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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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bereits geschafft hatte. Angenommen, er sang den Text rückwärts? Verrückt - aber auch nicht verrückter als ihre gegenwärtige mißliche Lage. Er kannte den Song gut genug, räusperte sich und begann zu spielen.
    Es hörte sich zwar nicht richtig an, aber das galt ja auch für die Situation seiner Freunde. Vielleicht paßte es sogar. Irgend etwas paßte auf jeden Fall, denn als er den halben Song hinter sich gebracht hatte, erzitterte plötzlich die Luft, dann kam das vertraute flaue Gefühl im Bauch und ein plötzlicher Nebelschleier vor den Augen, so als würde er an einem Sonntagmorgen ganz langsam aufwachen. Er sang weiter, wollte den Song beenden, und als er mit der Anfangsstrophe schloß und aus der wunderbaren Benommenheit eines vortragenden Künstlers wieder hervorkam, stellte er zu seiner Erleichterung fest, daß alles genauso funktioniert hatte, wie er es erhofft hatte. Die Störung war umgekehrt worden, und alles war wieder normal. Seine Freunde waren einmal mehr seine Freunde.
    »Ich! Ich bin wieder ich!« japste Mudge, während er vor Freude zwei Fuß in die Höhe sprang. Er ließ die Finger durch den dichten braunen Pelz fahren. »Werd niemals wieder was dagegen 'aben, ich selbst zu sein.« Er hüpfte herum wie ein Kind, das gerade feststellt, daß es bei der Geburtstagstombola den ersten Preis gewonnen hat.
    Dormas hatte wieder ihre kraftvolle Vierbeinergestalt angenommen. »Ekelhaftes Erlebnis. Was hast du da gesungen, junger Mann?«
    »Einen Song von Rick Springfield: We All Need the Human Touch, nur daß ich es rückwärts gesungen habe. Hat ja auch so gut funktioniert, wie ich es mir nur wünschte.« Er strahlte seine wiederhergestellten Gefährten an.
    Clodsahamp hatte seinen Panzer wieder. Sorbl schwang sich bereits durch die Lüfte und vollführte Sturzflugmanöver und Loopings. Colin streckte seine kurzen muskulösen Arme, wackelte mit den übergroßen Ohren und rieb sich die feuchte schwarze Nase.
    »Schon sehr viel besser, Bannsänger.« Er blickte Jon-Tom mit gerunzelter Stirn an. »Oh! Meine Freunde, wir haben ein neues Problem vor uns. Ich schätze, damit hätten wir eigentlich rechnen müssen.«
    »Verdammt«, sagte Mudge, in dieselbe Richtung blickend wie der Koalabär. »Meint ihr, daß wir mal irgendwann die 'eimtückischen Nebenwirkungen von diesem Ding loswerden, Euer 'exerschaft?«
    Auch Clodsahamp musterte interessiert den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. »Nicht, bevor wir es aus seiner Gefangenschaft befreit haben.«
    Jon-Tom versuchte sich umzudrehen und in dieselbe Richtung zu blicken wie seine Freunde, bis ihm auffiel, daß diese gar nicht an ihm vorbeisahen, sondern die Blicke auf ihn geheftet hatten. Gleichzeitig merkte er," daß irgendwas immer noch nicht stimmte. Er schluckte. Sein Banngesang hatte alles vollbracht, was er von ihm verlangt hatte - und noch etwas mehr.
    Mudge musterte ihn kritisch mit geschürzten Lippen, die Fäuste in die pelzigen Hüften gestemmt. »Nun, Euer Chefschaft, was sollen wir dagegen unternehmen?«
    Vor ihnen stand, äußerst verlassen dreinblickend, ein großer, sehr schlanker Brüllaffe. Er trug Jon-Toms indigofarbenes Hemd und seinen Echsenhautumhang sowie seine Stiefel, während er die Duar fest umklammerte. Als Jon-Tom an sich selbst herabsah, bemerkte er die langen Arme und den geringelten Greifschwanz. Er dehnte die Mundmuskeln und spürte die gewölbten dicken Lippen und die spitzen Zähne.
    »Das war aber vielleicht 'n Banngesang, Kumpel«, meinte der Otter mitfühlend.
    »Ich persönlich finde, daß er so eigentlich viel besser aussieht«, warf Colin ein. Er trat vor und zückte sein Schwert.
    Jon-Tom wich einen Schritt zurück. »He, so schlimm kann es doch auch wieder nicht sein, oder?«
    »Du hast es verdient, dich selbst so zu sehen, wie deine Freunde dich sehen.« Der Koala hielt die hochpolierte Klinge senkrecht.
    Jon-Tom spähte in den ihm dergestalt zur Verfügung gestellten schmalen Spiegel. Als er sich selbst erblickte, klappte ihm der Unterkiefer herab. Tatsächlich klappte er sehr viel weiter herab, als das einem Menschen möglich gewesen wäre.
    »Oh, mein Gott! Was hab ich nur getan?«
    »An uns nur Gutes«, meinte Mudge, »an dir selbst vielleicht nich gerade.«
    Jon-Tom starrte unentwegt sein Spiegelbild in der Breitseite von Colins Schwert an. Diesmal war er aber wirklich erledigt! Bisher war die einzige Person, die ihn jemals hatte zum Affen halten können, eine attraktive ältere Kommilitonin in seinem

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