Die Pfeiler des Glaubens
Schultern strichen und sein Hemd über den Rücken zogen. Dann küsste sie seine Brust und glitt mit ihren Händen zu seinen Hosen. Sie zögerte einen Moment, dann kniete sie vor ihm.
Hernando seufzte.
Isabel lernte Hernandos Körper kennen, mit ihrem Mund, mit ihrer Zunge … Sie begaben sich zum Bett. Nur das matte Licht eines Leuchters erhellte die Umrisse des Mannes und der Frau, die sich etwas zuflüsterten, die sich in aller Ruhe küssten, liebkosten und reizten. Isabel forderte ihn schließlich auf, in sie einzudringen, als wäre sie nun endlich bereit – als hätte sie jetzt erst den rätselhaften Sinn all seiner Worte verstanden: Sie wurden zu einem einzigen Körper. Isabels unterdrücktes Stöhnen klang immer gewaltiger. Hernando versuchte, es mit einem langen Kuss zu ersticken. Er stieß immer tiefer in sie, bis er in ihrem Inneren, durch den Kuss gemildert, den kehligen Aufschrei dieser Frau in Ekstase vernahm, einen Laut, den er nie in ihr vermutet hätte und der nun mit seinem eigenen Höhepunkt verschmolz. Sie blieben eine lange Weile liegen, sprachlos, befriedigt, ein Körper über dem anderen, ohne auseinanderzugleiten oder miteinander zu sprechen.
»Ich muss morgen abreisen«, sagte Hernando schließlich.
»Ich weiß«, antwortete sie nur.
Wieder schwiegen sie, bis Isabel sanft den Kopf schüttelte und die Verschlingung ihrer Körper löste.
»Isabel …«
»Lass mich«, bat sie. »Ich muss zurück. Du bist zweimal in mein Leben getreten, und du hast mich zweimal gerettet.« Isabel richtete sich auf und streichelte Hernandos Gesicht. »Ich muss gehen.«
»Aber …«
Sie bedeutete ihm mit einer Geste, nicht weiterzusprechen.
»Gott behüte dich«, flüsterte sie und unterdrückte ihre Tränen.
Dann ging sie, ohne sich umzudrehen.
Hernando blieb auf dem Bett liegen und starrte zu der kunstvoll gearbeiteten Holzdecke hinauf. Erst nach einer Weile stand er auf und ging auf den Balkon, wo er die Alhambra bestaunte. Warum behielt er Isabel nicht bei sich? Warum lief er ihr nicht hinterher und schwor ihr ewiges Glück? Entgegen Don Sanchos Warnungen und trotz der Gefahr hatte er sein Leben für diese Frau riskiert. Aus Liebe? Er war sich nicht sicher. Nach geraumer Zeit schien ihm die sagenhafte rote Festung über dem Darro die Antwort zu geben. Dort, in den Gärten des Generalife, wollte er mit Fatima tanzen. Mit Fatima! Nein, er empfand für Isabel keine Liebe! Die Erinnerung an die schwarzen Mandelaugen seiner Frau führte ihn in ihre Liebesnächte zurück: Wo war die Befriedigung, wo war das vollkommene Glück, wo waren die tausend stillen Versprechen, mit denen ihr Liebesspiel immer geendet hatte?
Hernando nutzte die wenigen Stunden bis zum Morgengrauen für letzte Reisevorbereitungen. Zur Verblüffung des Stallburschen, der noch nicht einmal den Mist beseitigt hatte, erschien er zu früher Stunde in den Stallungen.
»Zäume Volador für mich auf«, befahl er dem Burschen. »Danach machst du Don Sanchos Pferd und die Maultiere reisefertig. Wir brechen am Morgen auf.«
Er ging in die Küche, wo er die Dienerschaft beim Frühstück antraf, die sich vor Müdigkeit dehnte und reckte. Er nahm ein Stück trockenes Brot und biss hinein.
»Gib Don Sancho Bescheid«, wies er einen der Diener aus Córdoba an, »wir reiten zurück. Haltet euch bereit. Ich muss nur noch einmal zur Kathedrale.«
Er ritt den Albaicín hinunter. Granada erwachte zu neuem Leben, und die Leute kamen allmählich aus ihren Häusern. Hernando saß aufrecht im Sattel, er ließ sich durch nichts und niemanden ablenken. Im Dienstzimmer des Notars traf er um diese Uhrzeit nur den missmutigen Geistlichen an, der dem Juristen für gewöhnlich bei seiner Arbeit half. Hernando benötigte einen Geleitbrief für seine Reisen durch die verschiedenen Königreiche, um sich frei bewegen zu können.
»Richtet dem Notar aus«, trug er dem Geistlichen nach einer kühlen Begrüßung auf, »dass ich nach Córdoba zurückkehren muss. Es fällt mir schwer, meine Arbeit hier in Granada durchzuführen. Die Stadt ist zu eng mit den Ereignissen verstrickt, von denen ich berichten soll. Ich werde ihm sowohl meinen Bericht persönlich übermitteln als auch die Hinweise, die den Dekan und den Erzbischof interessieren könnten. Sagt ihm außerdem, dass ich als Moriske den Geleitbrief des Bistums benötige, damit ich ungehindert reisen kann. Man möge mir das Dokument nach Córdoba, in den Palast des Herzogs von Monterreal schicken.«
»Aber eine
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