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Die Peststadt

Die Peststadt

Titel: Die Peststadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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wie ein Schwur. Seine Treue zu Mythor litt nicht unter dieser Last - noch nicht.
    *
    An einer anderen Stelle in Schloss Fordmore standen sich Fahrna, die Runenkundige, und Fürst-Richter Carbell gegenüber.
    Ihr Gespräch, während der vergangenen Nacht begonnen, war durch den Angriff der Caer und dadurch, dass Carbell aufgesprungen und verschwunden war, unterbrochen worden. Fahrnas runzliges und graues Gesicht hob sich, als sie Carbell anstarrte und krächzte: »Sprich weiter, Mann!«
    »Gestern haben wir gesprochen. Die ganze Stadt ist voller Begeisterung für Mythor. Du gehörst zu ihm. Aber du scheinst, deinen Reden nach, nicht wegen seiner schönen Augen und starken Muskeln mit ihm zu ziehen. Was ist der Grund?«
    Die Fremden waren zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt aufgetaucht. Für Carbell gab es im Moment keine Möglichkeit, sich ihrer zu entledigen. Zu viele Menschen befanden sich in Fordmore.
    »Das hast du richtig gesehen, Carbell«, sagte sie mit ihrer heiseren Stimme und hob eine Knochenhand vor sein Gesicht. »Was du nicht weißt, ich habe das EMPIR NILLUMEN enträtselt und übersetzt. Und aus gewissen Gründen muss ich Mythors Schwert in die Hände bekommen. Es ist der Schlüssel zu vielen herrscherlichen Künsten. Alton, das Gläserne Schwert - ich werde alles tun, um es zu besitzen.« .
    Plötzlich wirkte die bucklige Frau sehr ernst und bestimmt. Ihr weißes Haar sah unter dem Kopftuch hervor, und als habe sie mehr von sich gezeigt, als sie durfte, zog sie das Tuch zurück in die Stirn. In Carbell reifte eine neue Idee.
    »Was würdest du tun, wenn ich das Schwert in deine Hände spielte?« fragte er halblaut.
    Die drei Zeichen im Schwert, die Runenbotschaft der Königstrolle - die Gier hatte sie gepackt und ließ sie nicht mehr los. Ihre Antwort entsprach ihrer innersten Überzeugung.
    »Ich tue alles, um in den Besitz des Schwertes Alton zu gelangen«, krächzte sie und erhob dabei ihre Stimme. Das Magazin voller Waffen, Wagen und Ausrüstungsgegenstände war leer. Trotzdem legte Fürst-Richter Carbell den Finger vor die Lippen. »Still! Heute abend werden in einem Verlies, unterhalb von Fordmore, Männer warten. Es sind Männer, die mir gehorchen, die alles tun, was ich verlange. Gelingt es dir, Mythor dort hinunterzulocken, ist das Schwert dein.«
    »Er wird es nie aus der Hand legen.«
    »Ich sagte«, wiederholte Carbell mit merkwürdiger Betonung, »dass Alton dir gehört, wenn sich Mythor zu einer bestimmten Stunde an einer Stelle einfindet, die ich bestimme.«
    Wenn dieser einflussreiche Mann versicherte, dass sie über das Schwert würde verfügen können, bedeutete es nur eines: Seine Männer würden Mythor töten oder zumindest schwer verletzen.
    »Ich habe verstanden«, sagte sie. »Ich werde tun, was ich kann. Wo finde ich dich?«
    »Erstens werde ich dich zu finden wissen«, entgegnete er kalt, »zweitens zeigt dir jeder in der Stadt mein Haus.«
    Er ging auf den Ausgang zu. Er hatte in den Augen der Hexe gesehen, dass sie in diesem Punkt die Wahrheit sprach. Das Schwert war wichtiger für sie als Treue und Ehrlichkeit. Sie passte genau in seine Pläne, aber jede Stunde, die verstrich, arbeitete für die Königin und gegen die Wünsche der Caer- Priester.
    »Denke daran! Nach Anbruch der Dunkelheit!« sagte Carbell beschwörend und schob eine Hälfte des Tores zu. Langsam folgte ihm die Runenkundige. Sie wusste, dass ihr ein guter Vorwand einfallen würde, Mythor in die Kammern und Hallen tief unterhalb des Schlosses zu locken.
    Als Fahrna das Magazin verlassen hatte, raschelte es hinter einem Stapel Sätteln. Ein staubbedeckter Körper tauchte dahinter auf, ein hagerer, spitzgesichtiger Mann. Seine Lippen, trocken und schmal, waren noch mehr zusammengepresst als sonst. Er hatte nicht jedes Wort verstanden, aber begriffen, worum es ging. Er sprang hinter dem Stapel auf, griff fast automatisch an seinen Messergürtel und schlug dann den Staub aus seiner grauen Pluderhose. Fahrna! Ausgerechnet sie lieferte Mythor einem Mann und dessen bezahlten Mördern aus, der in der Maske des Fürst-Richters mit den Caer zusammenarbeitete. Er musste von ihnen unter magischen Einfluss gebracht worden sein, eine andere Möglichkeit konnte es nicht geben.
    Er zwang sich, langsam zu gehen. Als er den Spalt zwischen den Torhälften erreichte, sah er sich prüfend um. Der Hof war voller Menschen, die Pferde tränkten und sattelten; auch er hatte sich lediglich einen leichteren Sattel suchen wollen und war so

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