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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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eingebettet. Am gegenüberliegenden Ende war er von einem tiefen Himmelblau. Doch das südliche Drittel war nicht mehr als ein Fuß tief, so klar wie Glas über einem Boden aus glatten Kieseln und jungfräulichem Flußsand. Über dem Geröll schwammen mehr Fische, als er jemals in seinem Leben auf einmal an einer Stelle gesehen hatte. Die einzelnen Schwärme kämpften um Schwimmraum, so dicht gefüllt war das Wasser mit ihnen. Er entdeckte Lachs und Forelle, Hecht und Karpfen, deren Schuppen in der spätmorgendlichen Sonne wie Metall glitzerten.
    Es war keinerlei Arbeit erforderlich, keine Anstrengung, Präzision wurde nicht verlangt. Er brauchte nicht einmal zu zielen, nachdem er die Flügel angelegt hatte und aufs Wasser zuschoß. Er brauchte lediglich die Klauen zu öffnen und zuzupacken, um sicher zu sein, eine frische Mahlzeit aus weißem Fischfleisch zu bekommen.
    Doch war dies nicht die einzige Überraschung, die der See zu bieten hatte. Zunächst erstaunte es ihn, dann war er verwirrt, und als er schließlich das Wasser berührte und den ersten Fisch schnappte, wußte er nicht mehr aus noch ein.
    Das Wasser gischtete über ihm zusammen, als er die goldene Forelle mit den Krallen packte. Es spülte ihm übers Gesicht und Gefieder. In diesem Augenblick wußte er, daß es wahr war. Es erklärte die goldene Tönung des Sees.
    Er legte die Forelle beiseite, um sie später zu verzehren, und hüpfte hinunter zum Wasserrand. Ein einziges Nippen war ihm Bestätigung genug. Das Ufer war von wildem Getreide umsäumt. Irgendein unerklärlicher Fermentierungsprozeß hatte ganze Jahrhunderte an Getreideernten umgewandelt, und seitdem war das Ergebnis unentwegt in das Wasser des Sees geströmt. Er wußte zwar nicht, wie die Fische es überlebten und darin sogar gediehen - doch wer war er, um ein solches Wunder in Frage zu stellen?
    Es blieb die unleugbare Tatsache, daß das Wasser mindestens achtzig Volumenprozent hatte und an den seichten Stellen sogar noch stärker war. Außerdem hatten verschiedene Teile des Sees unterschiedliche Aromen, was zweifellos die jeweiligen Getreidesorten widerspiegelte, die an unterschiedlichen Teilen des Ufers wuchsen. Es war genau wie der reinigende Regen über Ospenspri, den sein Meister heraufbeschworen hatte, nur daß man hier die Tropfen nicht mit aufgesperrtem Schnabel auffangen mußte. Hier konnte man sich in aller Ruhe alles aussuchen und daran nippen.
    Er trank, bis er glaubte, schier auseinander zuplatzen, dann kehrte er zu seinem Fisch zurück. Er setzte sich auf sein Schwanzende, packte die Forelle mit beiden Flügelspitzen und nagte daran. Später war noch Zeit genug, um auch zu kochen, wenn ihm der Sinn nach Abwechslung stehen sollte. Das rohe Fleisch war köstlich, fest und gesund.
    Wozu Jahre der Plackerei als Famulus eines Hexers verbringen, wenn ihm hier ein ganzer Schatz winkte? Er würde seinen Dienst bei Clodsahamp quittieren, zurück nach Lynchbany oder Ospenspri fliegen und dort einen Vertrag mit einer großen ortsansässigen Brauerei abschließen, um den See auf Flaschen abzufüllen und diese in allen Warmländern zu verkaufen. Als sein Entdecker brauchte er lediglich seinen Anspruch auf das Land beim nächsten Stadtarchivar anzumelden. Zusammen mit seinen Partnern würde er jede Gastwirtschaft in den Glockenwäldern beliefern können. Er lachte sich halb krank bei dem Gedanken an die Verwirrung und Enttäuschung der zahlreichen städtischen Steuereintreiber, die sich bei dem hoffnungslosen Versuch aufreiben würden, seine verborgene Destille aufzustöbern, um entsprechende Steuern auf sein Produkt zu erheben.
    Und wenn er dann erst einmal reich genug geworden war, würde er Clodsahamp anheuern, damit dieser für ihn arbeitete.
    Es ließ sich nicht feststellen, wie lange die Bibliothek sich dem Auge verborgen gehalten hatte, doch offensichtlich war sie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr aufgesucht worden. Schlingpflanzen und Schmarotzer bahnten sich ihren Weg über und durch die alten Steinmauern. Bäume ließen ihre Wurzeln durch das Fundament wachsen, und ihr breites Laubdach verbarg das darunterliegende Gebäude. Es wäre auch nicht weiter aufgefallen, hätte Clodsahamp nicht gerade im richtigen Augenblick nach links geschaut. Im Augenwinkel hatte er bemerkt, wie etwas Sonnenlicht von dem säuberlich behauenen grauen Stein abgeprallt war.
    Mit gefurchter Stirn machte er eine Wende und watschelte darauf zu. Er erkannte weder die Überreste des architektonischen

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