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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Teilhaber. Beatrice war seine Frau. Sie erinnerte an einen zu groß geratenen jungen Hund, war fröhlich und ungeschickt und eifrig darauf bedacht, mit allen gut Freund zu sein. Augusta beschloß, mit ihr über Samuel und seinen »Sekretär« zu sprechen. Sie ging auf ihre Schwägerin zu und fragte: »Beatrice, meine Liebe, möchtest du dir auch mein Schlafzimmer anschauen?«
     
    Nachdem Micky und sein Vater den Empfang verlassen hatten, gingen sie zu Fuß nach Hause. Ihr Weg führte sie ausnahmslos durch Parkanlagen - erst durch den Hyde Park, dann durch den Green Park und schließlich durch St. James's -, bis sie den Fluß erreichten. In der Mitte der Westminster-Brücke legten sie eine kurze Rast ein und genossen die Aussicht.
    Am Nordufer der Themse lag die größte Stadt der Welt. Stromaufwärts standen die Parlamentsgebäude, deren Architektur der benachbarten Westminster Abbey aus dem dreizehnten Jahrhundert nachempfunden war. Stromabwärts sahen sie die Gärten von Whitehall, den Palast des Herzogs von Buccleuch und den weitläufigen Backsteinbau der neuen Eisenbahnstation Charing Cross.
    Die Dockanlagen lagen außerhalb ihres Blickfelds, und große Schiffe kamen nie so weit den Strom herauf. Dennoch herrschte auf dem Fluß ein reger Verkehr. Kähne, Leichter und Vergnügungsschiffe fuhren hin und her und boten im Licht der Abendsonne einen malerischen Anblick.
    Auf dem Südufer sah es dagegen aus wie in einem anderen Land. Dort lag Lambeth, Standort der keramischen Industrie. Auf dem morastigen, mit windschiefen Töpferwerkstätten übersäten Gelände waren noch immer Heerscharen von graugesichtigen Männern und in Lumpen gekleideten Frauen an der Arbeit. Sie kochten Knochen aus, sortierten Müll, befeuerten die Brennöfen und schütteten den Keramikbrei in Gußformen für Abflußrohre und Kaminaufsätze, für die in der rasch wachsenden Stadt großer Bedarf bestand. Der Gestank war selbst auf der Brücke, eine Viertelmeile entfernt, noch deutlich bemerkbar. Die geduckten Hütten, in denen die Arbeiter wohnten, drängten sich wie Unrat, den die Flut aufs schlammige Ufer gespült hat, an die Mauern des Lambeth Palace, dem Londoner Sitz des Erzbischofs von Canterbury. Die Gegend trug, trotz ihrer Nähe zum erzbischöflichen Palast, im Volksmund den Namen
    »Teufelsacker«, angeblich deshalb, weil Feuer und Rauch, die hin und her schlurfenden Arbeiter und der entsetzliche Gestank einen an die Hölle denken ließ. Mickys Wohnung lag in Camberwell, einem respektablen Vorort jenseits der Keramik-Werkstätten. Aber er verweilte noch immer mit seinem Vater auf der Brücke. Der Teufelsacker widerte ihn an; er haßte es, ihn durchqueren zu müssen. Insgeheim verfluchte Micky noch immer das penible Methodistengewissen des alten Seth Pilaster, das ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. »Wir werden schon noch eine Lösung für die Verschiffung der Gewehre finden«, sagte er. »Mach dir deswegen keine Sorgen, Papa.«
    Der zuckte die Achseln. »Wer legt uns Steine in den Weg?« wollte er wissen.
    Es war eine einfache Frage, die im Sprachgebrauch des Miranda- Clans jedoch eine tiefere Bedeutung besaß. Stand ein Miranda vor einem schwierigen Problem, so fragte er: Wer legt uns Steine in den Weg? In Wirklichkeit hieß das nichts anderes als: Wen müssen wir umlegen? Die Frage erweckte bei Micky die Erinnerung an das barbarische Leben in der Provinz Santamaria und die vielen grauenvollen Gerüchte und Erzählungen, die er am liebsten vergessen hätte. Etwa die Geschichte, wie Papa seine Geliebte für ihre Untreue strafte, indem er ihr einen Gewehrlauf in den Leib schob und abdrückte. Oder das Schicksal jener jüdischen Familie, die in der Provinzhauptstadt neben dem Laden Papas ein Geschäft eröffnet hatte: Papa ließ den neuen Laden anzünden, worauf der Mann mit Frau und Kindern bei lebendigem Leib verbrannte. Micky mußte auch an den Zwerg denken, der sich im Karneval als Papa Miranda verkleidet und dessen stolzierenden Gang zur allgemeinen Belustigung perfekt nachgeahmt hatte. Das ging so lange gut, bis Papa ruhig auf den Zwerg zuging, seine Pistole zückte und ihm fast den Kopf abschoß.
    Wenn solche Vorfälle selbst in Cordoba nicht gerade an der Tagesordnung waren, so hatte Papas rücksichtslose Brutalität doch dazu geführt, daß man ihn weithin fürchtete. Hier in England wäre er längst hinter Schloß und Riegel gelandet. »Ich sehe keinen Anlaß für drastische Maßnahmen«, sagte Micky mit

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