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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hast du dieses Teufelszeug?«
    » Teufelszeug?« Sabeths Zunge schnellte hervor wie eine flinke hellrote Schlange. » Damit macht man Kupfer so glänzend wie Gold – schau doch!«
    Johannas wild schlagendes Herz beruhigte sich nur langsam. Gottlob war es nicht die ätzende Flusssäure, wie sie im ersten Schreck befürchtet hatte, sondern tatsächlich nur Essig, der in einem ganz ähnlichen Gefäß schwappte. Sie lief hinüber zur Speisekammer, wo sie die gefährliche Substanz hinter den Schmalztöpfen auf dem obersten Regal versteckt hatte. Sabeth, die ihr kaum bis ans Kinn reichte, war viel zu klein, um dort hinaufzukommen, zumindest war Johanna bislang davon ausgegangen. Doch wer konnte schon wissen, was der Verwirrten eines Tages noch einfallen würde?
    Johanna streckte sich, bis sie den Topf erreichte, holte ihn herunter und wog ihn nachdenklich in den Händen.
    Wohin damit?
    Am besten wäre es gewesen, ihn zu vergraben, so tief, dass kein Tier oder gar Mensch daran zu Schaden kommen konnte. Doch wo war der geeignete Ort dafür?
    Sie war ins Grübeln verfallen und schreckte erst wieder hoch, als Sabeth ihre Schulter berührte.
    » Dein Liebchen ist da«, flüsterte sie mit schelmischem Lächeln. » Hab mir doch gleich gedacht, dass er es nicht lange ohne dich aushalten wird!«
    Ludwig? Das konnte, das durfte nicht sein!
    Irgendetwas in Johanna wurde trotzdem hell. Sie machte sich lang, stellte den Topf wieder zurück auf das Holzbrett und schob ihn bis ganz hinten an die rissige Wand. Dass Sabeths wasserblaue Augen ihr dabei neugierig folgten, missfiel ihr, aber was hätte sie daran jetzt noch ändern können?
    Erst als sie ihren Rock glatt strich, bemerkte sie den fetten Rattenkadaver, der in der Holzfalle lag. Jetzt trauten sie sich schon bis herauf ins Erdgeschoss! Sie würde noch mehr Gift auslegen müssen, damit sie künftig vor ihnen sicher waren.
    » Was willst du?«, sagte Johanna, als sie vor Ludwig stand. Seltsamerweise fiel es ihr schwer, unfreundlich zu sein, obwohl er nichts anderes verdiente. Der Bader hatte sie belogen und hintergangen, und dennoch vermisste sie ihn. Das wurde ihr bei seinem Anblick schmerzlich bewusst. War es die helle Morgensonne, die durch die Scheiben schien, der warme, leicht süßliche Duft der Morgensuppe, der noch in der Luft hing, oder die Einsamkeit, die von Nacht zu Nacht unerträglicher auf ihr lastete – was hätte sie jetzt nicht darum gegeben, die Zeit einfach zurückdrehen zu können!
    » Dir einen Vorschlag unterbreiten«, sagte er rasch. » Und ich hoffe, du hörst ihn dir wenigstens an.«
    Sein Haar war strubbelig, als sei er gerade erst aus dem Bett gekrochen. Zudem verströmte er einen Geruch, der ihr fremd war. Ein neues Kräuterelixier, das er an sich erprobte? Oder lag es daran, dass er noch vor Kurzem mit seinem jungen Weib den Freuden der körperlichen Liebe gefrönt hatte?
    Eifersucht schoss Johanna durch den Leib wie ein glühender Pfeil.
    » Hatte ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt?«, sagte sie spitz. » Ich will dich nicht mehr in meinem Haus sehen. Soll ich es dir vielleicht aufschreiben, damit du mir endlich glaubst?«
    » Es gibt Zeiten, in denen man es sich leisten kann, stolz zu sein, und andere, in denen man die Hilfe von Freunden besser nicht ausschlagen sollte«, erwiderte Ludwig. » Ich habe gerade das Blatternhaus gepachtet, eine große Investition, doch ich hoffe, sie wird sich auszahlen. Deshalb sind mir finanziell ein wenig die Hände gebunden.«
    » Was hat das mit mir zu tun?«
    » Warte, ich bin noch nicht fertig! Wäre es anders, ich könnte und würde dich unterstützen. Denn ich habe von deinen Schwierigkeiten gehört …«
    » Die dich nichts angehen, heute weniger denn je«, unterbrach sie ihn. » Wir kommen zurecht, Sabeth und ich. Sonst noch was?«
    Seltsamerweise fiel ihr plötzlich wieder der Traum ein, der sie vor zwei Tagen schweißgebadet hatte erwachen lassen: eine wutentbrannte Äbtissin, die Ruten auf Johannas nacktem Rücken zerschlagen hatte, anstatt ihr den zugesagten Wein zu verkaufen – aber das waren sicher bloß Ängste, weil der Deutzer Abt sie so unfreundlich abgewiesen hatte.
    » Von deinem Schwager weiß ich, dass dein Ausschank gefährdet ist. Da dachte ich …«
    » Ich hab mir stets zu helfen gewusst.« Johanna reckte ihr Kinn. » Und dazu habe ich weder einen Hennes gebraucht noch jemanden wie dich.« Beim Reden spürte sie, wie tief ihre Enttäuschung saß. » Geh lieber eine Wiege

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