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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sich hinpfiff, während er mit einem faustgroßen Stück Granit Nüsse knackte, die er auf einem flachen Stein ausgelegt hatte. Dann blickte der Hexer wieder Jon-Tom an.
    »Ich bin froh, daß du nach allem, was wir in den letzten Monaten durchgemacht haben, deinen einzigartigen Sinn für Humor noch nicht eingebüßt hast.«
    »Ich weiß ja, daß Mudge sich manchmal nicht gerade wie der ideale Kamerad verhält, aber wenn es wirklich einmal um Leben oder Tod ginge, bin ich sicher, daß er da wäre, um mir zu helfen. Das hat er schon einige Male bewiesen.«
    »Was freilich keinerlei Beweis dafür ist, daß er es sich inzwischen nicht anders überlegt hat«, wandte der Hexer ein.
    »Ich glaube, mein Junge, dein Vertrauen ist dort schlecht angelegt.«
    »Nun, da muß ich Ihnen widersprechen. Mudge und ich verstehen uns.« Er wandte sich ab und rief laut: »Das tun wir doch, nicht wahr, Mudge?«
    Der Otter hob den Blick, heftig auf den Früchten seiner Arbeit herumkauend, und musterte den großen jungen Mann fragend.
    »Was tun wir, Kumpel?«
    »Einander verstehen. Ich habe Clodsahamp gerade erzählt, daß du mich, wenn ich im Schnee stürzen oder sterben sollte, schon in Sicherheit schleppen oder tragen würdest.«
    »Aber natürlich würde ich das! Wozu sind Kumpels denn da, wenn sie sich nich aufeinander verlassen können? Ich werde dich so lange schleppen, bis mir die Stiefelsohlen abfallen und meine 'ände ganz roh und blutig sind von der Anstrengung, deinen übergroßen dürren Kadaver zurück in die Zivilisation zu zerren. Ich werde dich ins Warme bringen und in Be'andlung, und wenn ich dabei mein eigenes Leben riskieren müßte. Ich würde schleppen und schleppen bis...«
    »Nun übertreib es nicht, Mudge!«
    »Is gut, Kumpel.« Der Otter wandte sich wieder seiner noch ungeöffneten Mahlzeit zu.
    »Sehen Sie?« fragte Jon-Tom den Hexer. Clodsahamp lächelte ihn an.
    »Und natürlich hat der Otter dich auch noch nie belogen.«
    »Oh, gelegentlich hat er die Wahrheit mal ein bißchen verdreht, aber wenn es hart auf hart kommt, ist Mudge schon dabei.«
    »Hmph! Dabei, die Flucht zu ergreifen, würde ich sagen.«
    Nun legte sich das Schweigen zwischen sie. Das war auch besser so, sonst hätte Jon-Tom dem alten Magier vielleicht etwas Respektloses gesagt. Natürlich meinte Mudge, was er sagte! Er war ein treuer Gefährte und ein guter Freund. Jon-Tom ertappte sich dabei, wie er ganz verstohlen in die Richtung des Otters schielte, und schämte sich, zugeben zu müssen, daß Clodsahamps Pessimismus ihn dazu bewogen hatte, unschmeichelhafte Gedanken über den Otter zu hegen.
    Wütend leerte er seinen Becher Tee.
    Der folgende Morgen offenbarte ihnen eine nördliche Landschaft, die mit hochaufragenden schneebedeckten Berggipfeln ausgefüllt war. Jon-Tom musterte die steilen schroffen Felsen und fragte zweifelnd: »Wir müssen doch wohl nicht dort oben hin, oder?«
    Clodsahamp schirmte die Augen ab, während er das Gelände vor ihnen begutachtete. »Ich weiß es nicht, mein Junge. Bis hierher habe ich den Wanderer zwar aufspüren können, aber es ist schwierig, seinen Aufenthaltsort mit völliger Präzision zu bestimmen. Wir können lediglich weiterhin der Linie folgen, die zwischen ihm und dem Baumheim liegt. Ich hoffe nur, daß sein Gefängnis für uns zugänglich ist.«
    »Und wenn nich, Chef?« Mudge war zwar besser zu Fuß als alle anderen, doch selbst ihm behagte der Gedanke nicht, es mit den Bergen aufnehmen zu müssen, die dort vor ihnen lagen.
    »Kehren wir dann nach 'ause zurück und 'offen, daß sich alles zum Besten wendet?«
    »Nichts wendet sich zum Besten, mein pelziger Freund, es sei denn, du sorgst dafür, daß es das tut. Die Hoffnung ist kein Ersatz für harte Arbeit. Wo immer der Wanderer gefangen sein mag, dort liegt auch unser Ziel. Dort müssen wir hin. Irgendwie.« Und er führte sie weiter.
    Diese hohen Gipfel und Granitwände lagen noch ein weites Stück vor ihnen. Möglicherweise würden sie dem Wanderer und dem Wesen, das ihn gefangenhielt, schon lange vorher begegnen, bevor eine echte Kletterpartie erforderlich wurde. Darauf hofften alle. Jon-Tom konnte den Hexer nur voller neuer Bewunderung anblicken. Während alle sich über die Aussicht beklagten, eine schwere Kletterpartie absolvieren zu müssen, hatte niemand davon gesprochen, daß Clodsahamp von allen der dazu am wenigsten Geeignete war.
    Die nächsten Tage bescherten ihnen keinerlei Anzeichen dafür, daß sie sich ihrem Ziel genähert

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