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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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leidenschaftlicher gewesen als alles, was Micky je mit den Huren in Nellies Bordell getrieben hatte. Die Erinnerung brannte in ihm wie eine unlöschbare Flamme, und er war überzeugt, daß es Augusta nicht anders erging. Was ging in ihr vor angesichts der Möglichkeit, daß Micky heiraten könnte? Ungefähr jede zweite Frau in London wäre eifersüchtig ... Aber es war so schwierig, Augustas wahre Gefühle zu deuten. Micky entschied sich für den direkten Weg. Er sah ihr in die Augen und fragte: »Wollen Sie, daß ich heirate?«
    Sie zögerte. Vorübergehend flackerte Bedauern in ihrer Miene auf, doch dann verhärteten sich ihre Züge rasch, und sie sagte mit fester Stimme: »Ja.«
    Er starrte sie an. Augusta wich seinem Blick nicht aus. Micky sah, daß sie es ernst meinte, und verspürte eine eigenartige Enttäuschung.
    »Es muß bald geschehen«, fuhr Augusta fort. »Wir können Emily Maple und ihre Eltern nicht ewig im Ungewissen lassen.« Ich soll also möglichst schnell heiraten, dachte Micky. Nun gut. Dann werde ich es eben tun.
    Joseph und Edward kehrten in die Loge zurück, und man unterhielt sich wieder über andere Themen.
    Während des zweiten Akts dachte Micky über Edward nach. Seit fünfzehn Jahren waren sie inzwischen miteinander befreundet. Edward war schwach und unsicher und wollte allen immer alles recht machen, aber es fehlte ihm an Motivation und Eigeninitiative. Sein Lebensziel erschöpfte sich darin, andere Menschen zu finden, die ihn anspornten und unterstützten, und Micky hatte dieses Bedürfnis seit den gemeinsamen Schultagen befriedigt, als er für Edward die Lateinhausaufgaben erledigte. Jetzt kam es darauf an, Edward so weit zu bringen, daß er in eine Ehe einwilligte, die sowohl für seine eigene als auch für Mickys Karriere von größter Bedeutung war.
    In der zweiten Pause sagte Micky zu Augusta: »Edward braucht jemanden, der ihm in der Bank zur Seite steht - einen gewieften Mitarbeiter, der sich um seine Angelegenheiten kümmert und auf den er sich verlassen kann.«
    Augusta dachte einen Augenblick nach, bevor sie antwortete: »Das ist in der Tat ein sehr guter Gedanke. Es müßte allerdings jemand sein, den wir beide, du und ich, kennen und der unser Vertrauen besitzt.«
    »So ist es.«
    »Denkst du an jemand bestimmten?«
    »Ich habe einen Vetter, der bei mir in der Botschaft arbeitet. Er heißt Simon Oliver. Der Name lautete ursprünglich Olivera, aber er hat ihn anglisiert. Der Junge ist clever und absolut vertrauenswürdig.«
    »Bring ihn zum Tee«, sagte Augusta. »Wenn er mir gefällt, werde ich Joseph darauf ansprechen.«
    »Sehr gut.« Der letzte Akt begann.
    Augusta und ich denken oft in den gleichen Bahnen, sinnierte Micky. Mit ihr müßte ich verheiratet sein - wir könnten gemeins a m die Welt erobern ... Er verdrängte diesen aberwitzigen Gedanken und fragte sich, ob er eine reiche Erbin heiraten sollte? Nein, einem solchen Mädchen hatte er nichts zu bieten. Es gab einige Erbinnen, die er leicht hätte betören können. Aber die Eroberung der Herzen war ja erst der Anfang; danach kam ein langes Tauziehen mit den Eltern, dessen Ausgang völlig ungewiß war. Nein, er brauchte ein Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen, ein Mädchen, das ihn bereits kannte und mochte und bereitwillig akzeptieren würde. Gelangweilt ließ er seinen Blick über die Zuschauerränge gleiten – und blieb unwillkürlich an Rachel Bodwin hängen.
    Rachel erfüllte alle Voraussetzungen. Sie hatte ohnehin schon ein Auge auf ihn geworfen. Sie geriet langsam in Torschlußpanik, weil sie noch keinen Mann gefunden hatte. Ihr Vater war von Micky nicht begeistert, aber Mrs. Bodwin mochte ihn - und Mutter und Tochter würden den Widerstand des Vaters schon brechen. Vor allem aber: Rachel erregte ihn.
    Sie war wahrscheinlich noch Jungfrau, unschuldig und ängstlich. Vielleicht sträubte sie sich - um so besser! Am Ende mußte sich eine Ehefrau den sexuellen Forderungen ihres Mannes fügen, so abartig oder geschmacklos diese auch sein mochten; es gab schließlich niemanden, bei dem sie sich hätte beschweren können. Wieder stellte er sich Rachel ans Bett gefesselt vor, nur daß sie sich diesmal hin und her wand - in Schmerzen oder Lust oder vielleicht sowohl als auch ...
    Die Vorstellung war zu Ende. Als sie das Theater verließen, sah sich Micky nach den Bodwins um. Sie trafen die Familie draußen auf dem Bürgersteig, wo die Pilasters auf ihre Kutsche warteten und Albert Bodwin nach einer Droschke

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