Die Peststadt
kurzes, triumphierendes Lachen aus.
»Wir werden ihnen ihre eigenen Leute auf den Rammbock werfen. Jedermann in dieser Stadt will endlich ruhig schlafen.«
Vorsichtig spähten sie nach unten. Obwohl die Caer versuchten, die Dunkelheit als Kampfgenossen zu verwenden, gab es doch einige wenige Lichter. Mehr oder weniger deutlich erkannten Nottr und Mythor die Trupps, die auf die Mauern zurannten und die langen Leitern während des Rennens hochkippten. Wieder krallten sich die Anker einer Sturmleiter in die Mauer. Mythor wartete, den Balken in beiden Händen, während Nottr ihm Schwert und Schild holte.
Als sich ein Dutzend Caer auf den Sprossen befanden und in rasender Eile aufwärts kletterten, riss Nottr auf einen Wink Mythors die Leiter so weit zur Seite, dass die Krallen ein Kippen nicht mehr verhindern konnten. Es war unmöglich, die Krallen aufzubiegen oder gar die Leiter anzuheben. Aber dann hob Mythor den Balken, ließ ihn auf den Schädel des ersten Caer niederkrachen, zertrümmerte die oberste Sprosse und rammte den Holm nach hinten. Die Leiter kippte, blieb einen Moment lang senkrecht stehen und fiel dann schräg nach hinten.
Mehrere Körper wirbelten, sich überschlagend, durch die Luft und durchschlugen teilweise die Schutzdächer über der Ramme. Der Rhythmus der Schläge veränderte sich. Die Verteidiger schleppten nun Feuertöpfe auf die Mauerkrone, warfen die toten Caer hinunter zu ihren lebenden Genossen, gossen Öl auf Strohballen und kippten die auflodernden Bündel über die Mauer, nachdem sie Fackeln daran gehalten hatten. Bogenschützen erklommen wieder die Zinnen und jagten, da ihnen die Flammen die Ziele zeigten, Schuss um Schuss hinunter. Eine Kette bildete sich und wuchtete schwere Steine nach oben, die von den Verteidigern auf die Caer geschleudert wurden.
Aber die Angreifer schienen alle ausnahmslos unter dem Einfluss von Dämonen zu stehen. Jene Leitern, die noch nicht zerbrochen waren, wurden von den Caer wieder aufgehoben, und frische Kommandos rannten auf die Mauern zu, stellten die Leitern an und kletterten hinauf.
»Lasst Seile heraufbringen, Elivara!« schrie Mythor. »Schnell! Sonst nimmt der Kampf kein Ende!«
Mehr und mehr Verteidiger kamen auf die Mauern, nachdem sie jeden der eingedrungenen Caer getötet hatten. Mythor tauchte den Balken in einen Ölkrug, hielt ihn an eine Fackel, bis er brannte, dann jagte er ihn senkrecht nach unten, genau über dem Spalt der beiden Torflügel. Der schwere Holzspeer durchschlug ein breites, schwelendes Dach, erschlug zwei Caer und zerplatzte in ein Bündel hell auflodernder Splitter.
Der Boden und die Mäntel der Toten waren ölgetränkt, und schlagartig breitete sich das Feuer aus. Noch einmal schwang der Rammbock nach hinten und pendelte nach vorn, aber es gab nur ein letztes Pochen.
Inzwischen hatten sich Kampfgruppen gebildet. Ein Mann wehrte den ersten Caer auf der obersten Sprosse der Leiter ab, ein anderer schlang ein Seil um die Holme, ein dritter warf die Leiter um.
»Zieht an, mit aller Kraft!«
Nachdem die Leiter zu Boden gekracht war und die Caer zerschmettert hatte, zogen die Verteidiger mit vereinten Kräften so lange, bis es ihnen gelang, die Sturmleiter über die Kante der Mauer zu zerren und dann nach innen zu kippen.
Aber der Erfolg galt nicht für jeden Abschnitt der Mauer.
Außerhalb des Bereichs, an dem das fast niedergebrannte Haus für Ungewisse Helligkeit sorgte, kennzeichneten nur einzelne Fackeln den Verlauf der Mauer. Es schien Mythor, dass die Caer - wenigstens in dieser Nacht - nur auf der See- und Hafenseite der Stadtmauern angriffen, nicht bei den Türmen und Toren, die landeinwärts aufragten. Nottr rannte hinter dem jungen Krieger über die Mauerkrone, vorbei an verlorenen Waffen und Toten beider Gruppen, die verkrümmt über den Zinnen hingen.
»Dort vorn, wo die Fackeln geschwenkt werden, scheinen die Nyrngorer unsere Hilfe zu brauchen!« rief Mythor und hob sein Schwert, das vor ihm leuchtende Halbkreise beschrieb und das seltsame Summen von sich gab.
»Du willst wohl alle Caer in dieser Nacht töten, Mythor, wie?« gab der Lorvaner zurück und stieß die Schäfte der eingesammelten Speere gegen den Boden. Er trug ein stattliches Bündel dieser Waffen. Sie erreichten den ersten Krieger, der aus einer Schulterwunde blutete, sich gegen die Zinne lehnte und trotzdem mit dem anderen Arm die Fackel hochhielt.
»Ernsthafte Sorgen, mein Freund?« erkundigte sich Mythor. Der andere nickte und deutete
Weitere Kostenlose Bücher