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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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du dich schon nackt und ungeschützt fühlst, dann überleg dir mal, welche Gefühle ich gerade durchmachen muß.«
    »Das ist unanständig«, meinte Colin. »Verdammt unanständig. Das bringt ja selbst einen starken Koalabären zum Weinen.«
    »Wir müssen etwas unternehmen«, beharrte Dormas. Ihre Stimme war klar, die Ausdrucksweise elegant und wenig verändert. »Wenn ich noch viel länger so bleiben muß, drehe ich durch. Ich will ständig auf alle viere hinunter, wie es sich gehört, aber dieser Körper funktioniert nicht so. Schaut euch nur mal diese nutzlosen kleinen Dinger an!« Sie zeigte erst ihren rechten, dann den linken Arm vor. »Die brechen doch glatt durch, wenn ich mit dem Oberkörper auch nur den geringsten Druck ausübe, das weiß ich genau. Ihr anderen könnt es wohl verkraften, ein bißchen Pelz einzubüßen, aber was ist mit mir? Ich kann nicht einmal mehr richtig gehen.«
    »Und ich? Was ist mit denen hier?« Der Teenager zeigte ihr schüttelnd die Arme. »Fledermäuse sind auch nackt, aber die können wenigstens fliegen. Ich bin an den Boden gefesselt.« Er schluchzte auf.
    »Nun nehmt es nicht so tragisch«, ermahnte Jon-Tom sie.
    »Wir werden uns ja schon gleich wieder zurück verwandeln.«
    »Ja, und was, wenn nich?« Jon-Tom mußte zugeben, daß es etwas peinlich war, Auge in Auge vor einem dunklen älteren Mann zu stehen, aus dessen Kehle Mudges vertraute Stimme hervorkam. Es war wirklich nur ein Mann, der da vor ihm stand. Nicht die Andeutung eines Schnurrbarts oder eines Pelzes im Gesicht, und doch wußte er, daß es Mudge war. Denn abgesehen von seiner unverwechselbaren Stimme waren da auch die Augen, blau und herausfordernd. Es war faszinierend, seine Bewegungen mitanzusehen. Es waren all die typischen kleinen Gesten und Eigenheiten Mudges, doch nur bei Dreiviertelgeschwindigkeit abgespielt.
    »Das ertragen wir nich mehr viel länger, Kumpel. Selbst 'n intelligenter Geist 'at seine Grenzen.«
    »Ich versuche ja schon etwas«, sagte Clodsahamp ernst. »Seit mehreren Minuten bemühe ich mich darum, aber es ist äußerst schwierig, die Parameter eines Zaubers zu entwickeln, wenn alle gleichzeitig herumstöhnen und mit den Zähnen klappern.«
    »Mir macht es nichts aus.« Beiläufig, gedankenverloren zupfte Jon-Tom an seiner Duar.
    Mudge hatte nichts Eiligeres zu tun, als seinem Freund eine bremsende Hand aufs Handgelenk zu legen. »Paß nur auf, Kumpel! Versieb diese Nummer bloß nicht. Wenn du die Wirkung dieser Störung verfestigen solltest, bis sie permanent ist, dann 'aste wenigstens von einem das Blut an den Fingern kleben, denn e'e ich auf alle Zeiten in dieser widerwärtigen Maskerade rumlaufen muß, bringe ich mich selbst lieber um.«
    »Mach dir keine Sorgen, Mudge. Hör mal, ich bin doch 'ne heiße Nummer. Weißt du noch, wie ich mit dem Feuer zurechtgekommen bin?«
    »Ja, und dabei fast gebraten wurdest. Wenn de diesen Banngesang jetzt versiebst, mach ich 'öchstpersönlich 'n Grillfrühstück aus dir.« Er nahm die Hand zurück. »Bin allerdings verdammt neugierig, was für 'n Lied du dafür im Programm 'äst, um einer solchen Katastrophe zu begegnen.«
    »Nur zu, mein Junge!« drängte auch Clodsahamp ihn. »Den Versuch kannst du getrost wagen. Der gegenwärtige Zustand ist mir ebenso unangenehm wie der andere. Verwirrt, wie meine Gedanken sind, fällt es mir schwer, klar zu denken.«
    »Ich werde sorgfältig auf den Text achten«, versicherte er dem Hexer. Und das würde er auch tun - sofern ihm einer einfiel. Mudges Bemerkung hatte ihre Berechtigung. Ihre jetzige Situation war nicht eben das Thema, dem sich ein durchschnittlicher Komponist zu widmen pflegte.
    Möglicherweise konnte etwas von dem Zeug helfen, das er in der Abteilung Volksmusik und Musik anderer Völker aufgestöbert hatte; doch hatte er dieses Seminar vor vielen Jahren belegt, und er übte nicht gerade täglich afrikanische Gesänge oder indonesische Gamelanmusik. Denn das war nicht eben die Art von Musik, die ihn in die Top WO von Billboard bringen würde. Sein Repertoire an Rockmusik war erheblich größer und aktueller, doch ihm fiel beim besten Willen nichts ein, das auch nur entfernt mit der Verwandlung von Menschen in Tiere zu tun hatte. Nicht daß der Text allzu präzise sein mußte. Er hatte gelernt, daß es vor allem um die Atmosphäre des Songs ging, um die Gefühlstriebkraft dahinter, wenn er einen Banngesang versuchte.
    Es gab ein Lied, das möglicherweise vollbringen konnte, was der Wanderer

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