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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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großzügig, uns einzuladen.«
    »Ich kann nicht. Ich habe viel zu tun«, entschuldigte sich Hernando. »Geht doch einfach ohne mich.«
    »Aber man hat uns beide … Also, ich glaube, eigentlich interessiert sich Don Pedro ausnahmslos für dich«, musste der Hidalgo zugeben. Hernando seufzte. »Das sind sehr angesehene Leute«, erklärte ihm Don Sancho. »Don Pedro ist der Lehnsherr von Campotéjar und der Vogt des Generalife. Man könnte die Lebensumstände seiner Familie mit deiner Situation vergleichen. Auch sie sind Muslime, die zum Christentum konvertiert sind. Vielleicht möchte er dich deshalb unbedingt kennenlernen. Sein Großvater, der Nachfahre eines Maurenfürsten, hat bei der Rückeroberung von Granada der Christenheit große Dienste erwiesen und sich später dem Kaiser zur Verfügung gestellt. Sein Vater unterstützte König Philipp beim Krieg in den Alpujarras und verlor dabei fast sein gesamtes Vermögen. Später hat ihm der König als Ausgleich für seine hohen finanziellen Verluste eine Pension von vierhundert Dukaten zugebilligt. Du kannst einen Aristokraten, der mit den wichtigsten spanischen Adelshäusern versippt ist, nicht mit deiner Abwesenheit kränken. Mein Cousin Don Alfonso wäre erzürnt, wenn er nur davon erführe.«
    »Ja, ja, ich sehe schon, wenn Ihr mir sogar mit einer möglichen Verstimmung des Herzogs droht, müssen diese Treffen für Euch sehr wichtig sein«, erwiderte Hernando. »Wir reden noch darüber, Don Sancho.« Hernando entzog sich dem Gespräch, indem er einfach vom Tisch aufstand.
    »Aber …«
    »Später, Don Sancho, später«, vertröstete er den Hidalgo.
    Hernando wollte sich in sein Schlafzimmer zurückziehen. Isabel, Juviles, die Domherren von Granada und jetzt auch noch diese Einladung eines konvertierten, ehemals muslimischen Adligen, der sich im Alpujarras-Krieg auf die Seite der Christen geschlagen hatte … Es war zum Verrücktwerden! Er musste vergessen, er musste zur Ruhe kommen, am liebsten hätte er sich für den Rest des Morgens in seinem Zimmer eingeschlossen und gebetet. Er ging gerade in dem Moment an Isabels Schlafgemach vorbei, als die Zofe das Zimmer verließ. Das Mädchen grüßte, und Hernando drehte sich zu ihr um. Durch die halb offene Tür sah er, wie Isabel sich nach vorn beugte und den Rock ihres schwarzen Kleides glatt strich. Noch mit der Hand am Knauf zögerte die Zofe einen Augenblick, die Tür zu schließen. Die Sonne schien durch das große Fenster und durchflutete den Raum mit Licht. Isabel sah unvermittelt auf und durchbohrte Hernando mit ihrem Blick.
    »Guten … Tag«, stammelte Hernando, ohne sich eindeutig an eine der beiden Frauen zu richten. Eine Hitzewelle schoss durch seinen Körper.
    Die Zofe lächelte verschämt und senkte den Kopf, Isabel konnte nicht mehr antworten, die Tür war bereits geschlossen. Hernando ging in sein Zimmer, immer in Gedanken an Isabels warmen Körper, der sich an ihn schmiegte. Verwirrt ließ er den Blick durch den Raum schweifen: das gemachte, große Himmelbett, die Truhe mit den Einlegearbeiten, die Wandteppiche mit den biblischen Motiven, der Tisch mit dem Waschgeschirr, daneben die sorgfältig gefalteten Leinenhandtücher. Die offene, doppelflügelige Tür führte auf einen großen Balkon, der auch vom Schlafgemach des Richters und dessen Gemahlin aus zugänglich war und einen atemberaubenden Blick auf die Alhambra bot.
    Die Alhambra! Unglücklich, wer so etwas verlor! Beim Anblick der roten Festung fiel ihm der Satz ein, den seinerzeit Kaiser Karl gesagt haben soll. Jemand hatte dem Monarchen die Worte überbracht, mit denen Aischa – die Mutter des letzten muslimischen Königs von Granada – ihrem Sohn Boabdil vorgeworfen hatte, die Stadt den verhassten Katholischen Königen zu überlassen: Weine wie eine Frau über das, für dessen Verteidigung du als Mann keinen Mut hattest.
    »Die Mutter des Königs hatte recht«, soll der Kaiser geantwortet haben, »an seiner Stelle hätte ich lieber die Alhambra zu meinem Grab gemacht, als ohne Königreich in den Alpujarras zu leben.«
    Hernando bewunderte gedankenverloren die Schönheit der roten Festung, als er plötzlich bemerkte, dass Isabel aus ihrem Schlafgemach zu der niedrigen Steinbalustrade getreten war, die den Balkon abschloss. Auch sie schien sich der Bewunderung des großartigen Alcázar der Nasriden hinzugeben. Hernando konnte von seinem Zimmer aus sehen, dass Isabels hellblondes Haar in einem strengen Knoten zusammengefasst war. Er

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