Die Pestglocke
meiner Ausgrabungsarbeiter ist heute Vormittag gestorben.«
»Tut mir leid, das zu hören. Standen Sie sich nahe?«
»Nein, das nicht. Tatsächlich kannte ich ihn kaum. Der arme Kerl hat auch keine Verwandten, die wir benachrichtigen könnten. Und sein Tod war nicht gerade ... na ja, der Tod ist nie angenehm, aber seiner war ziemlich grausig.«
»In welcher Beziehung?«
Ich beschrieb Terrys Symptome und das rasche Fortschreiten seiner Krankheit.
»Hört sich nach einem VHF an, einem viralen hämorrhagischen Fieber – so etwas wie Marburg oder Ebola.«
Mir lief es kalt über den Rücken. »Das halten manche Forscher für die wahre Ursache des Schwarzen Todes. Könnte er sich durch verflüssigte menschliche Überreste angesteckt haben? Leichensuppe, meine ich?«
»Wenn das betreffende Individuum mit VHF infiziert war? Möglich. Seuchenmediziner, die Ausbrüche von VHF einzudämmen versuchen, behandeln die Leichen der Opfer wie nicht explodierte Bomben – je weniger Kontakt, desto besser. Wir wissen allerdings noch nicht genügend darüber, wie lange oder unter welchen Umständen sie ansteckend bleiben. Ich nehme an, das Krankenhaus führt eine Autopsie durch?«
»Ich denke, ja.«
»In Fällen eines viralen hämorrhagischen Fiebers wird normalerweise keine Autopsie empfohlen, aber als solchen behandelt man die Sache anscheinend nicht.«
»Sie können ja an der Autopsie teilnehmen und ihren Sachverstand einbringen.«
Groot lächelte. »Deshalb bin ich nicht hier. Wieso wollen Sie mich unbedingt ins Spiel bringen?«
»Der Sarg, von dem ich rede, wurde auf dem Friedhof ausgegraben, über den Sie gerade gelesen haben. Ich mache mir Sorgen, was er enthalten haben könnte.« Ich erzählte ihm vom Fund der Särge und dem nachfolgenden Unfall.
»Wenn man mich darum bittet, werde ich ein Gutachten beisteuern, aber ansonsten nicht«, sagte er, als ich zu Ende erzählt hatte. »Ich habe nicht die Absicht, mich einzumischen, wo ich vielleicht nicht erwünscht bin, und ich glaube, Malcolm wäre es lieber, wenn ich mich aus der Sache heraushalte.«
»Haben Sie die Überreste der Frau bereits untersucht?«
»Gleich heute Morgen im St. Loman. Sie waren wahrscheinlich zur selben Zeit dort. Ich wünschte, ich hätte es gewusst.«
»Und ...?«
»Na ja, dann hätte ich Sie früher kennengelernt.«
Das wurde langsam etwas ärgerlich, wie eine Wespe, die man nicht totschlagen will, die aber nicht aufhört, dauernd um einen herumzuschwirren. »Ich meinte, und was haben Sie bei der Untersuchung der Leiche festgestellt?« Ich wählte vorsätzlich einen schärferen Ton.
Groots Lächeln verblasste. Dann sah er mich argwöhnisch an. »Sind Sie mit den Einzelheiten des Falls so weit vertraut?«
»Ja. Malcolm hat mir und Finian alles erzählt.« Das war leicht übertrieben, aber ich war neugierig.
»Nun, Malcolm könnte natürlich mit seiner Vermutung recht haben, dass man die Frau zerstückelt hat, um Teile von ihr für rituellen Zauber zu verwenden, aber ganz überzeugt bin ich davon noch nicht. Oberflächlich betrachtet, haben wir es mit den üblichen Begleiterscheinungen eines Muti-Mordes zu tun: die Leiche in fließendes Wasser geworfen, Kopf und Hände verschwunden, Brüste und Genitalien abgeschnitten, der Atlas entfernt. Wir können nicht sagen, ob die Organe im Kopf entfernt wurden, weil wir ihn nicht haben. Aber in der Leiche hatte sich Blut gesammelt, was darauf hinweist, dass sie nach dem Tod einige Zeit auf dem Rücken gelegen hatte. Und das wiederum verrät mir, dass sie nicht zerstückelt wurde, als sie noch lebte, denn dann wäre sie bei diesen Verletzungen ausgeblutet. Und das spricht nicht gerade für einen Fall von Muti. Wahrscheinlich hätte man bei einem Muti-Mord auch noch ihr Blut zur Verwendung aufgefangen, und das wurde nicht gemacht.«
»Das hört sich nach einer wirklich grauenhaften Praxis an. Warum tun Leute so etwas?«
»Muti ist einfach ein Zulu-Wort für Medizin, wie sie von den sogenannten Sangomas in Südafrika praktiziert wird. Es basiert auf dem Prinzip, die Energie lebender Dinge zu nutzen, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Und das ist so weit noch in Ordnung. Das Problem ist nur, dass menschliche Körperteile die potentesten Zutaten sind, die es gibt, und gelegentlich greifen Sangomas darauf zurück, vor allem um jemands Aussichten im Leben zu erhöhen. Dann sind wir bei einer Form kongenialer Magie – Augen, um in die Zukunft zu sehen, Genitalien und Brüste für sexuelle
Weitere Kostenlose Bücher