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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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könnte euch auch als Spitzel …«
    »Ich habe schon genug Kundschafter in Córdoba. Ich erfahre alles, ich weiß von jeder Karawane, die auf dem Camino de las Ventas unterwegs ist. Wenn du dich meinem Trupp anschließen willst, werde ich dich auf die Probe stellen, wie alle anderen auch. Das ist alles, was ich dir anbieten kann.« In dem Moment tauchte eine weitere Gruppe Aufständischer zwischen den Bäumen auf. »Los, wir ziehen weiter«, rief Sobahet. »Überleg es dir, und komm mit uns, wenn du willst. Aber ohne deine Frau und deinen Sohn.«
    »Was hat diese Hure hier verloren?«, brüllte einer der soeben angekommenen Männer.
    Ubaid! Aischa stand wie gelähmt vor dem Maultiertreiber aus Narila, der gerade die Lichtung betreten hatte. In der plötzlichen Stille nach dieser Beleidigung sah Ubaid zu Ibrahim.
    Die beiden Maultiertreiber warfen sich hasserfüllte Blicke zu.
    »Jetzt fehlt nur noch der dreckige Nazarener, und meine kühnsten Träume sind erfüllt«, höhnte der Einarmige. »Das ist der Mann, von dem ich dir so oft erzählt habe. Das ist der Mann, der mir die Hand abgehackt hat.«
    »Dann gehört er dir. Er und seine Familie«, murmelte Sobahet mit Blick auf Aischa und das Kind. »Aber beeil dich. Wir müssen los.«
    »Schade, dass der Nazarener nicht da ist. Hackt ihm die Hand ab«, befahl Ubaid. »Ihm und seinem Jungen. Damit seine Nachkommen sich für immer daran erinnern, warum Ubaid aus Narila › der Einarmige ‹ genannt wird.«
    Sogleich packten zwei Männer Ibrahim. Aischa schrie auf und umklammerte Shamir, als die Männer auf sie zukamen. Der Junge brüllte wieder, und während sich Aischa schützend über den Kleinen auf die Erde warf, zwangen zwei Aufständische Ibrahim in die Knie. Er schrie und fluchte, versuchte um sich zu schlagen. Da packten sie seinen Arm, drückten die rechte Hand auf den Boden und ein Dritter holte mit seinem Schwert aus – und durchtrennte das Handgelenk. Dann schleiften sie Ibrahim, der entgeistert seiner abgehackten Hand nachsah, sofort zum Lagerfeuer und pressten den Armstumpf in die Glut, um die Wunde zu schließen. Ibrahims Schmerzensschreie, Aischas Jammern und Shamirs Weinen wurden zu einem einzigen Aufschrei, als die Männer der Mutter das Kind entrissen.
    Aischa stürzte ihnen nach und warf sich Ubaid zu Füßen.
    »Ich bin die Mutter des Nazareners!«, schrie sie »Überleg doch, was Hernando am meisten wehtun würde! Bring mich um, bitte, aber lass meinen Kleinen am Leben! Es ist doch nicht seine Schuld!«
    Die Monfíes, die das Kind hielten, blieben stehen und sahen Ubaid fragend an. Der Maultiertreiber von Narila zögerte einen Augenblick.
    »Einverstanden. Lasst den Jungen am Leben und tötet sie. Und du«, sagte er zu Ibrahim, der sich vor Schmerzen auf der Erde krümmte, »du wirst dem Nazarener ihren Kopf überbringen. Dann kannst du ihm auch ausrichten, dass ich hier gern das erledigen würde, was ich in den Alpujarras schon hätte tun sollen.«
    Ubaid wandte sich von der flehenden Frau am Boden ab. Er beauftragte einen der Sklaven, sie umzubringen, und der Monfí kam mit einem großen Schwert auf sie zu.
    »Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes«, rezitierte Aischa mit geschlossenen Augen.
    Als der Sklave das Glaubensbekenntnis hörte, senkte er das Schwert. Ubaid führte die Finger seiner linken Hand nervös an den Nasenrücken. Sobahet blickte fragend zu ihnen. Sogar Shamir war plötzlich ruhig. Dann sah sich der Sklave Hilfe suchend um. Sie waren doch keine Mörder! Sie waren Färber, Händler oder Silberschmiede aus Granada. Sie hatten sich den Aufständischen in den Bergen angeschlossen, um der Sklaverei zu entrinnen und weil sie die ungerechte Behandlung nicht länger ertrugen. Kämpfen? Ja. Christen töten? Ja! Aber eine Muslimin, die sich für ihren Sohn opferte …
    Sobahet und Ubaid sahen sich an. Der Blick des Anführers schien zu besagen, dass man das nicht von den Männern verlangen konnte.
    »Ach was, nimm deinen Jungen und deinen Mann, und verschwinde. Du bist frei. Ich lasse dir dein Leben, aber deinen anderen Sohn werde ich eines Tages umbringen.«
    Aischa öffnete die Augen. Sie sah keinen der Männer an, stand zitternd auf und ging zu dem Mann, der Shamir auf dem Arm hatte. Der überreichte ihr wortlos das Kind. Dann trat sie zu Ibrahim, der zusammengesunken neben der Glut hockte. Sie blickte ihn kalt an und spuckte ihm vor die Füße.
    »Verdammter Hund!«
    In Tränen aufgelöst verließ sie

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