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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Schultern. Dann hob er eine Pfote, legte die andere aufs Herz und verkündete feierlich: »Keine Orgien mehr. Nich mehr jede Nacht 'ne andere Dame. Beim Lagerschaufler, das schwöre ich. Ich werde mich einschränken.«
    »Wenn es aus dir einen neuen Otter gemacht hat, war es die Sache wert. Es ist ja nicht falsch, etwas Abwechslung zu suchen, solange es in Maßen geschieht.«
    »Stimmt, Kumpel. Sie 'at mich das Licht erkennen lassen, 'at diese verdammte Infektion. Ich 'ab die ganzen Jahre bis jetzt immer nur getan, was mir Spaß gemacht 'at, ohne mich darum zu kümmern, was ich meinem Körper damit antue. Es wird Zeit für 'n bißchen Reife. Wenn ich etwas mehr auf mich aufpasse, brauche ich diese Krank'eit vielleicht nie wirklich zu erleiden.« Er nahm seinen eigenen kleinen Rucksack auf und stapfte munter den schmalen Wildpfad entlang, dem sie bisher gefolgt waren.
    »So weh es tun wird«, murmelte er. »Schätze, ich muß mich jetzt auf 'ne neue Dame alle zwei Nächte beschränken.«
    Clodsahamp schüttelte den Kopf, als er hinter dem Otter herwatschelte. »Unverbesserlich, wie die meisten seiner Art. Du kannst dir noch soviel Mühe geben, mein Junge, aber Wasserratten änderst du nicht.«
    Jon-Tom gesellte sich zu ihm und machte möglichst kleine Schritte, um auf gleicher Höhe mit dem Hexer zu blieben. »Sie können nicht erwarten, daß er über Nacht zu einer Kirchenmaus wird.«
    »Ich erwarte nur, daß er eines Nachts zu einem ausgetrockneten Kadaver wird. Aber versuch es ruhig weiterhin. Ich will ja deine Begeisterung keineswegs dämpfen.«
    »Sie haben wahrscheinlich recht, aber ich werde es trotzdem weiterhin versuchen.« Er richtete den Blick nach vorn. Mudge führte die Gruppe an. Seine leuchtenden schwarzen Augen huschten mal nach links, mal nach rechts, ihnen entging nichts. Er pfiff fröhlich vor sich hin.
    Wenigstens wird er glücklich sterben, dachte Jon-Tom. Wer war er selbst denn, ein unfreiwilliger Besucher aus einem anderen Raum und einer anderen Zeit, um hier Kritik zu üben? Diese Welt hatte ihn ohnehin schon oft genug dazu gezwungen, lange gehegte Moralvorstellungen abzulegen. Natürlich würde er niemals auf die Ebene des Otters sinken, doch war er auch nicht mehr dieselbe Person wie damals, als Clodsahamp ihn aus Versehen herübergeholt hatte. Und rein und jungfräulich war er nicht gerade, schließlich hatte er sich gelegentlich auch mal einen Joint reingezogen und einen nicht eben geringen Teil seiner Studienzeit damit verbracht, den Feldstecher seines Zimmerkameraden auf das Unterkunftsgebäude der Mädchen gegenüber zu richten.
    Es stand ihm also nicht an, Mudge zu verurteilen. Wenigstens verstand es der Otter, seinen Spaß zu haben. Jon-Tom dagegen mußte sich darum erst bemühen. Das war der Jurist in ihm. Er war zu gehemmt, zu selbstbeherrscht. Vielleicht würde Mudge ihm eines Tages einmal beibringen, wie man richtig losließ.
    Du machst dir viel zu viele Gedanken, das ist eines deiner Probleme, sagte er sich. Jetzt zum Beispiel, da machst du dir viel zu viele Sorgen um viel zu viele Dinge.
    Wütend trat er nach einem Stein (nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß es kein Tannenzapfen war) und versuchte, an etwas anderes zu denken. Nichts war entmutigender, als mit sich selbst zu diskutieren und ständig dabei zu verlieren.
    Wie aus Reue angesichts des Ärgers, den er ihnen in letzter Zeit bereitet hatte, ließ der Wanderer sie eine Weile in Frieden. Sie marschierten weiter, erklommen in stetem Tempo das Plateau, ohne von unpassenden Störungen heimgesucht zu werden, wenn man von einigen kleineren absah. Jon-Tom verbrachte einen Morgen damit, sich an seine plötzliche Linkshändigkeit zu gewöhnen, während sich Mudges Pelz eines Abends in reines Silber verwandelte. Nicht etwa in Silberfarbe, sondern in richtige feste, echte Silbersträhnen. Er war. bitter enttäuscht, als er sich bereits zurückverwandelt hatte, bevor er sich rasieren konnte.
    Zur gleichen Zeit wurde Dormas in einen prachtvoll gefärbten Palomino verwandelt, Jon-Tom bekam die Hautfarbe eines Polynesiers, und Sorbls braungraue Federn wurden plötzlich alle golden. Es war eine Erinnerung daran, erklärte Clodsahamp, daß nicht alle Störungen des Wanderers unbedingt schädliche Konsequenzen haben mußten. Jon-Tom war enttäuscht, als seine künstliche Bräunung zusammen mit den anderen Veränderungen verschwand. Am Strand hätte sie ihm mächtig viele Punkte eingebracht.
    Es war ihm gelungen, mit Hilfe seiner

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