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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Corbache durch die alte arabische Stadtmauer nehmen, die die Medina von der Ajerquía trennte. Hernando entschied sich für die Puerta del Salvador. Er hatte Glück und konnte bald die Umrisse des Kammerherrn erkennen, der unter einem Torbogen von Bettlern angesprochen wurde. Eine Kerze in einer Nische spendete genügend Licht, um José Caro erkennen zu können, der von den Bettlern festgehalten wurde. Hernando griff nach einer Münze, und als der Kammerherr sich von den Wegelagerern befreien konnte und auf die Puerta del Salvador zusteuerte, ging er selbst zu dem Torbogen.
    Nun stürzten sich die Bettler auf Hernando. Dieser hielt die vorbereitete Münze hoch und warf sie hinter sich. Vier Männer stürzten sich auf das Geldstück, und Hernando konnte mühelos an zwei anderen Männern vorbeiziehen, die noch mehr Geld forderten.
    José Caros Ziel war offensichtlich das Potro-Viertel. Wohin hätte er auch sonst zum Kartenspielen gehen sollen? Er folgte ihm in einem gewissen Abstand, horchte auf seine Schritte in der Dunkelheit oder sah seine Gestalt an einem mit Kerzen beleuchteten Altar vorbeihuschen. Im Gedränge um die Plaza del Potro hätte er den Mann beinahe aus den Augen verloren. Wie lange war er nicht mehr hier gewesen? Hernando blieb stehen und versuchte, den Kammerherrn in der Menschenmenge auszumachen. Er ging einen Schritt vor, doch ein junger Bursche stellte sich ihm in den Weg.
    »Sucht Eure Exzellenz ein Lokal, wo Ihr schnelles Geld machen könnt? Ich kann Euch die beste …«
    Hernando lächelte.
    »Siehst du den Mann dort?«, unterbrach er den Jungen und deutete auf den Kammerherrn, der soeben abbog und Richtung Calle de Badanas weiterging. Der Junge nickte. »Wenn du mir sagst, wohin er geht, bezahle ich dich dafür.«
    »Wie viel?«
    »Los, er entwischt dir noch«, spornte Hernando ihn an.
    Der Junge rannte los, und Hernando gab sich wehmütig seinen Erinnerungen hin: Die Bordellgasse und Hamid, der Maultierhändler Juan, die erschöpfte Fatima, die die Suppe ausspuckte, die Aischa ihr einflößte, die Zeit, in der er einst selbst die Spielwilligen in die Spelunken lotste …
    »Er ist in das Lokal von Pablo Coca gegangen.« Die Worte des jungen Burschen rissen ihn aus seinen Gedanken. »Aber ich kenne einen viel besseren Laden. Denn bei Pablo wird nicht sauber gespielt.«
    »Ach, gibt es neuerdings Spieltische, an denen es mit rechten Dingen zugeht?«, fragte Hernando belustigt. Der Name Pablo Coca sagte ihm nichts. Die Spelunke hatte es damals, als er sich in diesem Viertel herumtrieb, noch nicht gegeben.
    »Aber selbstverständlich. Wenn Ihr wollt, bringe ich Euch …«
    »Gib dir keine Mühe. Wir gehen jetzt zu diesem Pablo Coca.«
    »Wir?«, fragte der Junge erstaunt.
    »Du musst mir zeigen, wo das ist. Dann bekommst du dein Geld.«
    Sie warteten einen Moment, damit ihre Begegnung wie ein zufälliges Treffen aussah, dann bezahlte er den jungen Burschen, der ihn auf einen düsteren, engen Eingang hinwies. Hernando zeigte den Türstehern ein paar Goldmünzen und ging in das Lokal, das sich als überraschend geräumig erwies. Es war im Hinterraum der Werkstatt eines Bürstenmachers versteckt. Etwa fünfzig Männer beugten sich über die vielen Holztische oder liefen dazwischen hin und her: Unter den Anwesenden, die sich für die Karten und Würfelspiele interessierten, waren jede Menge Falschspieler, Zinker, Kiebitze und Bankhalter. Allein der Lärm in dieser Spielhölle hätte den Corregidor aus seinem warmen Bett geworfen.
    Hernando sah sich im Lokal um und entdeckte schließlich den Kammerherrn. Er saß an einem Spieltisch – hinter ihm standen einige Kiebitze. War José nun ein eiskalter Falschspieler oder nur ein harmloser Glücksritter, den man ein paarmal gewinnen ließ, um ihn dann umso heftiger zu schröpfen? Eine Magd bot ihm etwas zu trinken an, und Hernando griff zu. Pablo Coca spendierte dem neuen Gast, der offensichtlich mit Goldmünzen kam, ein Glas Wein: Sollte er vor dem Spiel ruhig etwas trinken … Hernando wanderte zwischen den Tischen umher: An einigen wurde gewürfelt, aber an den meisten spielte man Karten. Er gelangte schließlich zu dem Tisch, an dem José Caro saß, und blieb auf der gegenüberliegenden Seite stehen. Hier spielten sie Einundzwanzig. Hernando erkannte schnell, dass José Caro nur ausgenommen wurde. Hinter dem Kammerherrn hatte sich ein Kiebitz postiert, dessen Wams und Gürtel mit polierten Metallplättchen verziert waren. Der Gauner, der sich

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