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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Koran verbrennen wollen! Und nun verzieh ihm Karim und übernahm allein die Verantwortung für all ihre Taten.
    Den ganzen Morgen zeigte sich Karim beim Verhör unerschütterlich.
    »Die gesamte Christenheit!«, war seine Antwort auf die Frage, ob er Feinde habe. »Die Christen, die sich nicht an den Friedensvertrag halten, den Eure Könige unterzeichneten. Die Christen, die uns beleidigen, die uns schlagen – und die uns hassen. Die Christen, die uns unsere Schutzbriefe abnehmen, um uns zu verhaften. Die Christen, die uns daran hindern, unsere Gesetze zu befolgen.«
    Danach übersetzte Hernando mit zitternder Stimme Passagen aus dem Koran. Der alte Mann legte ein umfassendes Geständnis ab: Er selbst habe Papier und Tinte beschafft und die Schriften verfasst. Er allein trage für alles die Verantwortung!
    »Verurteilt mich, bringt mich auf den Scheiterhaufen«, sagte er herausfordernd und deutete mit dem Zeigefinger auf alle Anwesenden. »Ich werde mich mit eurer Kirche niemals aussöhnen.«
    Hernando konnte seine Tränen zwar zurückhalten, nicht aber sein Zittern unterdrücken.
    »Vermaledeiter Ketzer!«, schrie einer der Inquisitoren. »Hältst du uns für Dummköpfe? Wir wissen, dass du das unmöglich allein machen konntest. Wir wollen wissen, wer dir geholfen hat und wer die anderen Bücher hat.«
    »Ich habe euch gesagt, dass es sonst niemanden gibt«, versicherte Karim.
    Hernando sah den alten Mann an: Karim stand aufrecht, mitten in diesem großen Saal, dem Tribunal ausgeliefert. Ein großartiger Geist in einem kleinen Körper. Es war die Wahrheit, es gab sonst niemanden. Aber um den Propheten und den einzigen Gott zu verteidigen, genügte dieser eine.
    »Natürlich gibt es Hintermänner«, stellte der Domherr nüchtern fest. »Und du wirst uns alle Namen sagen.« Diese abschließenden Worte hingen noch in der Luft, als der Inquisitor die Fortsetzung der Verhandlung für den nächsten Tag festlegte.
    Hernando ging an diesem Nachmittag nicht zum Marstall. Nachdem die Gefängniswärter Karim abgeführt und die Inquisitoren sich erhoben hatten, wollte Hernando sich für die Sitzung am nächsten Tag entschuldigen. Er habe einen Teil der Schriftstücke bereits übersetzt, und die Koranexemplare enthielten zwischen den Zeilen mit dem arabischen Text zusätzlich den mit arabischen Schriftzeichen geschriebenen spanischen Text.
    »Genau deshalb kommst du morgen wieder«, widersprach ihm der hagere Inquisitor. »Wir wissen schließlich nicht, ob diese Texte korrekt übersetzt wurden oder Teil einer Verwirrungsstrategie sind.«
    Und dann entließ er Hernando mit einer abfälligen Handbewegung.
    Hernando sperrte sich zu Hause in sein Zimmer ein und verbrachte den Rest des Tages damit, in Richtung der Qibla zu beten, bis er erschöpft einschlief.
    Niemand störte ihn.
    Am nächsten Tag wurde die Verhandlung nicht im Gerichtssaal fortgesetzt. Hernando wurde einige Treppen hinabgeführt, bis er in die fensterlosen Gewölbe unter dem Alcázar gelangte, in denen sich die Inquisitoren bereits eingefunden hatten. Sie flüsterten miteinander und standen zu Hernandos Entsetzen um eine massive Folterbank herum, daneben die grausamen Werkzeuge aus Eisen, mit denen man die Angeklagten fesseln, ihre Haut abziehen und verstümmeln konnte.
    Die schwüle Luft in dem Raum war unerträglich klebrig, und Hernando musste angesichts der grauenhaften Folterwerkzeuge einen Brechreiz unterdrücken.
    »Setz dich und warte ab«, forderte ihn der hagere Inquisitor auf und deutete zu einem Tisch, auf dem die Koranexemplare und die Akten des Notars lagen, der wiederum mit den Inquisitoren, dem Arzt und dem Scharfrichter in ein Gespräch vertieft war.
    »Er ist alt«, hörte er einen Inquisitor sagen. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Keine Sorge«, versicherte der Scharfrichter, ein muskulöser Kahlkopf. »Ich weiß, was ich tue.«
    Hernando musste seinen Blick von den Männern abwenden. Auf dem Tisch lagen die Akten des Notars. » Mateo Hernández, maurischer Neuchrist «, hatte der Notar der Inquisition mit sauberer Handschrift auf die erste Seite geschrieben, darunter Datum, Ort und die Anklagepunkte des Verfahrens sowie die Namen der anwesenden Inquisitoren. Am Ende dieser ersten Seite stand:
    Zu Córdoba, den dreiundzwanzigsten Januar des Jahres eintausendfünfhundertachtzig des Herrn, erschien vor dem Lizentiaten Juan de la Portilla, dem Inquisitor des Tribunals von Córdoba, im Saal der Heiligen Inquisition, um ketzerische Taten

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