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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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einrichten«, schlug er darin vor. »So müssten die Ortsansässigen ihre Seide nicht im weit entfernten Granada verkaufen, wozu sie derzeit anscheinend gezwungen sind. Sie könnten sich somit die Kosten für die Reise in die Stadt sparen, zudem würde diese Maßnahme nicht die Webereien in Granada betreffen, denn diese beziehen ihre Seide außer aus den Alpujarras noch aus anderen Gebieten.« Dann ließ er sich über die Faulheit der Bewohner und die Probleme aus, die ihm bei seinen Streifzügen durch die Alpujarras aufgefallen waren.
    Da hörte er Kinderlachen. Hernando stand auf und ging zu der Terrassentür, bei der einer der beiden Flügel offen stand, damit eine frische Brise aus dem Garten hereinwehte: Die großzügige Anlage war auf dieser Seite vom Erdgeschoss aus zugänglich. Hernando lehnte sich an den Türrahmen. In der Mitte des weitläufigen Gartens erstreckte sich ein langes Wasserbecken, das von zahlreichen Springbrunnen gespeist wurde. Einige zu dieser Jahreszeit dicht belaubte Weinspaliere bildeten zwei angenehm kühlende Bogengänge und führten zu beiden Seiten des Beckens zu einem Gartenhäuschen. Unter den Dächern aus Weinblättern standen Bänke, von denen aus sich das fröhliche Spiel der Wasserspeier am Beckenrand beobachten ließ.
    Auf einer dieser Bänke saß Isabel. Auf ihrem Schoß ruhte eine Stickarbeit, während sie glücklich zu ihren Söhnen blickte, die neben der Kinderfrau hin und her liefen. Ein Sonnenstrahl, der durch das Weinlaub fiel, erhellte ihre Gestalt im schattigen Laubtunnel. Wie immer trug sie ein schwarzes Kleid. Ihr hellblondes Haar, das ihm vor Jahren in dem dunklen Raum in Ugíjar aufgefallen war und das sie vor der Sklaverei gerettet hatte, betonte ihr weiches, liebliches Gesicht mit den vollen Lippen. Sein Blick glitt über ihren langen Hals und ihre wohlgeformten Brüste, die in das dunkle Gewand gezwängt waren, über ihre schmale Taille und ihre breiten Hüften, über den Körper einer jungen Frau, die drei Kinder zur Welt gebracht hatte. Das Sonnenlicht fiel auf ihre ausgestreckte Hand, als Isabel Gonzalico warnte, nicht zu nah ans Wasser zu gehen. Hernando folgte fasziniert der Bewegung dieser hellen, schmalen Hand. Als er wieder in Isabels Gesicht blickte, durchströmte ihn plötzlich eine unangenehme Wärme: Ihre braunen Augen waren direkt auf ihn gerichtet. Sein Atem beschleunigte sich, als er bemerkte, dass sich Isabels Brust unter dem verstärkten Mieder schnell hob und senkte. Was ging hier vor? Verwirrt hielt er ihrem Blick einige Sekunden lang stand. Er war fest davon überzeugt, dass sie ihre Aufmerksamkeit sofort wieder den Jungen oder ihrer Handarbeit zuwenden würde, aber sie gab nicht nach. In dem Moment, in dem er spürte, wie ihm diese Wärme zwischen die Beine fuhr, verließ er schlagartig das Zimmer, suchte nach einem Diener und wies ihn an, Volador aufzäumen zu lassen.
    Eine Woche später gaben Don Ponce und seine Gemahlin eine Gesellschaft zu Ehren ihres Gastes. In den sieben Tagen vor dem großen Ereignis saß Hernando jeden Morgen mit dem Rücken zur Terrassentür und versuchte, konzentriert an dem Bericht für den Herzog weiterzuarbeiten und sich nicht vom Kinderlachen aus dem Garten ablenken zu lassen.
    Ein jährlicher Freimarkt, auf dem die Bewohner der Alpujarras ihre Waren verkaufen könnten … Bessere Straßen … Ordnung des Rechtswesens im gesamten Gebiet … Hernando unterdrückte das Verlangen, sich nach dem Garten und Isabel umzusehen. Er führte jede einzelne Idee weiter aus, mit der sich der Handel in dem Gebiet fördern und somit die Einkünfte für die Krone steigern lassen würden. Allerdings kam er nur langsam voran. Er fühlte sich erschöpft und konnte nicht gut schlafen. Nachts drang jedes noch so leise Geräusch aus dem Schlafgemach von Isabel in sein Zimmer. Ohne es zu wollen, ertappte er sich dabei, wie er angestrengt lauschte und den Atem anhielt, um das Geflüster auf der anderen Seite der Wand zu hören. Er meinte sogar das Ächzen des Bettes – bestimmt ein Bett mit Baldachin – zu hören, wenn Isabel sich umdrehte. Denn es konnte nur sie sein. In keinem einzigen Moment seiner qualvollen Nächte ordnete er auch nur eines dieser Geräusche dem Richter zu. Zuweilen dachte er an Fatima, aber nach nur wenigen Augenblicken stellte er fest, dass er sich wieder auf das benachbarte Zimmer konzentrierte. Tagsüber versuchte er Isabel aus dem Weg zu gehen – dabei fühlte er sich zugleich beschämt und

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