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Die Peststadt

Die Peststadt

Titel: Die Peststadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schädel und griff den Reiter an.
    O'Marn schlug senkrecht nach unten, während sein Pferd sich aufbäumte und mit den Hufen nach Mythors Schild schlug. Mythors Arm fuhr hoch, der Schild kippte, und der wütende Schlag donnerte auf das Metall. Im Rand des Wappenschilds erschien wie durch Zauberhand eine Kerbe. Mit der Schulter rammte Mythor genau in dem Augenblick, als das Tier seine Hufe eine Handbreit über dem Boden hatte, die Schulter des Pferdes.
    Aus dem Helm des Caer-Anführers ertönte ein überraschter Fluch, als er versuchte, sich im Sattel zu halten: »Caers Blut!«
    Er schwang sich auf der Mythor abgewandten Seite vom Pferd. Ein Caer sprang heran, packte die Zügel und brachte den Braunen aus der Kampfzone. Hinter der ersten Reihe der Verteidiger kamen nun andere Nyrngorer und hielten die Eindringlinge auf. Wie durch Zufall hatte sich um O'Marn und Mythor eine freie Zone gebildet. Aber der Boden war voller Trümmer, Steinbrocken und Körper von Erschlagenen. Die Pflastersteine waren schlüpfrig vom Blut. Und es wurde immer dunkler.
    Der massige Krieger in der schweren Rüstung drang auf Mythor ein.
    Den ersten Schwerthieb, der noch gewaltiger war als der, den der Gepanzerte vom Sattel herab geführt hatte, parierte er wieder mit dem Schild König Carnens. Aber er schlug bereits in dem Moment zu, als O'Marn noch in der Rückwärtsbewegung war. Der runde Schild dröhnte auf wie eine riesige Glocke. Alton schnitt durch den schwärzer werdenden Rauch wie ein Blitz, und noch ehe O'Marn sein Schwert in Schlagbereitschaft hochgerissen hatte, zuckte Mythors Arm nach vorn. Die Spitze des Gläsernen Schwertes bohrte sich in einen der Schlitze des Visiers. Es gab einen misstönenden Laut, als das Metall zerschnitten wurde. Wieder schnellte das Schwert des anderen vor, wieder fing Mythor den Hieb mit dem Schild ab. Er achtete noch nicht darauf, was rund um ihn geschah.
    Elivara trieb eine Gruppe Caer Schritt um Schritt zum Tor zurück. Auf der anderen Seite drosch Torm Shar wie ein Rasender, für Elivara im Dunst der schwarzen Wolke fast unsichtbar, auf vier Caer ein, die ebenfalls vor dem Ungestüm seiner Angriffe zurückwichen. Hinter ihm bückte sich ein Caer, hob einen Wurfspeer auf und wollte ihn Shar zwischen die Schulterblätter stoßen. Sadagar sah die verräterische Bewegung und schleuderte seinen letzten Wurfdolch. Er drang dem Caer in den Schädel, und Nottr schlug dem Strauchelnden den Kopf vom Hals.
    Mythor drang vor, schlug und parierte, schnappte nach Luft und erkannte seinen Gegner kaum mehr. Aber O'Marn wich zurück, Schritt um Schritt. Das Dunkel wurde undurchdringlich, in der Nähe des Tores schien die Nacht herabzusinken.
    Zwei Caer rannten heran. Einer hing am Zügel des Pferdes, aus dessen Nüstern Dampf zu fauchen schien.
    O'Marn sah sein Pferd und schrie etwas, das wie »Chelm« klang. Aber auch der Caer schrie ihm mit schriller Stimme eine Botschaft zu. Ohne in der Abwehr von Mythors Schlägen unachtsam zu werden, zog sich der Krieger zurück, dann, mit überraschender Wildheit, machte er einen neuen Ausfall und schlug auf Mythor ein, als wolle er ihn bis nach Fordmore zurücktreiben.
    Mythor parierte jeden Schlag, teils mit der Klinge, teils mit dem Schild. Die Schläge und die urtümliche Kraft des Fremden erschütterten Mythors Körper jedesmal. Obwohl O'Marn kein Schwert wie Alton hatte, war er ein unbesiegbarer Kämpfer. Jetzt verstand Mythor, warum gerade dieser Mann die Caer anführte.
    Nach dem letzten Schlag, der das Gläserne Schwert am Griff traf und Mythors Finger nahezu lähmte, wandte sich O'Marn um, rannte zu seinem Reittier und sprang mit einem gewaltigen Satz in den Sattel. Das Pferd, für Mythor nur noch schattenhaft zu erkennen, bäumte sich auf, drehte sich auf den Hinterbeinen und donnerte dann in einem wilden Galopp davon.
    Mythor ließ das Schwert sinken und drehte sich um.
    Der Caer, der mit blutüberströmtem Gesicht und mit einem Dolch in der Schulter hinter Torm Shar auftauchte, hielt sein Schwert mit beiden Händen. Auch sie waren voller Blut. Der Caer hatte die Waffe wie einen Speer gepackt und stieß sie in den Rücken des Stadthauptmanns. Nottr hatten den Angriff gesehen, aber er kam um eine winzige Zeitspanne zu spät.
    Mythor erkannte in der Schwärze zwei Caer vor sich, hob das Schwert und stürmte wieder los. Aber nur einer der Krieger verwickelte ihn in den Kampf - der andere war, falls Mythor richtig sah, der letzte Caer innerhalb der Stadtmauer. Elivara

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