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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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wenn doch?«, kam die Rückfrage gleich zurück.
    »Dann könnte stimmen, was wir vermuten. Der Totengräber und der Unbekannte hätten statt unserer Buben die der Opsers ermordet. Wenn dem wirklich so wäre, würden sich die beiden Übeltäter jetzt in Sicherheit wiegen. Sie hätten alle Mitwisser getötet und somit erreicht, was sie wollten. Aber ich gebe zu, dass die Möglichkeit besteht, dass die beiden … vielmehr nur noch der Unbekannte«, korrigierte sich der Kastellan selbst, »irgendwann merkt, dass die falschen Kinder umgebracht worden sind.« Er rieb sich die Augen, »dann würden Diederich und Lodewig weiterhin in allerhöchster Lebensgefahr schweben. Doch wie sollte der Mordbube dies jetzt, wo er sicher sein kann, seine beiden Mitwisser beseitigt zu haben, merken? So lange unsere Söhne nicht unnötig auf sich aufmerksam machen und sich verdächtig verhalten, geschieht nichts. So traurig es für die Familie des Blaufärbers wäre, könnten wir jetzt beruhigt sein.«
    »Du bist beruhigt?«, fragte Konstanze mit zusammengekniffenen Augen, erwartete aber keine Antwort. »Immerhin könnte es sein, dass einer oder sogar beide Söhne des Blaufärbers wegen der Schuld unserer Söhne umgebracht worden sind.«
    »Schuld? – Schuld? Was auch immer geschehen ist: Unsere Söhne tragen für nichts die Schuld!«, empörte sich Ulrich.
    »Entschuldige! Natürlich haben unsere Kinder keinerlei Schuld auf sich geladen«, sagte Konstanze, die merkte, dass sie sich in all der Aufregung bei der Wahl ihrer Worte vergriffen hatte.
    »Selbst wenn dem so sein sollte – was immer noch höchst spekulativ ist – können unsere Kinder nichts für Didriks Verschwinden. Sicher: Sie sind ohne Erlaubnis in den Kirchhof geschlichen. Aber sie haben doch nichts und niemandem etwas getan. Was also soll ich tun? Ich habe nicht den geringsten Beweis, ja, nicht einmal einen annähernd belegbaren Anhaltspunkt. Was ich habe, ist der medizinische Beleg dafür, dass Ruland Berging tot ist und …«
    »Beweis! Was ist schon bewiesen?«, zischte Konstanze hämisch dazwischen. »Du müsstest etwas unternehmen.«
    »Wenn du schon so klug bist, dann sag mir bitte, was ich tun soll«, konterte Ulrich und wollte in seiner Wut Konstanze schon wieder an den Armen packen, ließ dies aber dann doch sein. »Wenn ich einen eindeutig als tot Identifizierten zur Anklage brächte, würde man mich in Immenstadt auslachen.«
    »Aber du hast die Aussage unserer Söhne.«
    »Was soll das nützen? Erstens handelt es sich dabei um ein Kind und einen Heranwachsenden, denen man kaum Glauben schenken wird. Und zweitens haben sie nichts Konkretes, nichts wirklich Belastendes gehört … auch wenn dies der von dir ach so gefürchtete Unbekannte vielleicht immer noch glauben mag. Ich sage es jetzt noch einmal: Der ehemalige Totengräber Ruland Berging ist tot! Und er wurde nicht einmal ermordet. Laut Aussage unseres Dorfarztes war er besoffen und ist schlicht und ergreifend im Entenpfuhl ersoffen.«
    »Deine Wortspielereien kannst du dir sparen«, maulte Konstanze, die sich nicht beirren ließ und ihren Mann fragte, was nun mit ihren Söhnen geschehen solle.
    Da der Kastellan wusste, dass seine Frau normalerweise vernünftig war und jetzt nur aus Sorge um ihre Kinder so verbohrt reagierte, antwortete er in ruhigem Ton: »Auf Diederich werden wir trotzdem noch mehr achten als bisher. Wir haben bereits darüber gesprochen, dass er das Schloss nicht allein verlassen darf.«
    »Niemals!«, konkretisierte seine Frau scharf.
    »Beruhige dich, Konstanze. Das würde er sowieso nicht tun. Und was Lodewig anbelangt, so ist er alt genug, um selbst auf sich achten zu können.«
    »Du musst auch ihm verbieten, das Schloss allein zu verlassen!«, fuhr Konstanze dazwischen.
    Der Kastellan schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein, meine Liebe. Erstens darf Lodewig bald Waffen tragen, um sich verteidigen zu können. Und zweitens musst du dich so langsam daran gewöhnen, dass dein Mittlerer erwachsen geworden ist. Ich werde ihm dennoch einbläuen, äußerst wachsam zu sein, und ihn bitten, stets vor Einbruch der Dunkelheit im Schloss zu sein. Außerdem werde ich seine Waffenübungen vorantreiben. Bist du damit zufrieden?«
    »Danke, Ulrich! Dennoch macht mich diese Unsicherheit fertig.« Nachdem Konstanze dies gesagt hatte, wurde sie von einem nicht enden wollenden Hustenanfall geschüttelt.

Kapitel 30

    Das Sterben indes war weitergegangen und hatte sich annähernd verfünffacht. Dass

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