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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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von Ospenspri, weit nördlich von jeder zivilisierten Stadt.« Clodsahamp setzte die Brille wieder auf. Sofort beschlugen die Gläser wieder. »Es kann allerdings auch Unterkunft ohne Zivilisation geben. Ich habe viele Geschichten über die wilden Stämme gehört, die in diesen selten besuchten nördlichen Wäldern hausen sollen. Es wäre sehr nützlich, Informationen erster Hand über ihre Sitten und Gebräuche zu erhalten.«
    »Warum lest Ihr das denn nich einfach in irgend'nem verdammten Buch nach, Chef?«
    »Weil es nicht viel zu lesen gibt, mein wassernärrischer Wirrkopf.« Der Hexer setzte sich in Bewegung, um Dormas zu folgen. »Nur wenige Forscher kommen in diese Gegend. Sie ziehen die Warmländer oder die Tropen vor. Das bietet uns eine einzigartige Chance.«
    »Ja, nämlich zum Rattenfutter für irgend so 'nen hiesigen Vielfraß zu werden.« Mudge sah zu Jon-Tom empor. »Du erkennst doch auch die Weis'eit in meinen Worten, nich, Kumpel?«
    »Ich erkenne, daß Weisheit nicht ohne Risiko zu erlangen ist.« Clodsahamp lächelte ihn wohlwollend an. »Tut mir leid, Mudge.« Jon-Tom trat vor, um sich den beiden anderen anzuschließen.
    »Ihr seid alle verdammte Narren - aber es is ja nich gerade so, als ob das die Überraschung des Jahres wäre.« Der frustrierte Otter verschränkte die Arme vor der Brust und blieb stehen, wo er war. Was ihn wirklich wütend machte, war die Tatsache, daß ihn alle mißachteten. Es machte ihm nichts aus, wenn man ihn anschrie, ihn anbrüllte oder beleidigte. Doch wenn Leute, die eine andere Meinung hatten als er, sich so verhielten, als existierte er gar nicht, hatte er gute Lust, auf irgend etwas einzustechen. Doch bei seiner gegenwärtigen Begleitung war ihm selbst diese Möglichkeit verwehrt. Sein Messer konnte Clodsahamps Panzer nichts anhaben, Jon-Tom würde ihn bemerken, wenn er sich anschlich, und Dormas' Hinterteil war viel zu hoch gelegen.
    Also zückte er statt dessen sein Kurzschwert und ließ einen Teil seiner Wut ab, indem er einen neben ihm stehenden Busch in Stücke hieb.
    Jon-Tom, Dormas und Clodsahamp übersahen ihren rasenden Gefährten weiterhin. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, den Ursprung des geheimnisvollen, gespenstischen Singsangs ausfindig zu machen, der da durch den Wald schwebte. Es schien fast, als würde er von dem Nebel selbst weitergetragen, anschwellend und abfallend, mit deutlich erkennbarer Kadenz, mit unverständlichen Worten.
    »Eine uralte Sprache«, bemerkte der Hexer. »Zweifellos von einem Sänger auf den anderen übertragen. Es kann gut sein, daß die Singenden die Bedeutung der Worte gar nicht mehr verstehen, sie aber weiterhin vortragen, weil sie glauben, daß sie Kraft und Macht besitzen.«
    Jon-Tom war zwar kein Linguist, doch selbst er spürte das Alter der Gesänge. Sie schienen zum größten Teil aus Grunzern und Stöhnen zu bestehen, aus Geräuschen, wie Tiere sie gemacht hätten: vernunftlose Tiere, die denk- und sprachunfähig waren. Ein Stammeserbe aus einer vorzivilisatorischen Vergangenheit. Kein Wunder, daß Clodsahamp sich für die Leute interessierte, die solche Geräusche von sich gaben. Er blickte über die Schulter zurück.
    »Mudge, du bist der beste Trapper unter uns. Warum gehst du nicht voran?«
    Nachdem er den Busch zerstört und sein harzbeflecktes Schwert in die Scheide zurückgesteckt hatte, kehrte der Otter ihnen resolut den Rücken zu. »Nich mit mir, Chef. Geh nur und steck deinen 'als in die Schlinge, ich bleib jedenfalls 'ier.«
    »Laß die Wasserratte nur!« bat Clodsahamp seinen menschlichen Schützling. »Wir werden auch ohne ihn weitergehen. Dann machen wir wenigstens nicht soviel Lärm. Dormas, kannst du sie immer noch wittern?«
    »Schwach. Es wird kräftiger werden, je näher wir kommen. Vielleicht auch dann, wenn dieser verdammte Nebel sich mal lichtet.«
    Sie setzten sich wieder in Bewegung. Sorbl erhob sich von seinem Sitzplatz und ging auf Dormas' Last nieder. Mudge sah den Eulerich überrascht an.
    »Sorbl? Du gehst doch wohl nich mit, Kumpel?«
    »Ich habe keine andere Wahl.« Der Lehrling erwiderte seinen Blick. »Ich muß dorthin, wohin mein Meister mich führt.«
    »Mach dir keine Sorgen, Mudge«, sagte Jon-Tom. »Wir sind bald wieder da. Du kannst ja hierbleiben und das Lager bewachen.«
    »Was? Ganz allein?« Mißtrauisch lugte der Otter in den undurchdringlichen, Isolationsangst erzeugenden Nebel hinaus, »'ältst dich wohl für verdammt schlau, du 'aarloser Sohn eines Affen,

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