Die Pestglocke
andere Geschichte ins Bild gesetzt werden, die Castleboyne in die Schlagzeilen gebracht hatte.
»Ich arbeite im St. Loman im Labor«, sagte Groot.
Sugrue musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Warum sollte eine Archäologin einen Laborwissenschaftler im Schlepptau haben? Wann und wie war er durch die Absperrung des Krankenhauses gelangt? Und was für ein Akzent war das?
Groot winkte Sugrue näher heran, senkte die Stimme und sagte: »Ich bringe Miss Bowe wegen einiger Bluttests ins Krankenhaus.« Er legte den Zeigefinger an die Lippen, um Diskretion anzumahnen. »Sie verstehen, was ich sage?«
Sugrue sah mich überrascht an. »Tut mir leid, Illaun. Das war unangebracht von mir. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung.«
Ich machte ein angemessen besorgtes Gesicht. »Bestimmt, Eddie. Danke.«
»Noch eine Warnung, Illaun. Es gibt einen Unterschied zwischen Nachrichten produzieren und Nachrichten verbreiten, aber ich glaube nicht, dass sich Darren Byrne darum schert.«
Groot fasste mich am Ellenbogen und führte mich weiter. Als wir ein gutes Stück entfernt waren, begann ich mich vor Lachen zu schütteln. »Na, Sie haben ja wirklich Nerven.«
»Wenn man als Student in der Anti-Apartheid-Bewegung aktiv war, musste man lernen, die Behörden gelegentlich anzulügen. Das ist mir gerade alles wieder eingefallen.«
»Gut möglich, dass Sie Ihre Fertigkeiten gleich noch mal unter Beweis stellen müssen, wenn wir ans Tor kommen.«
»Das wird nicht nötig sein. Ich habe Sherry von Brookfield aus angerufen. Er wurde in einen Ort namens Slane gerufen, weil dort gleich mehrere Leute ertrunken sind.« Der Boyne hatte begonnen, seine jährliche Sommerernte einzufahren. »Der amtliche Leichenbeschauer hatte ihn gebeten, die Autopsie bei Terry Johnston vorzunehmen, für den Fall, dass Fahrlässigkeit bei seinem Tod im Spiel war.«
»Das würde mir wirklich noch fehlen.«
»Keine Sorge. Er sagt, es sei reine Routine. Jedenfalls haben wir darüber gesprochen, ich habe mein Interesse an dem Fall zum Ausdruck gebracht, also hat Sherry mich ermächtigt, die Autopsie durchzuführen. Er müsste das Krankenhaus bereits informiert haben.« Groot blieb stehen und legte die Arme um mich. »Hey, schauen Sie nicht so finster. Sie haben, was Sie wollten.«
Es fühlte sich gut an. Für einen Moment ließ ich mich in seine Umarmung fallen, dann fing ich mich und trat einen Schritt zurück. »Das ist natürlich großartig.«
Groot eilte weiter und erwartete, dass ich ihm folgte.
»Moment, damit sind Sie zugelassen. Aber wie komme ich hinein?«
»Ganz einfach. Ich werde darauf bestehen, dass ich Sie brauche, um Johnstons Identität zu bestätigen.«
»Klingt glaubwürdig. Sie müssen eine Menge Übung gehabt haben als Student. Hat Ihnen sicherlich geholfen, die Schwindler aufzudecken, als Sie selbst auf die Seite des Gesetzes wechselten.«
Er grinste von einem Ohr zum andern.
»Apropos: Wer ist der Detective, den Sie treffen sollen – der für den Fall zuständig ist.«
»Er heißt Gallagher.«
»Matt Gallagher?«
»Ja. Ich habe ihn heute Morgen kennengelernt.«
»Hat er ...?« Ich klopfte auf meinen Kopf und suchte nach dem richtigen Wort.
»Haare von der Farbe einer Kaporange? Ja, das ist der Mann.«
Nun musste ich grinsen.
Das St.-Loman-Krankenhaus wurde von einer Phalanx von Reportern, Fotografen und Fernsehkameras belagert. Das Eingangstor war geschlossen, und ein junger Polizist – der trotz eines kurzärmligen Hemds heftig in der Nachmittagshitze schwitzte – stand davor und bemühte sich, die Bitten der Fotografen zu ignorieren, die gern aufs Tor geklettert wären, um das Hauptgebäude besser ins Bild zu bekommen. Ein Wachmann des Krankenhauses, der innerhalb des Tors postiert war, ließ sich Groots Geschichte mittels Funkgerät bestätigen, dann öffnete er das elektronisch gesteuerte Tor gerade so weit, dass wir durchschlüpfen konnten, während draußen die Kameras surrten und klickten.
Sobald wir drinnen waren, trennten wir uns, und ich ging zur Intensivstation. Nun, da der erste Schock vorbei war, begann ich wieder über Terry Johnston nachzudenken. Groot hatte sofort gesagt, seine Krankheit klinge wie ein hämorrhagisches Fieber. War die Vermutung dann wirklich zu weit hergeholt, dass er es sich von der Flüssigkeit im Sarg geholt hatte? Und wenn ja, war es dann nicht vernünftig, davon auszugehen, dass der Inhalt dieses Bleisarges etwas mit dem Grund zu tun hatte, warum man die Statue in dem anderen
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