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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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auch. Das Bankhaus Pilaster war in Cordoba vielfach engagiert. Es finanzierte die Exporte des Landes - Salpeter, Pökelfleisch und Silber - sowie die Importe - Bergwerksanlagen, Feuerwaffen, Luxusgüter. Verantwortlich für das Cordoba-Geschäft war Edward - dank Micky, der, zunächst als Attache und später als Botschafter, allen, die ihren Handel mit Cordoba ohne Hilfe des Bankhauses Pilaster finanzieren wollten, das Leben schwermachte. Edward galt inzwischen als der führende Cordoba-Experte in London. »Selbstverständlich kennst du die Geographie unseres Landes«, bestätigte Micky noch einmal. »Und dir ist natürlich auch bekannt, daß der von meinem Vater geforderte Salpeter per Maulesel von Santamaria nach Palma transportiert werden muß. Dabei könnte man auf dieser Strecke - und das weißt du vielleicht noch nicht - ohne weiteres eine Eisenbahn bauen.«
    »Wieso bist du dir da so sicher? Eine Eisenbahn ist eine komplizierte Angelegenheit.«
    Micky griff nach einem schweren, mit einem festen Einband versehenen Konvolut aus Akten und Plänen, das auf seinem Schreibtisch bereitlag. »Weil mein Vater eine Untersuchung in Auftrag gegeben hat, bei einem schottischen Ingenieur namens Gordon Halfpenny. Hier sind die Details. Sieh's dir mal an.«
    »Wieviel?« fragte Edward. »Fünfhunderttausend Pfund.«
    Edward blätterte den umfangreichen Bericht durch. »Und die Politik?«
    Micky warf einen Blick auf das große Portät von Präsident Garcia in der Uniform des Oberbefehlshabers der Armee. Jedesmal, wenn er es sah, schwor er sich, daß eines Tages sein eigenes Bild an dieser Stelle hängen würde. »Der Präsident begrüßt dieses Vorhaben. Er glaubt, daß ihm dadurch die militärische Kontrolle über die ländlichen Regionen erleichtert wird.« Garcia vertraute Papa. Seit Papa - mit Hilfe von zweitausend kurzläufigen Westley-Richards- Gewehren aus Birmingham - Gouverneur der Provinz Santamaria geworden war, hatte sich die Familie Miranda als glühende Anhängerin und enge Verbündete des Präsidenten hervorgetan. Papa wußte, daß nach dem Bau der Eisenbahn ein Angriff der Mirandas auf die Hauptstadt nicht mehr zwei Wochen, sondern nur noch zwei Tage in Anspruch nehmen würde, und setzte sich daher vehement für das Projekt ein. Präsident Garcia ahnte von diesen Motiven natürlich nichts. »Wie stellt ihr euch die Finanzierung vor?« fragte Edward.
    »Wir beschaffen uns das Kapital auf dem Londoner Geldmarkt«, sagte Micky hochnäsig. »Ich dachte sogar daran, daß vielleicht das Bankhaus Pilaster an dem Geschäft interessiert sein könnte.« Er bemühte sich, langsam und normal zu atmen. Jetzt kam es darauf an. Sein jahrelanges, gewissenhaftes Werben um die Gunst der Familie Pilaster erreichte nun seinen Höhepunkt und sollte Früchte tragen.
    Aber Edward schüttelte den Kopf und sagte. »Nein, ich glaube nicht.«
    Micky war wie vor den Kopf geschlagen. Schlimmstenfalls, so hatte er angenommen, würde Edward um Bedenkzeit bitten. »Aber ihr finanziert doch dauernd irgendwelche Eisenbahnen! Ich dachte, du würdest dich über eine solche Gelegenheit freuen!«
    »Cordoba ist nicht das gleiche wie Kanada oder Rußland«, erwiderte Edward.
    »Den Investoren mißfällt eure politische Ordnung - lauter Provinzcaudillos mit Privatarmeen. Das ist doch mittelalterlich.« Daran hatte Micky nicht gedacht. »Papas Silbermine habt ihr doch
    auch finanziert«, wandte er ein. Das war inzwischen drei Jahre her und hatte Papa nützliche hunderttausend Pfund eingebracht.
    »Genau! Das einzige Silberbergwerk in Südamerika, das nur mit Mühe über die Runden kommt ...«
    In Wirklichkeit war die Mine sehr reich. Papa schöpfte jedoch die Profite ab, so daß für die Aktionäre nichts mehr übrigblieb. Wenn er wenigstens zur Wahrung des guten Rufs einen kleinen Überschuß belassen hätte ... Aber auf solche Ratschläge hatte Papa noch nie gehört.
    Micky unterdrückte einen Anflug von Panik, doch gelang es ihm offenbar nicht, seine Mimik zu beherrschen, denn Edward fragte besorgt: »Sag mal, alter Junge, ist es denn wirklich so furchtbar wichtig? Du siehst aus, als hättest du Kummer.«
    »Um die Wahrheit zu sagen: Die Bahn würde meiner Familie sehr viel bedeuten«, gab Micky zu. Edward kann uns das Geld beschaffen, dachte er, vorausgesetzt, er will es. Es muß doch eine Möglichkeit geben ...
    »Angenommen, eine Bank mit dem Prestige der Pilasters unterstützt das Projekt - die Leute würden daraus schließen, daß sich

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