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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Vormittagsseminar über Schadenersatzrecht gewesen. Sie hatte ihn an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden fertiggemacht. Doch nun hatte er sie noch übertroffen, sowohl körperlich als auch geistig.
    »Ich muß versuchen, mich selbst in meinen alten Zustand zurückzusingen.«
    »Einen Augenblick mal, Kumpel! Du kannst nich wieder dasselbe Lied verwenden, sonst sind wir wieder da, wo wir angefangen 'aben.«
    »Aber das ist das einzige passende Lied, das ich kenne!«
    »Dann wirst du eben ein anderes versuchen, mein Junge«, teilte Clodsahamp ihm mit. »Meine Kräfte sind hier nutzlos. Ich kann dir nicht helfen. Nur du kannst dir selbst helfen. Aber du mußt eine Möglichkeit finden, dir selbst zu helfen, ohne uns dabei zu schaden. Das ist nur recht und billig.«
    »Ich weiß, aber ich habe schon so viele Songs verwendet. Bin diese verdammten Verwandlungen langsam leid. Ich weiß nicht, was ich noch singen soll.«
    »Du wirst dir schon was einfallen lassen, Kumpel.« Mudge versuchte den Freund zu ermutigen. »Tust du doch immer. Versuch's einfach irgendwie, sing was, dann kriegste wahrscheinlich schon das richtige Lied.«
    »Ich weiß nicht. Das erscheint mir äußerst willkürlich und zufallsabhängig.«
    Doch er wußte nicht, was er sonst tun sollte. Er wollte seine Freunde nicht wieder in ihre unerträgliche Menschengestalt zurückverwandeln, ebensowenig wollte er selbst aber auch ein hagerer Menschenaffe bleiben, dessen Hände am Boden schleiften. Es schien keinen Ausweg zu geben. Vielleicht hatte Mudge recht. Vielleicht sollte er wirklich einfach etwas singen, das ihm gerade einfiel, das ihm am meisten Spaß machte. Nie fühlte er sich wohler, vollständiger, als wenn er sang. Vielleicht brauchte es wirklich nicht mehr als dies.
    Doch es war so verdammt unfair. Schließlich war er nichts als ein ganz gewöhnlicher und nicht allzu aufgeweckter Jurastudent und Möchtegern-Rockmusiker, der in Zeit und Raum verlorengegangen war, und nun erwarteten diese Leute von ihm, daß er ständig irgendwelche Wunder vollbrachte. Was er ja auch getan hatte, immer und immer wieder, um mal dem einen, mal dem anderen zu helfen.
    Und nun, da er selbst der Hilfe bedurfte - was schlugen sie ihm da vor? Daß er sich selbst helfen solle. Sie konnten nicht die kleinste Winzigkeit für ihn tun. Also gut, er würde sich verdammt noch mal schon selbst helfen, und dann zum Teufel mit dieser ganzen verrückten, unnatürlichen Welt!
    Er schwang sich die Duar vor die Brust, preßte sie mit den unmöglich langen Armen an sich. Die verlängerten Finger umspannten mühelos beide Saitensätze, als er zu singen anhob. So sehr war er mit seinem eigenen Zorn beschäftigt, so hypnotisiert von seiner rechtschaffenen Empörung, daß er völlig vergaß, worin er sich verwandelt hatte.
    Im ganzen Tierreich gibt es kein Wesen, das auch nur annähernd die Lungenkraft eines Brüllaffen aufbringt. Er hat eine Stimme, die meilenweit zu hören ist, über Berggipfel hinweg und durch dichtesten Urwald. Unterstützt von der Duar und in Verbindung mit Jon-Toms Zorn, wurde die nun folgende Klangexplosion von der Magie seines Banngesangs noch vergrößert und geschärft.
    Was folglich aus seiner Kehle hervorperlte, war keine leidenschaftliche Bitte um Wiederherstellung, sondern eher ein Urgetöse, ein so rohes und machtvolles Geräusch, daß Mudge und Clodsahamp, die direkt in der Schußlinie des Gesangfeuers standen, umgeworfen wurden. Der Hexer zog sich in seinen Panzer zurück. Dormas ging in die Knie. Sorbl erhob sich instinktiv in die Lüfte, nur um dort von dem kleinen Wirbelsturm erfaßt zu werden, den Jon-Tom hervorbrachte, und um seine Balance kämpfen zu müssen. Er wehte ihn über die Baumwipfel hinweg hinter den Hang auf der anderen Bergseite.
    Nichts von alledem konnte Jon-Tom beeindrucken. Was ihn betraf, so sang er ganz normal, in der üblichen Lautstärke, denn so hörte sich für seine Brüllaffenohren seine Brüllaffenstimme an. Und wie immer, wenn er sich besonders intensiv auf seinen Banngesang konzentrierte, sang er mit geschlossenen Augen. Mudge versuchte ihn darüber zu informieren, was geschah, indem er ihn anbrüllte, doch konnte sich der Otter über den Sturm hinweg kein Gehör verschaffen.
    Dormas kehrte der tobenden Musik den Rücken zu, während Colin und Mudge die Krallen in den Boden gruben und sich verzweifelt festhielten. Sorbl war so vernünftig, außer Reichweite hinter dem Berg zu bleiben, während Clodsahamp wie ein Faß aufrecht

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