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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Plätschern der zahllosen Brunnen, und auf der anderen Uferseite des Darro erhob sich in einiger Entfernung die mächtige Alhambra.
    Plötzlich hörten sie eine zaghafte Stimme hinter sich.
    »Hernando …«
    Hernando zögerte. Wie sah das Mädchen mit dem hellblonden Haar und den ängstlichen braunen Augen wohl heute aus? Dann drehte er sich langsam um: Das helle Haar war zu einem kunstvollen Knoten gebunden und bildete einen scharfen Kontrast zum schwarzen Kleid der schönen Frau, deren Augen trotz der Tränen leuchteten.
    »Friede sei mit dir, Isabel.«
    Die Frau biss sich auf die Unterlippe und nickte. Sie konnte sich nur zu gut an ihren Abschied in Berja erinnern, bevor ihr Retter in gestrecktem Galopp davongeritten war. Isabel hielt einen Säugling im Arm, und neben ihr standen zwei Jungen, von denen sich der jüngere am Rock der Mutter festhielt. Den älteren – ein etwa sechsjähriger Junge – schob sie sanft an, damit er vortrat.
    »Das ist mein Sohn Gonzalico«, stellte sie ihn vor, während der Junge dem fremden Mann schüchtern seine rechte Hand reichte.
    Hernando machte einen Schritt auf ihn zu und kniete sich vor ihn.
    »Hat dir deine Mutter von deinem Onkel Gonzalico erzählt?« Der Junge nickte. »Er war ein tapferer Junge.« Hernando spürte einen Kloß im Hals, und er musste sich räuspern, ehe er weitersprechen konnte. »Bist du auch so mutig wie dein Onkel?«
    Gonzalico drehte sich zu seiner Mutter um, die zur Bestätigung lächelte.
    »Ja, das ist er«, beteuerte sie.
    »Sollen wir einmal zusammen ausreiten? Mein Pferd stammt aus dem königlichen Marstall, aus dem Stall von König Philipp. Der beste in ganz Andalusien.«
    Der Junge riss die Augen weit auf. Nun löste sich auch sein Bruder vom Rockzipfel der Mutter.
    »Das ist Ponce«, stellte Isabel den jüngeren Sohn vor.
    »Wie heißt es?«, fragte Gonzalico.
    »Wie mein Pferd heißt? Volador. Wenn man auf ihm reitet, ist es so, als würde man fliegen. Wollt ihr auf ihm fliegen?«
    Die beiden Kinder nickten.
    Hernando fuhr ihnen über den Schopf und richtete sich schließlich auf.
    »Das ist mein Begleiter, Don Sancho«, sagte er dann und zeigte auf den Hidalgo. Don Sancho trat vor und beugte sich über die Hand, die ihm Isabel reichte.
    Hernando beobachtete Isabel, die freundlich auf Don Sanchos höfliches Geplauder einging. Aus dem verängstigten Mädchen von damals war eine wunderschöne Frau geworden. Sie lächelte vergnügt und bewegte sich anmutig – ihr war bewusst, dass Hernando sie beobachtete. Als sich Hernandos und Isabels Blick für einen Moment trafen, überfielen ihn plötzlich tausend Erinnerungen.
    Hernando erschauderte. Um diese fast schon vergessenen Bilder wieder loszuwerden, fragte er Isabel schnell, wie es ihr im Lauf der letzten Jahre ergangen war.

47
    A us Dankbarkeit gegenüber Hernando änderte Don Ponce de Hervás sein ansonsten wortkarges und reserviertes Verhalten in einem Maße, das sogar die Bediensteten überraschte. Der Richter war recht füllig und ganz in Schwarz gekleidet. Er hatte ein rundliches Gesicht und war fast einen Kopf kleiner als seine Gemahlin, die er sichtlich verehrte. Seinem Gast wies er ein Schlafzimmer im Obergeschoss zu, direkt neben den Gemächern der Eheleute. Dieser Raum führte auf einen großen Balkon über den Gärten, von dem aus man auf die erhabene Alhambra blicken konnte. Don Sancho wurde auf demselben Stockwerk untergebracht, allerdings im Trakt mit den Kinderzimmern, am anderen Ende des langen Korridors, der sich durch das gesamte Anwesen wand.
    In den folgenden Tagen ließ sich Don Ponce durch Hernandos Anwesenheit nicht in seinem gewohnten Tagesablauf stören. Er stürzte sich in seine Arbeit am Obergericht, als könnte er nur in der gewissenhaften Ausübung seines Amtes die Anerkennung finden, die ihm neben dem bezaubernden Schützling eines spanischen Granden nicht vergönnt war. Seine Gemahlin stellte den Richter immer in den Schatten – ganz gleich, ob sie eine dezente Handbewegung machte, etwas sagte oder nur lächelte. Don Sancho wiederum bat seine Gastgeber um Dispens, um sich in der Stadt bei Verwandten und Bekannten umzusehen, während Hernando die Tage gemeinsam mit Isabel und ihren Kindern im Carmen verbrachte.
    Mit Don Ponces Erlaubnis konnte Hernando in den ersten Tagen den Schreibtisch des Richters im Erdgeschoss benutzen, um für den Herzog einen umfassenden Bericht über seine Nachforschungen aufzusetzen.
    »Man könnte in Ugíjar einen Seidenmarkt

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