärtliche Worte, während Elisabeth nur etwas wie »Licht« stammelte.
    Lucia und die Juden fuhren zusammen, als die Kirchturmuhr eins schlug.
    Ari ben Mose wurde merklich unruhig. »Wir sollten machen, dass wir wegkommen!«, drängte er. »Wann fangen die mit ihren Andachten an?«
    »Wenn es zwei schlägt. Aber man weiß natürlich nie, ob da nicht schon vorher jemand kommt, um die Kerzen zu entzünden ...« Lucia kniete vor dem Grab nieder. »Könnt Ihr mir Elisabeth heraufreichen?«
    »Das lasst mal lieber uns machen«, meinte Jona. »Nicht, dass Ihr sie fallen lasst wie ein Bündel Lumpen.« Der kräftige Schmied kletterte aus dem Grab und nahm Elisabeth an, die Adrian ihm reichte. Lucia zog sie an sich und wiegte sie wie ein Kind. Die Männer verschlossen inzwischen den Sarg.
    »Sieht irgendetwas anders aus als vorher?«, fragte Clemens.
    Lucia schüttelte den Kopf. Auch die anderen waren zufrieden. Schließlich hatten sie den Sarg ja nicht bewegt.
    »Dann alle raus hier. Lasst uns die Grube verschließen, und nichts wie weg!«
    Das erneute Anbringen der Grabplatte erwies sich als der schwierigste Teil der Operation. Jona musste all sein Geschick aufbringen, die Platte wieder richtig einzupassen, und ohne Aris Bärenkräfte wäre es kaum gelungen.
    Elisabeth lag immer noch zitternd und schluchzend in Lucias Armen, als endlich alles fertig war. Schließlich übergab Lucia die Freundin an Adrian und machte sich daran, die Blumen und Kerzen wieder um die Grabstätte zu ordnen, wie sie es am Abend schon einmal getan hatte.
    Es war sicher noch eine halbe Stunde bis zur Vigil, als die Verschwörer aufatmend die Kirche verließen. Lucia geleitete sie zur Pforte und schlüpfte ganz selbstverständlich mit hinaus.
    »Was soll das, Lucia?«, fragte Clemens unwillig. »Du willst doch nicht mit?«
    Lucia runzelte die Stirn. »Aber sicher. Ich kann sie doch nicht allein lassen ...«
    »Sie ist nicht allein«, erwiderte Clemens ernst. »Aber die Herzoginmutter wird eine Menge Fragen stellen, wenn du morgen nicht an ihrem Grab kniest! Du musst spätestens zur Prim in der Kirche sein, und das schaffst du nicht, wenn du jetzt mit uns fliehst!«
    »Wo bringt ihr sie denn hin?«, fragte Lucia unschlüssig. Clemens hatte natürlich recht. Sie musste auch den Schlüssel zur Pforte vor dem Hochamt zurückbringen.
    »In eine Hütte im Wald, nicht weit vom Kloster«, antwortete Ari. »Früher hat da ein Köhler gehaust, aber jetzt steht die Hütte schon lange leer. Aber sie ist aufgeräumt und sauber. Jüdische Kaufleute

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