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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Druck des Propstes und aller Herumstehender zu folgen.

    »So sei es denn! Die Leiche soll unverzüglich verbrannt werden, damit durch sie kein Schaden an den Lebenden entsteht!«, rief der Kastellan mit merkbar vibrierender, aber dennoch kräftiger Stimme. »Vielleicht mache ich einen verhängnisvollen Fehler«, ergänzte er leise, während er jedem Einzelnen in die Augen sah, bevor er mit lauter Stimme fortfuhr: »Ich erwarte von euch allen, dass ihr im Angesicht der Gottesmutter Maria zu mir steht. Egal, was meine Entscheidung für Konsequenzen haben wird!«
    Als verhaltener Beifall aufkam, gebot der Kastellan Fabio und den Schlosswachen, die Leichenreste auf der Stelle zu verbrennen.
    Während die meisten Männer dabei halfen, Holz zu sammeln und es über die Leiche und darum herum mehr zu schmeißen als zu schichten, sprach der Propst ein Gebet. Als er den Toten und alle Anwesenden segnete, legte sich bereits stinkender Rauch über das Dorf.
    Nachdem alles vorüber war, kratzte Fabio mit Hilfe eines Stöckchens den Schädel und die Knochen aus der Feuerstelle heraus. Die wenigen Reste des Toten würde er einem anderen Grab beigeben. Darauf, dass der Schädel mit den Zähnen vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt Aufschluss über die richtige Identität des Toten würde geben können, kam jetzt niemand mehr. So wurde Fabio nicht daran gehindert, als er die verkohlten Überreste der Wasserleiche in einen Sack packte, schulterte und mitnahm.

Kapitel 29

    Ulrich Dreyling von Wagrain erzählte seiner Frau von der mühsamen Leichenbergung und von deren Verbrennung durch Fabio. Vor allen Dingen aber berichtete er ihr vom Ergebnis der Identifizierung, löste aber anstatt der erhofften Freude darüber, dass es sich eindeutig um den Totengräber und nicht um Otward gehandelt hatte, nur ein nachdenkliches »Aha« aus.
    Da es dem ansonsten friedfertigen Schlossverwalter nun reichte, packte er seine Frau etwas unsanft an den Oberarmen und schüttelte sie. »Konstanze! Was möchtest du noch? Die Leiche wurde eindeutig als die des ehemaligen Totengräbers identifiziert … Ruland Berging ist tot! Hörst du: Tot!«
    Die distinguierte Frau, die dies nicht gewohnt war, blickte streng auf die Hände ihres Mannes, der sofort losließ und sich entschuldigte, was Konstanze aber keineswegs beruhigte. »Und was ist mit der zweiten Person auf dem Kirchhof?«, fragte sie.
    Da es der Kastellan mittlerweile leid geworden war, immer und immer wieder über diese Sache sprechen und Fragen beantworten zu müssen, deren Antworten er nicht kannte, wechselte er das Thema. »Johannes hat mir erzählt, dass es mittlerweile siebzehn oder achtzehn Tote gibt, die an der Pest gestorben sein sollen. Er selbst glaubt aber nicht so recht, dass es diese Seuche ist.«
    Konstanze setzte sich und vergrub ihren Kopf in den Händen. »Und was denkst du? Denkst du ebenso wie der Propst?«
    Ihr Mann setzte sich neben sie und strich ihr übers Haar. »Wenn ich das wüsste! Momentan geht mir dieser grausige Fund noch nicht aus dem Kopf«, kehrte er ungewollt zum Eingangsthema zurück. »Wie geht es den Kindern?«
    »Der Kleine hat, Gott sei Dank, nicht begriffen, was um ihn herum vorgegangen ist. Und Lodewig ist alt genug, um damit umzugehen. Ich habe Diederich etwas abgelenkt, bevor ich ihn zu seinem Lager gebracht habe. Danach bin ich noch mit Lodewig zusammengesessen, um mich mit ihm darüber zu unterhalten. Er wird es lockerer verarbeiten als der Kleine und …«, Konstanze musste ihre Antwort durch ein Hüsteln unterbrechen.
    »Was ist mit dir?«
    »Ach, nichts. Mir steckt nur ein Krümel im Hals«, beruhigte sie ihren besorgten Mann. »Trinkst du einen heißen Kräutersud mit?«
    »Ja, gerne! Es ist kalt geworden. Während du den Sud vorbereitest, lege ich Holz nach«, schlug Ulrich vor.
    Danach setzten sie sich auf die Ofenbank, kamen aber immer wieder auf den Toten im Entenpfuhl zu sprechen.
    Konstanze sah ihrem Mann lange in die Augen, bevor sie seine Hand nahm und mit sorgenvoller Miene fragte: »Du weißt, was ich immer noch denke?«
    »Ja!« Der Kastellan kniff die Lippen zusammen und nickte.
    »Ich hoffe innigst, dass es sich bei dem Toten vom Entenpfuhl tatsächlich nicht um Otward handelt.«
    »Sei beruhigt, meine Liebe. Der Medicus hat die Leiche eindeutig identifiziert. Außerdem hätte sich der Blaufärber gemeldet, wenn auch sein zweiter Sohn verschwunden wäre«, argumentierte der Kastellan nun schon zum weiß Gott wievielten Male.
    »Aber

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