Die Pestglocke
Bischof den Grundstein für die Kathedrale Peter und Paul in Oldbridge. Inzwischen war offensichtlich, dass Castleboyne die lebhafte religiöse Entwicklung erlebte, die für das 13. Jahrhundert charakteristisch war. Mit dem nächsten Eintrag war ich vertraut – es war die erste urkundliche Erwähnung des Magdalenerinnenhospitals. 1273 erließ der Abt von Unserer Lieben Frau Anweisungen für eine Abgabe, die von den Pilgern für den Unterhalt des Marienschreins und des Leprakrankenhauses St. Mary Maudlin zu zahlen war.
Im selben Jahr kehrte ein gewisser Lord Robert de Fay aus dem Heiligen Land zurück und vermachte der Abtei Unserer Lieben Frau eine »von seiner edlen Hand in Jerusalem gerettete heilige Reliquie, ein passendes Geschenk, da das Bildnis der Madonna auf die gleiche Weise nach Castleboyne gelangt sein soll, wie manche behaupten«. Das war interessant. De Fay war offensichtlich von den Kreuzzügen mit der Reliquie zurückgekehrt; hieß »auf die gleiche Weise« also, dass die Muttergottes von Castleboyne ebenfalls von Kreuzfahrern mitgebracht worden war?
Ich hatte eine Frage an Finian. »Darf ich dich einen Moment stören?«
»Nur zu«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
»Welcher von den Kreuzzügen fand gleich noch in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts statt?«
Er legte den Kopf kurz zurück, schloss ohne Frage auch die Augen und antwortete dann. »Der berüchtigte vierte. 1198 ausgerufen, sollte eigentlich nach Ägypten gehen. Die Kreuzfahrer verschuldeten sich bei den Bankkaufleuten von Venedig und wurden von denen losgeschickt, Konstantinopel zu plündern, was sie gegen den ausdrücklichen Wunsch des Papstes 1204 auch taten. Es war letztlich ein tödlicher Schlag für das Byzantinische Reich und das Ende aller Hoffnungen auf eine Aussöhnung zwischen römischer und griechischer Kirche.«
Es war wie eines dieser Kästchen mit Informationen, die man in Reiseführern findet. »Danke. Dann weiß ich schon Bescheid.« Konnte das sein? War das wundertätige Bildnis der Jungfrau von der Plünderung Konstantinopels mitgebracht worden?
Die frühen Einträge für das 14. Jahrhundert waren durchweg unergiebig. »1312 – Das Bildnis der Muttergottes wirkte viele Wunder, und reiche Opfer wurden gebracht.«
»1316 – Im März wurde Maurice Tuite zum Guardian des Leprakrankenhauses von St. Mary Maudlin ernannt. Im Mai verabschiedete das in Castleboyne tagende Parlament ein Gesetz, das der Abtei zwei Mühlen am Boyne übertrug, mit dem Zweck, ein ewiges Wachslicht vor dem Bildnis der Muttergottes zu finanzieren.«
Dann, 1343, kam ein wichtiger Eintrag: »Geoffrey Balfe, Bischof von Meath, schrieb an Abt Thomas und schlug vor, rechtzeitig zum Heiligen Jahr, das Seine Heiligkeit Papst Clemens für 1350 verkündet hatte, einen neuen Reliquienschrein in der Abtei aufzustellen und zu diesem Zweck Mittel aus den Spenden der Pilger zu beschaffen.«
Bis hierher war Finian gekommen. Ich wartete, bis er die nächste Auswahl zusammengestellt hatte, die die Zeit des Schwarzen Todes abdecken würde. Es war, wie auf die neue Folge eines Fortsetzungskrimis zu warten. Ich schaute aus dem Fenster und sah Wolken, dünn und hoch wie Kondensstreifen, die sich über den ausgewaschen blauen Himmel zogen. Mir war, als hörte ich irgendwo im Haus ein Telefon läuten. Finian gab mir den nächsten Ausdruck.
»1345 -Viele strömten zum Schrein, darunter Engländer, Waliser und Flamen.« Das war die erste Erwähnung von Pilgern aus den damaligen Niederlanden in Castleboyne.
»1347 – Im September wurde Maurice Tuite, Guardian des Maudlin-Hospitals, angeklagt, die Besitztümer und Spenden kranker Pilger gestohlen zu haben. Seine Frau ging aus Scham ins Kloster. Er wurde zum Hungertod ad dietam verurteilt, und es wurde verfügt, dass er das Schicksal des Donncadh MacMurrough teilen sollte.« Das war ein seltsamer Eintrag. Bei der unvollständigen Chronik der mittelalterlichen Geschichte Irlands war es schwer zu sagen, ob das Ereignis aufgezeichnet wurde, weil man es damals für ein so schweres Vergehen hielt, oder ob es seinen Platz in der Chronik dem reinen Zufall verdankte, während Berichte über bedeutendere Vorgänge verloren gegangen waren. Der Eintrag verlangte auch nach näherer Deutung, aber ich wollte zunächst weitergehen.
»1348 – Im Juli schrieb Abt Thomas an den Bischof: ›Die treuen Untertanen des Königs in der Stadt haben mich ersucht, den neuen Reliquienschrein (der merkwürdigerweise den Gefallen der
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