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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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»Ja.«
    »Ihr zwei macht einen recht etablierten Eindruck.«
    »Du siehst doch, wie wir leben ... Da ist es nicht schwer, zufrieden zu sein.«
    Er war noch immer wütend auf sie. »Du hast das erreicht, was du dir schon immer gewünscht hast.«
    Das war ziemlich starker Tobak, aber Maisie nickte nur. Sie hatte das Gefühl, es vielleicht nicht anders verdient zu haben. »Was macht April?«
    Maisie zögerte. Das ging jetzt wirklich zu weit. »Du wirfst mich mit April in einen Topf, wie?« fragte sie zurück, ohne ihre Betroffenheit zu verbergen.
    Das nahm ihm ein wenig den Wind aus den Segeln. »Nein«, sagte er und lächelte reumütig, »du warst nie wie April. Das habe ich immer gewußt. Trotzdem interessiert mich, was aus ihr geworden ist. Triffst du sie noch ab und zu?«
    »Ja ... heimlich.« April war ein neutrales Thema, das sie aus gefährlich emotionalem Gelände hinausführen konnte. Maisie entschied sich, seine Neugier zu befriedigen. »Ist dir ein Lokal namens Nellie's ein Begriff?« Er senkte die Stimme. »Ja, das ist ein Bordell.« Nun war die Neugierde ganz auf ihrer Seite. »Bist du jemals dort gewesen?«
    »Ja«, gab er, peinlich berührt, zu, »einmal. Es war ein Fiasko.« Maisie überraschte das nicht; sie erinnerte sich an die Naivität und Unerfahrenheit des Zwanzigjährigen. »Nellie's gehört jetzt April«, sagte sie.
    »Du meine Güte! Wie war denn das möglich?«
    »Es fing damit an, daß sie die Geliebte eines bekannten Romanschriftstellers wurde und ins hübscheste Häuschen von Clapham zog. Er wurde ihrer genau zu jener Zeit überdrüssig, als Nell daran dachte, sich langsam aufs Altenteil zurückzuziehen. Also veräußerte April ihr Häuschen und kaufte Nellie's auf.«
    »So was!« sagte Hugh. »Nell werde ich nie vergessen. Sie war die dickste Frau, die ich je gesehen habe.« Am Tisch war es plötzlich still geworden, so daß Hughs letzter Satz von mehreren in der Nähe sitzenden Dinnergästen gehört wurde. Es erhob sich allgemeines Gelächter, und irgend jemand sagte: »Wer war denn diese dicke Dame?« Hugh grinste nur, gab aber keine Antwort. Danach vermieden sie kritische Gesprächsthemen, aber Maisies Stimmung blieb gedrückt. Sie fühlte sich schwach auf den Beinen; ihr war, als wäre sie gestürzt und hätte sich dabei leicht verletzt.
    Nachdem das Abendessen vorüber war und die Männer ihre Zigarren geraucht hatten, verkündete Kingo, daß er tanzen wolle. Daraufhin wurde der Teppich im Salon aufgerollt und ein Diener herbeizitiert, von dem bekannt war, daß er Polkas auf dem Klavier spielen konnte.
    Maisie tanzte mit allen Männern außer mit Hugh. Erst als es schließlich auffiel, daß sie ihm aus dem Weg ging, tanzte sie auch mit ihm, und da war es auf einmal, als habe jemand die Zeit um sechs Jahre zurückgedreht.
    Sie waren wieder in den Cremorne Gardens. Hugh führte sie kaum; sie schienen instinktiv miteinander zu harmonieren, und Maisie ertappte sich bei dem illoyalen Gedanken, daß Solly ein ziemlich ungeschickter Tänzer war.
    Nach Hugh nahm sie sich einen anderen Tanzpartner, doch dann wurde sie von den anderen Männern nicht mehr aufgefordert. Gegen elf Uhr wurde Brandy gereicht, und die Schranken der Konvention fielen: Weiße Krawatten wurden gelockert, einige Frauen schlüpften aus ihren Schuhen - und Maisie tanzte nur noch mit einem einzigen Partner, nämlich Hugh. Sie wußte, daß sie ein schlechtes Gewissen haben sollte, aber Gewissensfragen waren noch nie ihre Stärke gewesen: Es gefiel ihr, und sie wollte einfach nicht aufhören.
    Als der Klavier spielende Diener mit seinen Kräften am Ende war, verlangte es die Herzogin nach frischer Luft und einem Spaziergang im Garten. Aufgeregt liefen die Hausmädchen hin und her, um für alle Gäste Mäntel aufzutreiben. Draußen im Dunkeln nahm Maisie Hughs Arm. »Was ich in den vergangenen sechs Jahren getan habe, ist ja allgemein bekannt. Aber wie ist es dir ergangen?«
    »Amerika gefällt mir«, sagte er. »Es gibt dort keine Klassenunterschiede. Es gibt Reiche und Arme, aber keine Aristokratie und keine albernen Rang- und Protokollfragen. Was du erreicht hast, also die Ehe mit Solly und die Freundschaft mit den höchsten Kreisen des Landes, ist in England eine sehr ungewöhnliche Karriere, und ich gehe jede Wette ein, daß du ihnen die Wahrheit über deine Herkunft nach wie vor vorenthältst ...«
    »Sie haben ihre Vermutungen, glaube ich, aber du hast schon recht: Ich bekenne mich nicht dazu.«
    »In Amerika würdest

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