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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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im Kamin zu sehen. Und nicht nur das, es war auch ein Brikettfeuer, sodass das angenehme Aroma brennenden Torfs den Raum durchzog. Dann sah ich Arthur auf einer Couch vor dem Feuer schlummern und Bess in voller Länge ausgestreckt auf dem Teppich zwischen seinen Füßen und dem Kamingitter liegen.
    Finian setzte mich in einen Lehnstuhl direkt vor dem Kamin und nahm neben seinem Vater auf der Couch Platz. Das ließ Arthur lebendig werden – er öffnete ein Auge, sagte aber nichts, bis ich meinen Bericht von dem Erlebnis am Fluss abgeschlossen hatte. Während Finian fieberhaft nach einer Erklärung suchte, lachte Arthur. »Schwarzfischer«, sagte er. Ein Schlaganfall machte es ihm schwer, ganze Sätze zu bilden, aber man konnte ihm ganz gut folgen. »Alter Trick ... Schneid ein totes Kaninchen auf ... häng es auf ... Maden fallen in den Fluss. Fische … Forellen sammeln sich in Scharen … Schwarzfischer wirft eine Made am Haken rein -Zack! Funktioniert immer.«
    »Das hat ein Schwarzfischer dort aufgehängt? Bist du dir sicher?«
    »Absolut. Der Ast hat garantiert eine Rille von der Schnur … vom jahrelangen Kaninchen aufhängen. Schau nach ... siehst, dass ich recht habe.«
    Arthurs selbstsichere Gewissheit und der aromatische Rauch des Feuers ließen mich ruhig werden. Und dann machte Finian einen Vorschlag, der meiner Vorstellung davon entsprach, wie man einen düsteren Sommernachmittag am besten verbrachte.
    »Komm, wir erforschen die restliche Geschichte dieser Statue«, sagte er. »Ich habe bereits einige Dinge ausgegraben.«
    »Da bin ich sofort dabei.« Ich stand auf. »Du hast mich wirklich beruhigt«, sagte ich zu Arthur. »Jedenfalls, was meine Nerven angeht. Mit dem Magen ist es eine andere Geschichte. Scheußliche Praxis, findest du nicht?«
    »Unfair«, sagte er, aber ich glaube, er bezog sich auf die Methoden des Schwarzfischers und weniger auf das Schicksal des Kaninchens.
    Finian ging zu seinem Arbeitszimmer voran. »Wieso bist du wegen eines toten Kaninchens so aus dem Häuschen geraten?« Er schaltete das Licht an.
    »Ich glaube, weil ich in Gedanken gerade bei einigen schauerlichen Dingen war, als ich es entdeckt habe. Um ehrlich zu sein, Finian, weiß ich im Moment nicht aus noch ein, was meine Gefühle angeht. Und die beiläufige Art, wie du unsere Beziehung behandelst, macht die Sache nicht eben besser. Sie scheint das Letzte zu sein, was du bei deinen Plänen berücksichtigst.«
    Finian setzte sich an den Computer. »Ich weiß. Es tut mir leid. Ich war sehr mit mir selbst beschäftigt. Ich verspreche, ich mache mir Gedanken darüber – über uns meine ich. Ich brauche nur noch ein, zwei Tage Zeit, um einen klaren Kopf zu bekommen.« Er sah mich mit großem Ernst an.
    »Also gut, ein paar Tage.« Was hatte Gallagher gesagt? »Aber sieh zu, dass es sich nicht hinzieht.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Okay. Dann machen wir uns mal an diese Sache hier.«
    Finian schlug eine Taste an, und Googleboyne erschien auf dem Schirm. »Ich könnte ja schon einmal ausdrucken, was bisher zum Vorschein gekommen ist, dann kannst du es lesen, während ich weiterforsche.«
    »Einverstanden.«
    Der erste dokumentierte Verweis auf den Schrein der Muttergottes von Castleboyne stammte aus dem Jahr 1259. Er vermerkte, dass das Bildnis »seit den Anfangsjahren des Jahrhunderts« in Ehren gehalten werde und »die Iren und Engländer in seiner Verehrung wetteifern« – eine Einschätzung, die in dem späteren Eintrag, den ich gelesen hatte, ihren Widerhall findet. Es bedeutete, der Schrein hatte die segensreiche Wirkung, die gälischen und anglonormannischen Gemeinden unter ein Dach zu bringen, sodass sie nur noch in der Verehrung der Muttergottes von Castleboyne gegeneinander stritten. Vielleicht als Folge davon wurde im selben Jahr verfügt, dass »jede Person, die einen Pilger auf dem Weg zum oder vom Schrein auszurauben oder zu überfallen versucht, wegen eines Schwerverbrechens verurteilt und vom königlichen Schutz ausgeschlossen wird.«
    Neun Jahre später gründete der Bischof von Meath die Abtei von Unserer Lieben Frau, »worin das Bildnis der Jungfrau ausgestellt ward«. Mehr oder weniger sofort danach hieß es, »viele wundersame Heilungen wurden durch den Schrein bewirkt, nämlich dass Blinde wieder sehen, Stumme wieder sprechen, Lahme wieder laufen konnten« -ein Eintrag, der offenbar die Entscheidung der anglonormannischen Geistlichkeit bestätigen sollte, das Bildnis in ihre Obhut zu nehmen. 1272 legte der

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