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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erklärte Micky. »Wir müssen nun die Fracht und die Finanzierung arrangieren. Das könnte der erste Geschäftsvorgang sein, den du in eure Familienbank einbringst.«
    Edward horchte auf. »Es wird mir eine Freude sein, das für Sie zu erledigen«, sagte er zu Papa. »Könnten Sie morgen vormittag in die Bank kommen? Wir werden dann alles Notwendige in die Wege leiten.«
    »Ich werde kommen.«
    »Verrat mir eins, Edward«, bat Micky. »Was passiert, wenn das Schiff sinkt? Wer trägt den Verlust - wir oder die Bank?«
    »Weder - noch«, sagte Edward glatt. »Die Fracht wird bei Lloyds versichert. Wir lassen uns dann die Versicherungssumme auszahlen und senden eine neue Fracht an euch. Ihr zahlt erst, wenn ihr die Ware habt. Worum handelt es sich übrigens?«
    »Um Gewehre.«
    Edward zog ein langes Gesicht. »Oh ... in diesem Fall können wir euch leider nicht helfen.« Das war Micky ein Rätsel. »Warum?«
    »Wegen des alten Seth. Du weißt, er ist Methodist. Na ja, das sind wir alle, die ganze Familie, aber er ist in dieser Hinsicht strenger als die anderen. Waffenkäufe finanziert er nicht, auf keinen Fall. Und da er der Senior unter den Teilhabern ist, ist das auch die offizielle Politik der Bank.«
    »Teufel auch!« fluchte Micky und streifte seinen Vater mit einem furchtsamen Blick, doch der hatte Gott sei Dank nicht zugehört.
    Micky verspürte ein flaues Gefühl im Magen. Sein Plan durfte doch nicht an Seths dämlicher Religion scheitern! »Der verdammte alte Heuchler steht doch schon mit einem Fuß im Grabe. Was mischt er sich da noch ein?«
    »Er wird sich bald von den Geschäften zurückziehen«, erklärte Edward. »Aber ich nehme an, daß Onkel Samuel sein Nachfolger wird, und der hat die gleiche Einstellung.«
    Das war ja noch schöner! Samuel war Seths Sohn, ein Junggeselle von dreiundfünfzig Jahren, der sich allerbester Gesundheit erfreute.
    »Dann werden wir uns wohl eine andere Handelsbank suchen müssen«, meinte Micky.
    »Das sollte euch keine Schwierigkeiten machen«, erwiderte Edward, »vorausgesetzt, ihr könnt zwei solide Referenzen vorlegen.«
    »Referenzen? Wozu?«
    »Nun ja, jede Bank trägt das Risiko, daß ein Kunde sich nicht an die Vereinbarungen hält. Dann sitzt die Bank am anderen Ende der Welt auf einer Fracht, mit der sie nichts anfangen kann. Sie braucht also eine gewisse Rückversicherung, daß sie es mit einem soliden Geschäftsmann zu tun hat.«
    Edward war sich nicht im klaren darüber, daß es in Südamerika so etwas wie einen »soliden Geschäftsmann« nicht gab. Papa Miranda war ein Caudillo, ein Landbesitzer aus der Provinz, der über hunderttausend Morgen Pampa und eine Heerschar von Gauchos gebot, die ihm gleichzeitig als Privatarmee diente. Seine Herrschaft übte er auf eine Art und Weise aus, wie sie die Briten seit dem frühen Mittelalter nicht mehr erlebt hatten. Da konnten sie ihre Referenzen ja gleich von Wilhelm dem Eroberer erbitten!
    Edward gegenüber gab Micky sich ungerührt. »Wir werden schon das Richtige vorlegen«, sagte er. In Wirklichkeit war er vollkommen ratlos. Doch wenn er in London bleiben wollte, mußte er sich etwas einfallen lassen und dafür sorgen, daß das geplante Geschäft doch noch zustande kam. Sie machten kehrt und schlenderten wieder auf die überfüllte Terrasse zu. Papa hatte bis jetzt noch nicht mitbekommen, daß das Geschäft gefährdet war, doch Micky wußte, daß er ihm bald reinen Wein einschenken mußte - und dann war bestimmt die Hölle los. Für Mißerfolge brachte Papa keine Geduld auf, und er war schrecklich in seinem Zorn.
    Augusta erschien auf der Terrasse und wandte sich an Edward.
    »Teddy, sei so lieb und such mir Hastead«, bat sie ihn. Hastead war ihr willfähriger walisischer Butler. »Es ist kein Fruchtsaft mehr da, und der elende Kerl ist wie vom Erdboden verschluckt.« Edward kam ihrer Bitte umgehend nach, und Augusta beehrte Papa mit einem herzlichen, vertraulichen Lächeln. »Gefällt es Ihnen auf unserer kleinen Gesellschaft, Senor Miranda?«
    »Danke, ganz ausgezeichnet«, sagte Papa.
    »Sie müssen unbedingt noch eine Tasse Tee oder ein Glas Fruchtsaft trinken.«
    Tequila wäre Papa lieber, dachte Micky. Aber da war nichts zu machen. Methodisten pflegten bei ihren Teegesellschaften keine alkoholischen Getränke anzubieten.
    Augustas Blick fiel auf Micky. Ihr feines Gespür für die Stimmungen anderer ließ sie sofort erkennen, daß mit Micky etwas nicht stimmte. »Ich sehe, daß du dich nicht amüsierst«,

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