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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Aber seine Rechnung wird dieses Mal nicht aufgehen.«
    »Welche Rechnung denn? Was meinst du, könnte der Medicus vorhaben?«, fragte der Kastellan.
    »Ich weiß, was das zu bedeuten hat: Bald werden die Tage länger, und es wird wärmer …«
    »Na und? Je wärmer es ist, umso eher breiten sich Seuchen aus! Das weiß doch jedes Kind«, wurde Eginhard unterbrochen.
    »Wahnsinn: Davon haben sogar schon medizinische Laien gehört!«, zeigte sich Eginhard etwas lästernd zufrieden über das Wissen seines Vaters. »Auch der Medicus weiß ganz genau, dass Seuchen im Winter meistens zum Erliegen kommen. So auch die Pestilenz! Würde er sein tödliches Spiel auch im Winter veranstalten, würde es früher oder später auffallen, dass es nicht die Pest sein kann, und er würde Probleme bekommen. Da er aber nicht dumm ist, hat er über den Winter hinweg eine Pause eingelegt.«
    »… damit er im Frühjahr wieder zuschlagen kann?«
    »Ja, wie du siehst, hat er bereits damit begonnen, seine Arbeitsgeräte herzurichten und …«
    »Jetzt nicht, Eginhard! Das kannst du mir später in Ruhe erklären. Jetzt müssen wir schleunigst in seine Schlafkammer eindringen.«

    Wie bei ihrem letzten Einbruch, war die Tür zur Kammer des Arztes auch dieses Mal verschlossen. Da der Kastellan heute aber mit dem passenden Werkzeug ausgerüstet war, hatte er wenig Mühe, auch dieses Schloss zu knacken.
    Als sie den Raum betraten, stach ihnen beißender Uringestank in die Nasen.
    »Pfui Teufel! Das stinkt ja bestialisch«, entfuhr es Eginhard, während er, sich mit einer Hand die Nase zuhaltend, den Raum auszuleuchten versuchte. »Sieh mal, wie hier das Mondlicht hereinschimmert.«
    »Wo?«, nuschelte der Kastellan unter dem Schneuztuch, das er an den Mund drückte, hervor.
    Sein Sohn zeigte in eine Ecke. »Da! Das Loch im Boden.«
    »Die Holzbohlen und die Wand um das Loch herum sind ja total verfault und scheinen sich mit Feuchtigkeit vollgesogen zu haben.«
    »Weißt du, was das zu bedeuten hat?«
    »Ja! Da dieses Schwein von einem verdorbenen Medicus immer betrunken ist, verrichtet er seine nächtliche Notdurft einfach in dieser Ecke, anstatt den Topf zu benutzen und morgens ordentlich vor die Tür zu schütten.«
    Von Ekel ergriffen, wandten sich die beiden ab und leuchteten weiter den Raum aus, um das hier vermutete Geld zu finden. Während sein Vater versuchte, das Schloss des einzigen Schrankes in dieser Kammer zu knacken, schaute Eginhard in alle Winkel der verlotterten Schlafkammer. Als das hölzerne Ungetüm endlich geöffnet war, durchsuchten sie in ihm jede Ecke, fanden aber nur die sorgsam aufgehängte Gewandung eines Pestarztes und uninteressantes Gelumpe. Als sie den Schrank abklopften, glaubten sie unten eine hohl klingende Resonanz zu hören.
    »Vielleicht hat er ein Geheimfach?«
    »Ja, das wäre möglich.« Eginhard tastete den Boden ab. »Lass uns das Möbel vorsichtig nach vorne kippen, dann können wir genau nachsehen.«
    Gerade als sie den Schrank auf halbe Höhe gekippt hatten, hastete der Propst herein und rief aufgeregt: »Er … er kommt!«
    »Sch … Los, hilf uns, das Teil wieder aufzurichten!«, rief der Kastellan eine Spur zu laut.
    Sie unterschätzten das Gewicht des Eichenschrankes und packten ihn so dämlich an, dass sie keine Hand mehr frei hatten, um das Brett des einzigen Faches mit allem, was darauf lag, zu halten. So fiel alles heraus und verursachte einen Höllenlärm.
    »Scheiße!«, entfuhr es dem Kastellan, der sich in Gegenwart seines Freundes Johannes kurz zuvor noch zusammengerissen hatte, nun doch noch.

    So sehr sie sich auch beeilten, das Malheur ungeschehen zu machen, es war zu spät.
    Plötzlich sahen sie einen langgezogenen Schatten, der von ihrem Kerzenlicht an die Wand geworfen wurde. »Was ist denn hier los?«
    Obwohl die drei sofort hörten, dass es der Medicus war, der diese Frage lallend herausgebracht hatte, verhielten sie sich mucksmäuschenstill. Was hätten sie jetzt dafür gegeben, einfach durch das Pissloch in der Ecke verschwinden zu können. Sie hatten keine Möglichkeit, sich zu verstecken oder gar ihr Eindringen in die fremde Wohnung zu vertuschen. Deshalb gingen sie zum Angriff über.
    »Ah! … Das trifft sich gut, Medicus«, rief Eginhard und ging in bemerkenswerter Ruhe auf den Arzt zu, während der Kastellan und der Propst noch immer mit dem Schrank zu kämpfen hatten.
    »Sagt, Medicus. Was ist das?« Eginhard packte den nach Alkohol stinkenden Mann am Arm, zog ihn an den

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