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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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stehenblieb. Auf dem vor ihnen liegenden Hang gab es mindestens zweimal einen Erdrutsch, dann drückte ein besonders tief empfundener Refrain auf vierhundert Ellen in schnurgerader von Jon-Tom ausgehender Linie die Bäume platt.
    Schließlich gab es nichts mehr zu singen, gab es kein musikalisches Flehen mehr. Jon-Toms Kehle war heiser von der Anstrengung seines Vertrags. Colin und Mudge erhoben sich langsam und wischten Erdreich und Laubwerk von Gesicht und Kleidung. Sorbl spähte zögernd durch die Bäume, während Clodsahamp den Kopf aus dem Panzer streckte.
    Jon-Tom war wieder er selbst, und das galt auch für die anderen. Ein wenig verwirrt blickte er an seinen Freunden vorbei. «Wann ist denn dieser Wind aufgekommen?«
    »Als du das Maul aufgemacht 'ast, Kumpel.« Mudge klopfte ihm auf die Schultern, wobei er sich auf die Zehenspitzen stellen mußte. »Dieser Affe, der du für 'ne Weile warst, 'atte 'ne Stimme, die 'nen kleinen Vulkan in den Schatten gestellt 'ätte. Ich 'ätte mir ja denken können, was das zusammen mit deiner Bannsängerei bewirkt. Aber als ich drauf kam, war es schon zu spät. Wir konnten nichts anderes mehr tun, als uns festzuklammern und zu 'offen, daß du uns nich auf 'albe Strecke nach Ospenspri zurückbrüllst. Ich glaube, es is doch 'ne Spur sicherer, dich so dabeizu'aben, wie du bist, entpelzt und menschlich und so.«
    Clodsahamp versuchte gerade, den Staub aus seinem Panzer zu schütteln. »Es gibt auch so etwas wie allzu wirksame Magie.« Er spähte an seinen Gefährten vorbei zu dem Paß hinüber, der ihr Nahziel war. »In einem Punkt besteht jetzt jedenfalls kein Zweifel mehr: Unser Jagdopfer weiß, daß wir kommen. Diesen Lärm muß man in den ganzen Nordwäldern gehört haben.« Der Staub des Erdrutschs legte sich langsam auf die Flanken des Passes über ihnen.
    Jon-Tom fühlte sich wieder gut. Er blickte an seinen gebräunten nackten Armen und nackten Fingern hinab, auf die kurzen funktionslosen Fingernägel. Er drehte sie um und inspizierte die bleichen pelzfreien Handflächen, die sich im Laufe der Zeit in dieser Welt einige Schwielen zugezogen hatten. Ja, er war wieder froh, Mensch zu sein.
    Und doch mußte er daran denken, welche musikalischen Welten er wohl hätte erobern können, wäre es ihm gelungen, in seine alte Form zurück zuwechseln, gleichzeitig aber diese unglaubliche Menschenaffenstimme bei zu behalten. Er hätte einen Chor samt Verstärker an die Wand gesungen. Doch andererseits war eine Stimme, die eher einen Erdrutsch stimulierte als ein Publikum, vielleicht auch nicht die beste aller Ideen. Mit einer solchen Stimme wäre der alte Showbusiness- Spruch, von dem vollen Haus, das man zum Einstürzen brachte, auf geradezu tödliche Weise wirksam geworden.

XI
    Colin mußte sich selbst bremsen. Die Erregung ließ ihn ständig voranpreschen. Das lag lediglich daran, daß er nach seiner einjährigen Wanderschaft nun endlich dem Ziel nahe war.
    Der Charakter des Waldes änderte sich, wofür er dankbar war. Er war Nadelbäume leid und sehnte sich nach den lieblichen Laubwäldern seiner Heimat. Die unmittelbar vor ihm aufragenden Bäume waren ihm schon vertrauter. Statt dick und tiefgefurcht war ihre Rinde dünn und von fahlgrauer Farbe. Lange Streifen schälten sich vom Stamm und sammelten sich unten am Baum. Sie hatten auch richtige Blätter anstelle der allgegenwärtigen Nadeln. Lange dünne Blätter von fahlem Grün. Sogar der Geruch des Waldstücks vor ihm war anders.
    Dann wurden seine Augen äußerst rund und groß. Das konnte doch nicht sein! Es war unmöglich, daß solche Bäume so hoch im Norden gediehen. Und doch standen sie dort vor ihm, aufrecht und lockend. Ihr köstliches, unverwechselbares Aroma trog nicht.
    Als er merkte, daß er seine Begleiter wieder abgehängt hatte, ließ er seinen Rucksack mit einem Achselzucken achtlos zu Boden gleiten. Die Gefährten würden ihn schon bald wieder einholen, das wußte er. Auch seinen Säbel und die Scheide legte er auf den Stapel seiner Ausrüstungsgegenstände. Dann eilte er so schnell voran, wie seine stämmigen Beine es ihm gestatteten.
    Schon bald stand er neben dem nächsten Baum, streichelte den Stamm, und die langen Streifen abgeschälter Rinde zersplitterten ihm unter den Füßen. Mit Hilfe seiner Klauen kletterte er schnell den Baum hinauf, um dann auf den niedrigsten Ast hinaus zu kriechen, der sein Gewicht noch eben tragen konnte. Seine Hand zitterte als er eine Handvoll der charakteristischen schmalen

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