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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Terrasse und in dem langgestreckten Garten. Zur Einführung seines Vaters im Hause Pilaster hatte Micky ganz bewußt eine Gelegenheit wie diese abgepaßt. In der großen Gesellschaft fiel Papa nicht so auf. Seine Manieren entsprachen nicht unbedingt dem, was man in gehobenen Londoner Kreisen gewohnt war. Die Pilasters sollten Papa deshalb erst allmählich kennenlernen. Selbst in Cordoba, wo geringere Ansprüche gestellt wurden, gab Papa wenig auf feine Umgangsformen. In London seinen Begleiter spielen zu müssen war mitunter, als führe man einen wilden Löwen an der Leine. Papa weigerte sich, seine Pistole abzulegen, er trug sie ständig unter dem Jackett. Augusta mußte Micky ihm nicht erst zeigen. Die Dame des Hauses stand in der Mitte des Salons. Sie trug ein königsblaues Seidengewand mit weitem eckigem Ausschnitt, der den Ansatz des Busens frei ließ. Als Papa ihre Hand ergriff, bedachte sie ihn mit einem hypnotischen Blick aus ihren dunklen Augen und sagte mit leiser, samtener Stimme: »Senor Miranda - was für eine Freude, Sie endlich kennenzulernen.« Papa war sofort hingerissen von ihr. Er beugte sich tief über ihre Hand. »Sie waren so freundlich zu Miguel. Das kann ich nie wiedergutmachen«, sagte er in stockendem Englisch. Micky spürte genau, wie Augusta seinen Vater in ihren Bann zog. Sie hatte sich kaum verändert seit jenem Tag, da er sie in der Kapelle von Windfield geküßt hatte. Die wenigen neuen Fältchen um ihre Augen machten sie nur noch faszinierender, der Silberhauch in ihrem Haar betonte nur dessen nachtdunkle Schwärze. Gewiß, sie mochte ein wenig gewichtiger sein als früher, doch ihr Körper wirkte dadurch noch üppiger, noch verführerischer. »Micky hat mir oft von Ihrer großartigen Hazienda erzählt«, sagte sie zu Papa.
    Der senkte die Stimme. »Sie müssen uns eines Tages besuchen.« Da sei Gott vor, dachte Micky. Augusta in Cordoba - sie wäre dort ungefähr so fehl am Platz wie ein Flamingo in einem Kohlenbergwerk.
    »Vielleicht werde ich das tun«, sagte Augusta. »Wie weit ist es denn bis dorthin?«
    »Mit den schnellen neuen Schiffen dauert die Überfahrt nur noch vier Wochen.« Noch immer hielt Papa ihre Hand, und seine Stimme schnurrte wie eine Katze. Er war ihr längst ins Netz gegangen. Micky spürte die Eifersucht wie einen Stich. Wenn hier jemand mit Augusta flirten darf, dann allenfalls ich, dachte er, nicht Papa. »Wie ich hörte, soll Cordoba ein schönes Land sein«, sagte sie. Micky hoffte inständig, daß Papa nicht in irgendein Fettnäpfchen treten würde. Wenn es ihm in den Kram paßte, konnte er durchaus charmant sein, und tatsächlich schien er sich, Augusta zuliebe, in der Rolle des romantischen südamerikanischen Grande zu gefallen. »Ich verspreche Ihnen, wir werden Sie dort wie eine Königin empfangen«, sagte er mit tiefer Stimme, und jetzt war es offenkundig, daß er ihr schöne Augen machte, »ganz wie es Ihnen gebührt.«
    Augusta war ihm durchaus gewachsen. »Sie führen mich direkt in Versuchung«, sagte sie mit schamloser Unaufrichtigkeit über Papas Kopf hinweg. Im gleichen Moment entzog sie ihm ihre Hand und rief über seine Schulter: »Ah, Captain Tillotson, wie reizend, daß Sie kommen konnten!« Und schon wandte s i e sich ab, um ihren neuesten Gast zu begrüßen.
    Papa stand hilflos da und brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. Dann befahl er brüsk: »Bring mich zum Direktor der Bank.«
    »Sofort«, sagte Micky nervös und sah sich nach dem alten Seth um. Der ganze Pilaster-Clan war anwesend, einschließlich sämtlicher altjüngferlicher Tanten, Neffen und Nichten, Schwägerinnen und Schwäger sowie der Cousins und Cousinen ersten und zweiten Grades. Micky erkannte zwei Parlamentsabgeordnete und ein paar Angehörige des niederen Adels. Die meisten anderen Gäste waren sogenannte »Geschäftsverbindungen«, schätzte Micky - oder Konkurrenten, dachte er, als er die hagere, aufrechte Gestalt Ben Greenbournes sah, des Leiters der gleichnamigen Bank, von dem es hieß, er sei der reichste Mann der Welt. Er war der Vater Solomons, des Jungen, den Micky als »Fatty« Greenbourne gekannt hatte. Seit ihrer Schulzeit waren sie einander nicht mehr begegnet: Fatty hatte weder an der Universität studiert noch eine Europareise unternommen, sondern war sofort in die väterliche Bank eingetreten.
    Während es in der Aristokratie als vulgär galt, über Geld zu sprechen, kannten diese Männer keine derartigen Vorbehalte. Immer wieder hörte Micky

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