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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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es ist … « Sie stand auf und sah mich an.
    Tränen liefen mir über die Wangen.
    »Um Himmels willen, du Dummchen, ich sag das doch, weil ich dich liebe und dich nicht leiden sehen will.« Sie streckte die Arme aus und wartete auf meine Reaktion.
    Ich schüttelte den Kopf und stand ebenfalls auf. »Nein, Fran. Du hast mich wirklich aus der Fassung gebracht.«
    »Ach, komm mir bloß nicht mit Selbstmitleid.« Um ihre Hände zu beschäftigen, schob sie ihren Stuhl unter den Tisch. Dann begann sie, die Hände immer noch an der Stuhllehne, am ganzen Leib zu zittern, und ich sah von der Seite, dass sie lachte.
    »Was ist so komisch?« Ich schniefte.
    Sie drehte sich zu mir um. Sie hatte ebenfalls Tränen in den Augen. »Weißt du was? Da bist du im gleichen Alter wie ich – und ich komme mir vor, als würde ich mit Daisy reden.«
    »Nur dass die im richtigen Alter ist, um zu rebellieren«, erwiderte ich und brachte ein Lächeln zustande.
    »Es ist nie zu spät«, sagte Fran leise.
    Ein Schluchzen stieg in mir auf wie das Magma, von dem sie gesprochen hatte. Ich streckte die Arme aus, und wir umarmten uns heulend.
    Wir hörten die Haustür aufgehen und Oisin hereinkommen.
    »Ich danke dir, wie immer«, sagte ich. Unser Gespräch kam zwar ungefähr einem Besuch beim Zahnarzt gleich, aber dafür sind Freunde manchmal eben da.
    Oisin kam, seinen Ball auftippend, in die Küche. Als er mich sah, blinzelte er, streckte den Daumen in die Höhe und sagte: »Van Gogh hängt noch.«
    Ich saß im Wagen und beobachtete einige Minuten lang Ben Adelolas Haus. Wo war er – und wo war die andere Bewohnerin des Hauses? Hatte seine Unterhaltung mit Darren Byrne etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Byrne zeigte bei jeder Gelegenheit mit dem Finger auf Immigranten – unwahrscheinlich, dass seine Begegnung mit Adelola freundschaftlicher Natur gewesen war. Vielleicht hatte Byrne etwas gegen ihn in der Hand, das er dazu benutzte, Informationen aus ihm herauszuholen. Mir kam der Gedanke, dass es mit der Leiche im Bach zu tun haben könnte. Und waren er und die andere Person im Haus deshalb geflohen?
    Ich schaltete mein Handy an. Auf die Zahl der Anrufe in Abwesenheit war ich nicht gefasst gewesen. Wenigstens konnte ich mir sie anhören und entscheiden, wen ich zurückrief. Die meisten Nachrichten waren von Journalisten, die einen Kommentar oder einen Rückruf erbaten, aber dazwischen gab es auch zwei persönliche Anrufe – einen von Finian und einen von Peter Groot.
    Welchen würde ich zuerst beantworten?
    Ich stählte mich innerlich.
    »Ja, bitte?«
    »Hallo, Finian. Ich bin's.«
    Ich ließ ein paar Sekunden Stille vergehen.
    »Bist du noch da?«
    »Ja, ich bin da, Finian.« Ich wollte nicht den Anschein erwecken, als wäre ich noch gekränkt, ich wusste nur nicht, was ich sagen sollte.
    »Es tut mir leid wegen gestern Abend. Ich hätte nicht so wütend werden dürfen. Ich bin dieser Tage ein bisschen nervös, aber das ist keine Entschuldigung.« Man konnte Finian bestimmt keine schlechten Manieren vorwerfen.
    »Schon gut«, sagte ich. »Es war egoistisch von mir, Groots Einladung anzunehmen.«
    Wir seufzten beide erleichtert, da keiner von uns eine frostige Auseinandersetzung wünschte. Ich erzählte ihm kurz, was in der Nacht zuvor passiert war.
    Finian war empört, nicht nur wegen der Art und Weise, wie man mich bedroht hatte, sondern auch über die ausgebliebene Reaktion der Polizei.
    »Sie waren mit diesen Straßensperren personell am Limit«, erklärte ich.
    »Ich finde, es ist eine Schande. Und ich halte die Idee mit der Quarantäne für unnötig. Das einzig Gute daran ist, dass sämtliche Bustouren nach Castleboyne für heute abgesagt wurden. Ich komme mir vor wie als Junge, wenn man überraschend einen Tag schulfrei bekommen hat.«
    »Es könnte für länger als einen Tag sein.«
    »Ich beabsichtige jedenfalls, das Beste daraus zu machen. Und als Erstes werde ich eine Grillparty veranstalten.«
    »Heute Abend?«
    »Ja, warum nicht. Schauen wir dem Tod ins Auge und halten ihm einen Hähnchenflügel unter die Nase.«
    Ich lächelte. »Das Gesundheitsministerium hat die Bevölkerung gebeten, auf soziale Zusammenkünfte zu verzichten.«
    »Im Ernst? Na, wenn die Polizei herumschnüffelt, sag ich ihnen, ich habe meine Freunde versammelt, um für deinen Schutz zu sorgen.«
    »Wen willst du einladen?«
    »Niemand von außerhalb, logischerweise. Also die üblichen Verdächtigen von hier. Ich klemme mich gleich ans Telefon. Vielleicht

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