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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Boten der Magie, neckten gerade den Rand seines Gesichtsfelds. Sie erschienen immer, wenn seine Bannsängerei funktionierte. Es war ein gutes Zeichen, das ihn anspornte, sich mit der Duar noch mehr Mühe zu geben. Doch während die Gnieschies blieben, am Rande der Realität umherzuckend und tänzelnd, erschienen sie doch nicht in der erhofften Anzahl. Die lange schuppige Gestalt der Reitschlange tat es ebensowenig.
    Also sang er noch stärker, perlte die Riffs von der Duar, ebenso glatt und geschmeidig, wie Richie Blackmore es sich nur hätte wünschen können. Er bemühte sich und sang, und schließlich materialisierte sich tatsächlich etwas: eine zusammengekrümmte zuckende Gestalt, vor ihm auf dem Boden.
    Am liebsten hätte er gelächelt und Clodsahamp sowie Sorbl etwas zugerufen, doch der Zauber war noch längst nicht beendet, und es war offensichtlich, daß er noch sehr viel singen mußte. Der Famulus war immerhin zuversichtlich genug geworden, um wieder hinter dem Baum hervorzuschleichen, da es nicht so aussah, als würde ihm jemand den Boden unter dem Gefieder wegsprengen. Jon-Tom sang weiter und weiter. Langsam machte er sich Sorgen.
    Nicht daß etwas auch nur im entferntesten Gefährliches passiert wäre, doch egal wie viele Strophen er rezitierte, die Gestalt auf dem Boden weigerte sich, sich auszudehnen. Das war nur ein Anfang. Und es blieb auch nicht mehr als ein Anfang. Er spielte so lange, bis sowohl der Song als auch seine Kehle am Ende waren. Der letzte Akkord verklang in den Bäumen. Die beiden Gnieschies erloschen und suchten sich angenehmere Gefilde.
    Jon-Tom trat auf das Ding zu, das er heraufbeschworen hatte. Es war kaum mehr als ein paar Fuß lang, nur ein dünner Abklatsch der massiven, kraftvollen Gestalt einer l'borischen Reitschlange. Doch immerhin hatte er etwas hervorgebracht. Er zögerte, dann beugte er sich vor, um es aufzunehmen. Es war tatsächlich eine Schlange, doch keine, die L'bor ihre Heimat nannte. Sie war nicht nur viel zu klein dafür, sie war auch noch aus Gummi.
    Clodsahamp war herbeigeschritten, um sich zu ihm zu gesellen, und starrte über seine Brillengläser hinweg das Objekt nachdenklich an. »Unter Hexern ist es wohlbekannt, mein Junge, daß sogar die Schicksalsgöttinnen einen Sinn für Humor haben.«
    Verdammter Spötter! Jon-Tom schleuderte die Gummischlange so weit wie möglich fort ins Gestrüpp. Die Sorge war dem Zorn gewichen. Er war nicht nur in seiner lauthals verkündeten Absicht gescheitert, er hatte sich noch dazu vor seinem Mentor erstklassig blamiert. Die ganzen Wochen des Übens, all das sorgfältige Studieren von Griffmethoden und Positionen und Klangeinstellungen, nur damit er etwas aus einem interdimensionalen Scherzartikelladen heraufbeschwören konnte! Vielleicht waren es nicht gerade die Schicksalsgöttinnen, die ihn soeben auslachten, aber irgend etwas lachte ganz bestimmt, irgendwo...
    Clodsahamp seufzte und rief nach Sorbl. »Nimm dein Gepäck auf, Famulus! Wir sind Lynchbany nicht näher gekommen, und ich möchte höchstens eine Nacht in diesen Wäldern verbringen.«
    »Warten Sie... warten Sie einen Augenblick! Ich bin noch nicht am Ende.«
    »Du magst vielleicht noch nicht am Ende sein, mein Junge, aber es sieht so aus, als wärst du fertig.«
    »Nur ein wenig Geduld, bitte. Ich bitte Sie nur noch um einen einzigen weiteren Versuch.« Sie wollten also eine ordentliche Bannsängerei miterleben, wie? Nun gut, Banngesang sollten sie bekommen! Entweder würde er eine l'borische Reitschlange oder ein halbwegs passendes Faksimile davon herauf beschwören, oder er würde es so lange versuchen, bis ihm die Därme platzten. Mit grimmigem Ausdruck wandte er sich von dem Hexer und seinem Lehrling ab und machte sich an ein weiteres Lied. Seine Enttäuschung und seine Verlegenheit verliehen jedem Satz, den er sang, zusätzliche Betonung.
    Beide waren sie mächtige Kräfte, und wenngleich er sie nur ungern freiwillig dazu benutzt hätte, um seine Magie zu erhöhen, stand ihre Wirksamkeit doch außer Frage. Sofort schien sich der Herbstmorgen um sie herum zu verdunkeln. Im matten Licht zeichneten sich die plötzlich materialisierten Gnieschies scharf ab. Diesmal waren es nicht etwa nur zwei, sondern Hunderte, die Sänger und Begleiter in eine Wolke aus schimmerndem Licht hüllten. Wie gewöhnlich ließ sich nicht eine dieser winzigen Erscheinungen geradewegs anblicken. Man konnte sie immer nur im Augenwinkel wahrnehmen. Jon-Tom jammerte und krümmte sich,

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