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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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haben, dem geldgierigen Totengräber mitzuteilen, dass noch ein schöner Batzen Geldes in einem sicheren Versteck liegen würde … auch wenn dies nicht stimmte.

    Trotz seiner persönlichen Niederlage – zumindest empfand dies der Kastellan im Moment so – schnaufte er erleichtert aus, als ihn sein sichtlich stolzer Sohn anlächelte. Für beide war wichtig, dass der Bann gebrochen war und der Medicus seine Taten in vollem Umfang gestanden hatte, ohne gefoltert worden zu sein. Zudem waren Vater und Sohn Dreyling von Wagrain auch noch so etwas wie Helden des Tages geworden.
    »Wer weiß, was den brummschädeligen Ausschussmitgliedern sonst noch alles eingefallen wäre«, flüsterte der Kastellan Eginhard ins Ohr, während vom Richter und den anderen Mitgliedern dieses Anhörungsausschusses letzte Details besprochen, das gefundene Geld mehrmals nachgezählt und das Schlussprotokoll verfasst wurden.
    Der Medicus hatte in etwa Eginhards Rechnung, die der Studiosus seinerzeit im Propsteigebäude und später auch noch im Bechtelerhof aufgestellt hatte, bestätigt. Allerdings musste sie jetzt nach oben korrigiert werden, da sich in dem Lederbeutel anstatt der vorsichtig geschätzten zweihundert weit über dreihundert Gulden, hauptsächlich in Form von Kreuzern und Hellern, befunden hatten. Dazu kamen noch siebenundzwanzig Schmuckstücke, die der Medicus von denjenigen, die nicht hatten zahlen können, als Lohn entgegengenommen hatte. All dies nahm die Beisitzer arg mit. Nur den Richter ließ dies kalt. Er hatte jetzt einen Bärenhunger, weswegen er laut vernehmlich rief: »Die Sitzung ist beendet! Werft den Delinquenten wieder in seine Zelle … und sorgt dafür, dass er sich wäscht.«

    *

    Für den nächsten Morgen hatte Landrichter Zwick einen Ortstermin anberaumt, weswegen er sich mit den Beisitzern auf den Weg ins Dorf hinunter machte.
    Als die Staufner die vornehm gekleideten Herren auf ihren Schlitten und Pferden den Schlossberg herunterkommen sahen, gerieten sie in Panik. Sie hatten Angst, dass es der Tross des gräflichen Steuereintreibers sein könnte, dessen unsensible Methoden ihnen nur allzu bekannt waren.
    »Mit was sollen wir Steuern zahlen?«, fragten sich gerade diejenigen, die ihre letzten Heller dem Medicus gegeben hatten. Binnen weniger Minuten riefen sie ihre Kinder zusammen, zogen sich in ihre Behausungen zurück und verriegelten die Türen.
    Erst als die Menschen gewahr wurden, dass sich der Kastellan und Eginhard unter den feinen Herren befanden, krochen sie langsam wieder hinter ihren Feuerstellen hervor. Ulrich Dreyling von Wagrain hatte große Mühe, die verängstigten Menschen davon zu überzeugen, dass ihnen niemand etwas Böses anhaben wollte. Da schlug der Kastellan dem Landrichter vor, spontan eine Dorfversammlung einzuberufen, um den Einwohnern Staufens hochoffiziell mitzuteilen, worum es ging.
    »Und wo soll diese Versammlung stattfinden?«, fragte Zwick mürrisch.
    »Der Marktplatz würde sich besonders gut eignen, da die Delegation bei dieser Gelegenheit auch noch den Ort des ›Mistgabelmordes‹ inspizieren könnte, auch wenn sie nicht deswegen nach Staufen gekommen und der Platz zugeschneit ist«, beantwortete der Kastellan die Frage.
    »Der Schnee tritt sich fest. Gut mitgedacht, mein lieber Wagrain«, entgegnete Zwick zufrieden, während er dem Kastellan anerkennend auf die Schulter klopfte.
    Am Marktplatz angekommen, rührte der mitgebrachte Trommler so lange einen perfekt einstudierten Wirbel im Wechsel mit langsamen, dumpfen Schlägen, bis sich der Platz mit Menschen zu füllen begann. Bevor der Landrichter zum Volk sprechen würde, wollte der Kastellan die Gelegenheit nützen, ihn davon zu überzeugen, dass hier an dieser Stelle schnellstens wieder der Wochenmarkt stattfinden müsste.
    »Werter Herr …«, sprach er Zwick entschlossen an. »Wir brauchen den Markt. Die Staufner gehen ohne die Möglichkeit, kaufen und verkaufen oder tauschen zu können, innerhalb kürzester Zeit zugrunde! Dann sieht es bei uns in Staufen so trostlos aus wie derzeit bei Euch im Städtle – das muss doch nicht sein. Ich flehe Euch an: Seid gnädig und erwirkt beim Grafen mit Hilfe des Oberamtmannes die Aufhebung des Marktverbotes!«
    »Bevor ich Euch und den Euren helfen kann, muss ich mir Kenntnis des vermutlichen Tatherganges verschaffen. Ist dies möglich?«
    »Jawoll!«, antwortete der Kastellan knapp in ungewohnt militärischem Ton. »Wir müssen nur abwarten, bis Otto Dobler, der einzige

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