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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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wird es ja wohl nicht dauern. Und heute will ich ihr Schlafmann sein. Ich bezahle für die ganze Nacht.«
    Conrat stand auf und kam mit einem Weinkrug zurück, doch Hennes schüttelte abermals den Kopf. Er wollte nüchtern bleiben, um das sündige Weib mit allen Fasern zu spüren. Außerdem war die Kleine trickreich. Passte man nicht genau auf, ersann sie im Nu neue Listen, um noch mehr für ihre Liebesdienste herauszuschlagen.
    » Deinen überteuerten Essig kannst du allein saufen«, sagte Hennes grob. » Bin es leid, dass mir jedes Mal der Magen in Flammen steht, sobald ich davon getrunken habe.«
    » Du bist der Einzige, der sich beschwert«, blaffte Conrat zurück und lugte dabei zu den anderen Freiern. » Wer bei mir huren will, der muss auch Wein bestellen, so lautet nun mal die Regel. Passt mir ohnehin nicht, was du hier mit Bela veranstaltest. Ich sorge für die Kleidung der Mädchen, ich gebe ihnen zu essen und ein Bett zum Schlafen. Mit diesem noblen Rauchwerk setzt du ihr nur Flausen in den Kopf. Wozu braucht eine Dirne Pelze? Um ihr Handwerk ordentlich auszuüben garantiert nicht!«
    Hennes’ Magen rebellierte, als ob er gerade zwei Liter von dem ungenießbaren Gesöff zu sich genommen hätte. Natürlich hatte er Kragen und Häubchen aus Silberfuchs ins Haus am Berlich abgeliefert. Doch von Bela war bislang keine Reaktion gekommen.
    » Das ist ganz allein meine Sache«, sagte er säuerlich. » Zähl du lieber deine Hurenheller, das ist dein Geschäft! Wann ist sie endlich frei?«
    » Das kann dauern. Geh inzwischen ein paar Runden spazieren!«, schlug Conrat vor. » Oder würfle mit uns. Ich mag es nicht, wenn bockige Kerle unbeschäftigt herumhängen.«
    » Ich lass mir von dir doch keine Vorschriften machen!«, begehrte Hennes auf. » Ich tu genau das, was ich will. Bei all dem schönen Silber, das ich schon bei dir gelassen habe …«
    » Sieh an, der Arnheim!« Rutger Neuhaus stand plötzlich in der Stube, das Hemd noch halb aus der Hose hängend, das er sich jetzt nachlässig in den Bund stopfte. » Willst du sehen, wie der Pelz unserer Schönen steht?« Ein raues Lachen. » Bela – der Kürschner ist da!«
    Sie war barfuß und trug nur ein zerschlissenes Leinenhemd, das ihren Körper mehr zur Schau stellte als verhüllte. Das helle Haar war verstrubbelt, als hätte es tagelang keinen Kamm mehr gesehen, ihr Gesicht rosig und entspannt. Um den Hals hatte sie nachlässig den Silberfuchs geschlungen, den sie so selbstverständlich trug, als wäre sie mit ihm zur Welt gekommen.
    Hennes starrte sie an wie eine Erscheinung.
    » Gefällt dir, was du siehst?«, fragte Bela gurrend und warf die Locken zurück. » Für das Mützchen ist es heute leider viel zu heiß, aber ich könnte dir noch mehr zeigen, wenn du nur ein bisschen netter zu mir wärst.«
    Hennes’ Kehle war plötzlich staubtrocken. Er spürte den spöttischen Blick Rutgers auf sich lasten und fühlte sich ausgeliefert in seiner offenkundigen Geilheit.
    » Was meinst du damit?«, krächzte er.
    » Das will ich dir sagen. War da nicht auch noch von einer Schecke aus Silberfuchs die Rede?« Bela steckte sich den Zeigefinger in den Mund und begann hingebungsvoll daran zu saugen. » Bring sie mir – dann werde ich so unartig sein, wie du es noch nie zuvor erlebt hast.«
    » Aber ich will dich doch jetzt«, stammelte Hennes. » Und zwar die ganze Nacht. Deshalb bin ich hier.«
    » Ich fürchte, unsere Kleine hat für heute mehr als genug.« Rutger Neuhaus klopfte dem Kürschner gönnerhaft auf den Rücken. » Ich war schließlich über Stunden mit ihr zusammen, und das fordert seinen Preis. Nein, ein wenig Ruhe solltet Ihr ihr schon gönnen!«
    Die junge Frau begann silberhell zu lachen, als habe Neuhaus einen köstlichen Witz gerissen.
    » Entscheidet Euch für eine andere – oder kommt mit mir, denn ich weiß etwas, das Euch interessieren könnte«, fuhr er fort. » Das liegt allein bei Euch!«
    » Aber Bela …«
    Sie hob die Hand zu einem flüchtigen Winken. Dann drehte sie sich um, und bevor sie nach oben verschwunden war, gönnte sie ihm einen letzten Blick auf ihre festen Hinterbacken, die sich unter dem dünnen Stoff abzeichneten.
    » Sie ist und bleibt nun mal mein bestes Pferd im Stall.« Der Hurenwirt hob bedauernd die Schultern. » Wenn Bela Ruhe will, bekommt sie die auch. Sie wird morgen alles wieder wettmachen, doppelt und dreifach, das weiß ich.«
    Grollend verließ Hennes mit Rutger das Haus am Berlich. Zum Glück war es

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