Die Pfeiler der Macht
eine sehr angesehene Familie.«
»Danke. Wenn Hugh sich anstrengt, wird er eines Tages über ein solides Auskommen verfugen «
Lady Stalworthy wirkte leicht betroffen »Sein Vater hat also gar nichts hinterlassen?«
»Nein.« Augusta mußte ihr zu verstehen geben, daß Hugh bei seiner Heirat kein Geld von seinem Onkel zu erwarten hatte »Er wird sich in der Bank hocharbeiten und von seinem Gehalt leben müssen.«
»Aha«, sagte Lady Stalworthy, und ihre Miene verriet gelinde Enttäuschung »Glücklicherweise verfügt Florence über eine gewisse Unabhängigkeit «
Florence besaß also eigenes Geld. Das war ein harter Schlag für Augusta. Sie fragte sich, wie hoch die Summe sein mochte Die Stalworthys waren nicht so reich wie die Pilasters - das waren nur ganz wenige -, aber sie standen sich recht gut, wie Augusta glaubte. Doch wie dem auch sein mochte Die Tatsache, daß Hugh ein armer Schlucker war, reichte nicht aus, um Lady Stalworthy gegen ihn einzunehmen Augusta mußte ein stärkeres Kaliber auffahren.
»Die liebe Florence wäre Hugh sicherlich eine große Hilfe - ein festigendes Element, da bin ich ganz sicher.«
»Ja«, sagte Lady Stalworthy geistesabwesend, doch dann runzelte sie die Stirn
»Festigend?«
Augusta zögerte Solche Dinge waren nicht ungefährlich, aber sie mußte das Risiko eingehen »Ich gebe natürlich nichts auf das Gerede und Sie gewiß auch nicht«, sagte sie »Tobias war tatsächlich vom Pech verfolgt, darüber kann kein Zweifel bestehen Überdies gibt es bei Hugh kaum Anzeichen dafür, daß er seines Vaters Schwäche geerbt hat «
»Schon«, sagte Lady Stalworthy, doch nun spiegelte ihr Gesicht tiefe Besorgnis wider.
»Dennoch wären Joseph und ich sehr froh, Hugh mit einem so vernünftigen Mädchen wie Florence verheiratet zu sehen. Man hat unwillkürlich das Gefühl, sie wurde ihn an die Kandare nehmen, wenn« Augustas Stimme erstarb »Ich…« Lady Stalworthy schluckte
»Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, um welche Schwäche es sich bei seinem Vater handelte «
»Reines Gerede, sonst nichts, ich versichere es Ihnen.«
»Es bleibt selbstverständlich unter uns.«
»Ich hätte es vielleicht gar nicht zur Sprache bringen sollen.«
»Aber ich muß es wissen, ich muß alles wissen. Um meiner Tochter willen. Das verstehen Sie doch?«
»Glücksspiel«, flüsterte Augusta Sie wollte keine Mithörer. Es gab genug Leute, die gewußt hätten, daß sie log »Das hat ihn letzten Endes zum Selbstmord getrieben. Sie wissen schon - die Schande «
Der Himmel möge verhüten, daß die Stalworthys das nachprüfen, flehte sie in Gedanken.
»Ich dachte, seine Firma wäre bankrott gegangen.«
»Das kam noch hinzu.«
»Wie tragisch.«
»Zugegeben, Joseph mußte ein- oder zweimal Hughs Schulden bezahlen, doch er hat den Jungen streng ins Gebet genommen. Wir sind sicher, daß es nie wieder vorkommt.«
»Das ist sehr ermutigend«, meinte Lady Stalworthy, doch ihre Miene sprach Bände.
Das dürfte wahrscheinlich genügen, dachte Augusta. Ihre angebliche Freude über die Verbindung hing an einem gefährlich dünnen Faden. Erneut sah sie aus dem Fenster Hugh hatte Florence zum Lachen gebracht - sie warf den Kopf zurück und lachte mit offenem Mund, so daß es schon beinahe unziemlich wirkte, während Hugh das Mädchen praktisch mit den Augen verschlang. Keinem der Umstehenden konnte entgehen, daß die beiden sich zueinander hingezogen fühlten »Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis uns die jungen Leute vor vollendete Tatsachen stellen«, sagte Augusta
»Für heute haben die zwei wohl genug miteinander geplaudert«, meinte Lady Stalworthy mit sorgenvollem Blick »Ich denke, ich muß da einschreiten. Entschuldigen Sie mich bitte.«
»Aber selbstverständlich « Lady Stalworthy machte sich hastig auf den Weg in den Garten.
Augusta empfand Erleichterung. Auch dieses nicht unkritische Gespräch hatte sie erfolgreich bewältigt. In Lady Stalworthys Herzen keimte nun ein Verdacht gegen Hugh. Eine Mutter aber, die einem Bewerber um die Gunst ihrer Tochter mißtraute, ließ sich nur in den seltensten Fällen eines anderen belehren. Augusta sah sich um und entdeckte Beatrice Pilaster, eine weitere Schwägerin. Joseph hatte zwei Brüder gehabt: Tobias, Hughs verstorbenen Vater, und William, der, da er erst dreiundzwanzig Jahre nach Joseph auf die Welt gekommen war, stets »der junge William« genannt wurde. William war inzwischen fünfundzwanzig und gehörte noch nicht zum Kreis der
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