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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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erkennen: Er sang nicht mehr wegen des Geldes. Er besaß jede Menge Geld. Auch nicht wegen des Ruhms, denn er war so berühmt, wie ein Rockstar es nur erträumen konnte. Nein, er sang weiter wegen der Fans, der Fans, die ihn unterstützt und zu dem gemacht hatten, was er heute war. Der heutige Abend war etwas Besonderes, nicht nur deshalb, weil es der letzte Abend der Tournee war. Er war besonders wegen der Fans.
    Vor zwei Wochen war der Grammy verliehen worden, und Jon-Tom hatte mehr Einzelauszeichnungen erhalten als jeder andere Künstler in der Musikgeschichte. Das hatten seine Fans für ihn vollbracht. Inzwischen munkelte man (es waren natürlich nur vage Gerüchte), daß das Nobelpreiskomitee in Stockholm ernsthaft überlege, ihm wegen der deutlichen und überzeugenden Sozialkritik seiner Texte einen besonderen Preis zu verleihen. Das wäre das erste Mal, daß ein Komponist und Interpret der Popmusik auf eine solche Weise geehrt würde. Der Pulitzer-Preis für Musik, so hatte man ihm versichert, war praktisch bereits im Kasten. Und natürlich hatte die Minoritätenpartei ihn dazu aufgefordert, ja ihn geradezu angefleht, seine Karriere lange genug beiseite zu schieben, um sich für das freigewordene Amt des Jugendsenators des Staates Kalifornien zu bewerben.
    Gewiß, all dies hätte eigentlich genügt, um einen einzelnen Menschen schier zu überfordern, nicht aber Jonathan Thomas Meriweather. Mit Erfolg und Anbetung ging er ebenso leichthändig um wie mit seiner Lieblingsgitarre. Obwohl er seinen Ruhm genoß, war er dennoch der ganz normale Junge von nebenan geblieben, wie er den emsigen Reporterscharen erklärt hatte, die ihn ständig wegen irgendwelcher zitierfähigen Aussagen belästigten.
    Nun gut, er hatte sie wohl lange genug an der Nase herumgeführt. Er korrigierte den Gurt der Fender, nickte seinen Mitmusikern zu und wartete ab, während Bobby damit begann, die Menge mit seinem Schlagzeug von neuem anzuheizen. Eine gewaltige Woge der Bewunderung gischtete aus dem Publikum empor, um mit riesigem Brüllen die Bühne zu überfluten.
    Ja, alles lief so gut, wie ein Sterblicher es sich nur wünschen konnte, sagte er sich. Auf dieser Tournee hatte er alles erreicht, was er erhoffen konnte. Es wußte noch niemand - der heutige Abend war sein letzter Liveauftritt, Er würde das Angebot annehmen, sich um das Senatorenamt zu bewerben.
    Doch irgendwas stimmte hier nicht ganz. Die Saiten seiner Gitarre fühlten sich unter seinen Fingern dünn an. Sie schienen zu kleben, und es waren mehr Saiten, als es sein dürften. Sie hatten auch eine falsche Laufrichtung. Doch es schien der Menge nichts auszumachen, die weiterhin lauter denn je brüllte und tobte, aber es irritierte Jon-Tom. Er kehrte dem Publikum den Rücken und ließ Bobby und Julio die Einleitung spielen, während er versuchte, sich wieder zusammenzureißen. Falsch, falsch, irgend etwas hier war eindeutig falsch!
    Als er sich von der Menge abwandte, verstummten die Jubelschreie, und mit ihnen verschwanden auch die Konzertbesucher. Die höhlenartigen Wände des Forum verschwanden, ebenso das überwältigende Gefühl der Zufriedenheit.
    Es war der Lärm, der Mudge zur Höhle zog, das Gelächter und die festlichen Geräusche, gemeinsam mit dem schwachen Aroma von Alkohol und Joints. Er wußte, daß er seine Begleiter davon hätte informieren sollen, andererseits konnte er diese ungewöhnliche Erscheinung gewiß auch allein überprüfen. Außerdem hatte er sie schon weit abgehängt, ahnungslos plapperten sie mit einander vor sich hin.
    Am Eingang standen keine Posten. Wenn er nicht hineinschleichen konnte, um sich gründlich umzusehen und unbemerkt wieder hinauszuschlüpfen, was konnte er dann wohl sonst?
    Der Tunnel war hell erleuchtet von süß duftenden Fackeln anstelle teurer zaubergewarteter Glühbirnen. Das paßte ihm gut.
    Er hatte genug von Zauberei und Magie. Der Gang führte ins Innere und in die Tiefe, um schließlich wieder eben zu werden. Das Erdreich wich glattem Gestein. Eine Malachitader durchzog das Pflaster, das auf Hochglanz poliert worden war, die grünschwarzen Wellen zogen sich durch den Marmor. Er folgte ihnen, dem Lärm und den Gerüchen entgegen.
    Hundert Ellen weiter öffnete sich der Tunnel und legte eine Szene absoluter Lebensfreude frei: Vor ihm befand sich eine Höhle unbeschreiblicher Freuden. Von der Decke hing ein gewaltiger Kristallüster, der von tausend Kerzen erhellt wurde, jede davon aus parfümiertem Wachs. Er nahm sich

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