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Die Peststadt

Die Peststadt

Titel: Die Peststadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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stolperte an ihm vorbei, erkannte den zusammenbrechenden Shar und schrie auf.
    Im gleichen Moment riss das unirdische Heulen ab.
    Und die Wolke löste sich auf, so schnell, dass es unbegreiflich schien. Krachend stürzte genau vor dem Tor eine Sturmleiter um, und schrille Schreie ertönten, als die Caer von den Sprossen geschleudert wurden.
    »Sie haben. Torm Shar... Einen der besten Männer der Stadt«, schluchzte Elivara auf und versuchte, den schweren Körper zu stützen. Mythor sprang in die Mitte der Verteidiger, die sich sammelten, und brüllte: »Schnell! Bringt die Quader unter das Tor. Stapelt sie auf, helft alle zusammen.«
    Vielleicht schafften sie es bis zur Dunkelheit. Oder sogar bis zum nächsten Angriff. O'Marn jedenfalls befand sich, von einer Masse seiner Leute umgeben, auf halber Strecke zwischen Lager und Tor. Auch die Priester waren im Schutz der magischen Dunkelheit verschwunden.
    Vor diesem Tor ruhte der Kampf für kurze Zeit.
    Aber an allen anderen Toren und an den Türmen wurde weiterhin gekämpft. Was hatte dieser Rückzug zu bedeuten? Angst? Sicher hatte Coerl O'Marn andere Gründe als Angst vor einem jungen Mann mit Gläsernem Schwert, der ihm für eine Weile hart zugesetzt hatte.
    *
    Mit einem Ruck schob Coerl O'Marn das Visier hoch, warf einen blitzenden Blick auf die Priester und den dritten Mann und sagte hart: »Das ist euer Geschäft. Ich bin für Kampf und Sieg verantwortlich, nicht für eure magischen Unternehmungen.« Er riss am Zügel und ritt weiter zum Lager.
    Fürst-Richter Carbell, ausgerüstet, als habe er Nyrngor verteidigt, konnte dem Blick der vier Augen nicht ausweichen. Sie waren für ihn wie Öffnungen in die Schreckenskammern der Willenlosigkeit. Die Haut unterhalb der Masken, überzogen mit einer glashellen Schicht, der furchterregende Helm. er befand sich wieder in der absoluten Gewalt der beiden Vertreter des Großen Drudin.
    »Ich. ich habe euch alles berichtet. Die Königin wäre längst in eurem Lager, wenn nicht Mythor.«, stammelte er. Im Schutz der falschen Nacht hatte er sich aus der Stadt geschlichen.
    »Und auch dein zweiter Versuch schlug fehl«, sagte Aerinnen mit seiner tiefen, spöttischen Stimme. »Mir scheint, wir haben den dümmsten und unfähigsten Mann der Stadt dazu ausersehen, unsere Macht zu vertreten.«
    »Aber wir geben dir noch eine Möglichkeit«, schnitt die arrogante Stimme Feithearns durch seine angsterfüllten Überlegungen. »Die letzte Möglichkeit. Wir geben dir ein Geschenk für Königin Elivara, und sie wird dir vergeben, wenn du ihr gestehst, dass du in unserer Macht warst.«
    Nur das letzte Wort machte ihm Hoffnungen. Sein Leben war ruiniert, wenn er nicht aus dem Einfluss der Priester entlassen wurde. Aber schon senkte sich wieder ein fremder Wille über ihn; seine Angst verging, und er wusste plötzlich, dass er alles schaffen würde, was er sich vornahm. Gierig griff er nach dem Bündel und schob es unter seinen Umhang.
    »Eine magische Waffe«, erklärte Feithearn mit einer wegwerfenden Bewegung.
    »Ich werde ihr mein Geschenk überbringen«, sagte Carbell mit fester Stimme. Er richtete sich auf und fühlte neues Selbstbewusstsein .
    Aerinnen sagte mit trügerischer Milde: »Berichte uns alles von Mythor und seinen seltsamen Begleitern.«
    Fürst-Richter Carbell kümmerte sich nicht um die Brände hinter der Stadtmauer und um die Leichen, die er auf seinem Weg hierher gesehen hatte. Er sprudelte hervor, was er selbst gesehen und was man ihm erzählt hatte, als er sich in der Stadt versteckt hatte. Warum war er eigentlich geflohen? Der Gedanke verging ebenso schnell, wie er aufgetaucht war. Er vergaß, während sich die zwei Augenpaare förmlich in seinen Schädel bohrten und fraßen und eine neue, starke Kraft in ihn einpflanzten - nur die Schritte seines Auftrags blieben übrig.
    Listig, wie er zu sein meinte, gab er zu bedenken: »Ich kann das Geschenk nur in Schloss Fordmore überbringen. Solange die Königin an den Mauern kämpft.«
    »Sei unbesorgt, du kluger Planer und Rechner«, spottete Aerinnen. »Alles geschieht so, wie wir es wollen.«
    »Ah, gut. Ich werde euch sagen, wie ich es mache.«
    Die Priester lächelten. Die Lippen verzogen sich, die undurchschaubaren Gesichter schienen Heiterkeit auszudrücken. Feithearn legte die Finger auf Carbells Schulter. Die Finger, die schwarzen Knochen glichen. Von fern drangen jetzt die Geräusche wütender Kämpfe an Carbells Ohren.
    »Du gehst jetzt. Wir werden den Städtern

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