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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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nicht enttäuschen, kleine Jo?«, gurrte Ita. » Du weißt genau, wie sehr ich es hasse, enttäuscht zu werden.«
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    Der Wein kreiste in seinem Schädel, und plötzlich bereute Vincent de Vries, dass er drei Becher viel zu rasch hintereinander geleert hatte. Aber wie hätte er den Bader auch zurückweisen können, der ihn in sein Haus gezogen und zum Anstoßen geradezu genötigt hatte?
    Ein seltsames Paar, dieser stattliche, lebenserfahrene Ludwig Weißenburg und das schmale rotblonde Mädchen, das seine Tochter sein könnte. Mit den roten Flecken auf ihren bleichen Wangen und dem Bauch, der sich bereits sichtbar wölbte, hatte sie ihm fast leidgetan. Sie kam ihm vor wie ein verschüchtertes Kind, das in die Gewänder der Mutter geschlüpft war, um Hochzeit zu spielen.
    » Es wird doch leben und gesund sein?«, hatte sie Vincent flüsternd gefragt, nachdem sie erfahren hatte, dass er Medicus war und der neue Leibarzt des Erzbischofs noch dazu. » Ihr müsst mir helfen! Es hängt so vieles für uns davon ab.«
    Jede Geburt war ein Wagnis auf Leben und Tod, das hatte sein Beruf ihn gelehrt. Ennelin hatte kaum Fleisch auf den Rippen, und das Becken schien ihm reichlich schmal. Alles war möglich: Das Kind konnte falsch liegen, im Geburtskanal stecken bleiben, heftigste Blutungen auslösen, die zum Tod der Mutter führten – was hatte er nicht schon an Furchtbarem erleben müssen!
    » Kümmert Euch beizeiten um eine erfahrene Hebamme!«, hatte er gesagt. » Die wird Euch beistehen …«
    » Aber das ist nicht genug. Diese Weiber wissen nichts. Ich brauche Eure Hilfe, Medicus, bitte!« Ihre zarten Hände hatten sich plötzlich mit erstaunlicher Kraft an seinen Ärmel geklammert. » Lasst mich nicht im Stich, wenn meine Stunde gekommen ist! Ich habe so viel vor mit diesem Kind. Rechtschaffen soll es werden, fromm, dem Wort Gottes von Herzen zugetan.«
    » Meine Kleine hat recht.« Ludwig hatte sich eingeschaltet. » Ich wünsche mir dieses Kind mehr als alles andere auf der Welt. Und sollte es tatsächlich ein Sohn sein …« Mit einer raschen Bewegung hatte er sich abgewandt.
    » Nun, Geburten gehören nicht zu meinem Spezialgebiet«, hatte Vincents diplomatische Antwort schließlich gelautet. » Doch wenn es in meinen Möglichkeiten steht, werde ich mich zu gegebener Zeit gerne um Euch kümmern …«
    Ennelin war ihm plötzlich am Hals gehangen, stammelte, lachte und weinte in einem.
    » Das werde ich Euch niemals vergessen, Medicus de Vries!«, hatte Ludwig gerufen. » Hattet Ihr neulich nicht gesagt, dass Ihr eine anständige, reife Frau sucht, die Euch den Haushalt führen soll? Da wüsste ich genau die Richtige für Euch.«
    Auf dem Heimweg schwankte Vincent plötzlich leicht.
    Zu Hause würde er geschwind den Rest der Suppe löffeln, die er sich gestern gekocht hatte, so ziemlich das einzig Essbare, das er neben gebratenem Fleisch und Haferbrei zuzubereiten wusste. Falls er diese Abfolge nicht im Abstand von zwei Tagen wiederholen wollte, brauchte er dringend jemanden, der für abwechslungsreiche Kost, vor allem aber für Ordnung in Haus und Küche sorgte. Warum sich also nicht auf die Empfehlung Weißenburgs verlassen? So wie sich die Arbeit am bischöflichen Hof anließ, konnte er eine helfende Hand im Haushalt gut gebrauchen, zumal er binnen Kurzem auch noch regelmäßig Unterricht an der Burse halten sollte.
    Er würde ihm die Frau vorbeischicken, hatte der Bader beim Abschied versprochen und dann seine Ennelin stürmisch an sich gezogen, während Vincent schleunigst das Weite gesucht hatte.
    Es war noch immer so warm, dass ihm das Hemd am Körper klebte. Am liebsten hätte er es schon auf der Straße abgestreift. Auch die Bewohner der umliegenden Gebäude schienen unter der nächtlichen Schwüle zu leiden. Viele Fenster standen offen, um selbst die kleinste Brise zu nützen. Als er an einem Wirtshaus vorbeiging, hörte er die schweren Stimmen Betrunkener.
    Aus einem Fenster im ersten Stock gegenüber kam so herzzerreißendes Schluchzen, dass Vincent unwillkürlich stehen blieb.
    » So rede doch, Mama!« Eine junge Stimme, dünn und verzweifelt. » Warum sagst du denn nichts mehr?«
    » Kann ich helfen?«, rief er hinauf.
    Es dauerte nur ein paar Augenblicke, dann erschien ein verweintes Gesicht am Fenster.
    » Meine Mutter ist sehr krank. Schon seit Tagen. Heute aber ist es noch schlimmer geworden.« Das Mädchen mochte fünfzehn sein, höchstens sechzehn. Wenn sie so wenig zu essen hatten, war das Alter

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