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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Hinweise aus den Archiven hatten Sie, ehe Sie zu graben anfingen? Dafür, dass Castleboyne tatsächlich von der Pest heimgesucht wurde, meine ich.«
    »Mehr als für die meisten Orte in Irland – was allerdings nicht viel heißt. Sehen Sie in dem Anhang auf der letzten Seite nach – dort finden Sie Auszüge aus den Annalen der damaligen Zeit.«
    Groot begann zu lesen. »1348, August: Die Große Pestilenz erreicht Castleboyne. September: Abt Thomas schrieb an Bischof Geoffrey: ›Manche unter den Stadtleuten beschuldigen Pilger, die unlängst von Drogheda den Fluss heraufgefahren sind, die Pestilenz über uns gebracht zu haben; sie verweisen auf ihre fremdartige Aufmachung und werfen ihnen vor, sie würden weder zum Schrein im Kloster Unserer Lieben Frau kommen, noch die Messe besuchen.‹ 1349, Juli: Bischof Geoffrey starb an der Pest und wurde unter dem Hochaltar der Kathedrale begraben. Oktober: Von überall im Land wird berichtet, dass viele Burgen ohne Wächter blieben, viele Herden ohne Hirten und viele Leichen ohne Begräbnis ...« Groot sah mich an. »Das klingt nach totaler Auslöschung.«
    »Dieses letzte Stück wurde wahrscheinlich später eingefügt – es ist eine Standardbeschreibung, die in den Folgejahren immer verwendet wurde, wenn die Pest zurückkehrte. Aber sie ist nicht übertrieben: Sechzig Prozent ist die allgemein akzeptierte Todesrate.«
    »Und Sie machen sich Sorgen, dass Sie den ursprünglichen Stamm wieder zum Leben erweckt haben könnten, hab ich recht?«
    »Der Gedanke ist mir durch den Kopf gegangen, ja.«
    Groot schüttelte den Kopf und lächelte. »Selbst wenn Ihr Angestellter an einem VHF gestorben ist, sehe ich nicht, wie der Schwarze Tod eine Infektion dieser Art gewesen sein könnte. Die Filoviren, die hämorrhagische Fieber hervorrufen, haben noch nicht herausgefunden, wie sie ausreichend viele von uns am Leben lassen können, damit sich die Ansteckung immer weiter ausbreitet – was der Schwarze Tod geschafft hatte. Dennoch zweifle ich nicht daran, dass die Natur etwas in ihrem Kessel -oder wahrscheinlich eher ihrem Wok – zusammenbraut, das sie gegen uns ins Feld führen kann. Vielleicht war Aids nur ein Experiment – um die Sache mit dem langsamen Verfall hinzubekommen, damit jede Menge Zeit bleibt, die Krankheit weiterzugeben. Aber können Sie sich vorstellen, was los wäre, wenn Aids durch Mutation so ansteckend würde wie der Schwarze Tod?«
    »Terry Johnston hatte Aids«, sagte ich.
    In diesem Augenblick hörte ich Finian, der aus dem Garten kam. »Na, wie kommt ihr beiden zurecht?«, fragte er.
    »Gut«, sagte ich und wurde aus irgendeinem Grund rot.
    »Ihre Freundin hier versteht es sehr gut, Informationen aus einem herauszuholen. Andererseits verdient sie schließlich ihren Lebensunterhalt damit, unter der Oberfläche zu graben.«
    »Man könnte sagen, wir haben alle drei Schmuddeljobs«, sagte Finian und wischte sich die Hände mit einem Tuch ab. »Obwohl manche noch ekliger sind als andere«, sagte er und fing meinen Blick auf. Er bezog sich auf Groots Beruf. Es war untypisch für Finian, solche Seitenhiebe zu verteilen, aber der Pathologe schien es nicht zu bemerken.
    »Wein?« Groot hielt die Flasche hoch.
    »Nein, danke. Ich habe im Garten gerade etwas aufgeschnappt.« Finian setzte sich. »Man erzählt sich, dass Castleboyne unter Quarantäne gestellt werden soll.«
    »Das liegt an dem, was Darren Byrne heute Vormittag im Radio gesagt hat«, erwiderte ich und wurde schon wieder rot, diesmal aus Schuldgefühl. Weil ich für den Unfall verantwortlich war. Weil ich nicht verhindern konnte, dass Byrne Panik verbreitete. Weil er womöglich recht hatte.
    »Hat das mit dem armen Kerl zu tun, der heute Morgen gestorben ist?«, fragte Groot und leerte die Flasche in sein Glas.
    »Ja«, antwortete Finian. »Aber anscheinend wurde eine zweite Person mit ähnlichen Symptomen in St. Loman eingewiesen.«
    Ich sprang auf und hätte beinahe die Flasche vom Tisch gestoßen. »Großer Gott, Finian. War es jemand aus dem Grabungsteam? Wer ist es? Warum hat man mich nicht benachrichtigt?«
    Finian kam zu mir und nahm mich in den Arm. »Reg dich nicht auf, Schatz, nur die Ruhe. Ich weiß nichts als das, was ich zufällig mitgehört habe. Vielleicht ist es nur ein Gerücht. Wir können ja im Krankenhaus anrufen.«
    Zehn Minuten später hörten wir immer noch nichts anderes als das Besetztzeichen.
    »Die Vermittlung ist überlastet«, sagte ich. »Das bedeutet, dass tatsächlich

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