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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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um!«, rief Don Sancho am Fuß der Steilwand.
    »Allahu akbar«, flüsterte Hernando Volador ins Ohr. Immer wieder krachten lose Felsbrocken nach unten, immer wieder brachen die Hufe des wild schnaubenden Pferdes weg. »Allahu akbar!«, feuerte er Volador bei jedem Sprung, mit dem sich das Pferd nach oben kämpfte, immer lauter an.
    Das letzte Stück musste Volador fast klettern. Da sprang Hernando aus dem Sattel und gelangte geschickt vor das Tier, um es die letzten Schritte an den Zügeln hochzuziehen. Pferd und Reiter waren vollkommen verschwitzt, als sie schließlich die Felskante überwunden hatten und sich auf der kleinen Anhöhe zu Boden sinken ließen. Beide zitterten am ganzen Leib und rangen erschöpft nach Atem. Vor ihnen erstreckte sich ein leicht im Wind wogendes Meer aus Frühlingsblumen. Sie hatten es geschafft.
    Hernando drehte sich keuchend um und blickte über den Abgrund in die Tiefe. Er bekam kaum Luft und konnte sein Zittern nicht kontrollieren.
    »Jetzt komme ich!«, rief Don Sancho, als er Hernando sah. Er musste es dem Morisken unbedingt beweisen. »Santiago!«
    »Nein!«, rief Hernando und richtete sich auf. Don Sancho hielt inne. »Das ist Wahnsinn!«
    Der Hidalgo zwang sein Pferd, ein paar Schritte zurückzuweichen, um besser zu Hernando hinaufsehen zu können.
    »Ich bin ein Hidalgo!«, sprach sich Don Sancho Mut zu.
    Das ist Selbstmord, dachte Hernando nur. Und er wäre zu allem Überfluss auch noch schuld an dem Unglück. Immerhin hatte er ihn zu diesem Wettstreit angestiftet.
    »Bei Gott und der Heiligen Jungfrau! Ein spanischer Edelmann kommt dort genauso gut hinauf wie ein …!«
    »Ihr schon«, unterbrach Hernando Don Sancho, bevor er ihn als Morisken bezeichnen konnte. »Aber nicht Euer Pferd!«
    Der Hidalgo zögerte einen Moment und begutachtete noch einmal die steile Felswand. Das Tier wurde unruhig. Schließlich tätschelte der Adlige missmutig sein Pferd, nahm seinen Hut ab und befolgte zähneknirschend Hernandos Rat.
    »Ihr reitet wirklich vorzüglich«, sagte Hernando anerkennend, als er den Felsen umrundet hatte und wieder zu Don Sancho stieß. Volador schwitzte und zeigte dort, wo ihn die Sporen getroffen hatten, blutige Striemen.
    »Ich weiß«, antwortete der Hidalgo und versuchte seine Erleichterung zu verbergen, seine Reitkünste nicht beweisen zu müssen.
    »Lasst uns nach Ugíjar zurückkehren«, schlug Hernando vor. Er war stolz, den Hidalgo bei diesem Wettstreit besiegt zu haben.
    In der Nacht verkündete Hernando seinen Begleitern, dass sie am nächsten Morgen Richtung Granada aufbrechen würden.
    »Anscheinend«, erzählte ihm Don Sancho unterwegs, »wurde Doña Isabel damals vom Marquis von Los Vélez aufgenommen.«
    Die beiden ritten vor den Dienern mit der Maultierkolonne.
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Der Abt von Ugíjar hat es mir erzählt, während du in den Bergen unterwegs warst.« Hernando zog die Augenbrauen hoch, als würde er nicht verstehen. »Ja, wirklich«, bestätigte Don Sancho. »Doña Isabel kam als Gesellschafterin für die Mädchen ins Haus des Marquis. Die Familie schloss sie bald so ins Herz, dass des Teufels Eisenhaupt sie sogar mit einer beachtlichen Mitgift ausstattete. Dann ehelichte sie einen Juristen, der mithilfe der Los Vélez aufstieg und dem es aufgrund der Beziehungen eines anderen Fajardo de Córdoba – einem Richter in Sevilla – gelang, selbst Richter am Obergericht in Granada zu werden.«
    »Ist der Posten denn so wichtig?«
    Don Sancho pfiff vor seiner Antwort durch die Zähne.
    »Das Obergericht in Granada ist neben dem Obergericht in Valladolid das wichtigste Gericht. Ihnen übergeordnet – und das auch nur bei speziellen Belangen – ist lediglich der Rat von Kastilien. Ja, dieser Richterposten ist ein wichtiges Amt. Don Ponce de Hervás ist Richter in einer zivilrechtlichen Kammer. Sämtliche Streitfälle in Andalusien landen bei ihm oder bei einem seiner Kollegen. Das bringt sehr viel Macht … und Geld.«
    »Werden die Richter gut bezahlt?«
    »Sei nicht naiv. Weißt du, was der Herzog von Alba über die Rechtspflege in diesem Land gesagt hat?« Hernando drehte sich im Sattel zu Don Sancho um. »Bei Gericht geht es nicht anders zu als beim Metzger: kein Rechtsstreit ohne Geschacher – und fast alle Beamten sind käuflich. Hernando, ich warne dich: Fang niemals einen Rechtsstreit mit einem reichen Mann an.«
    »Hat der Herzog das gesagt?«
    »Dieser Rat kommt von mir.«
    Die Nacht verbrachten sie in Padul, nicht weit

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