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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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gegenübersetzte und den Part des Bankhalters übernahm, überprüfte andauernd die Spiegelungen auf Wams und Gürtel seines Kumpanen, die José Caros Blatt verrieten. Hernando schüttelte kaum merklich den Kopf: Fast alle Mitspieler an dem Tisch schienen unter einer Decke zu stecken, alle sollten später ihren Anteil kassieren, wenn sie dem Betrüger halfen! Der Kammerherr legte seine Karten auf den Tisch, ein Ass und eine Bildkarte: Einundzwanzig! Er machte zum Einstieg einen ordentlichen Gewinn, er sollte offensichtlich Vertrauen gewinnen.
    »Dich bekommt man ja überhaupt nicht mehr zu sehen.« Hernando versuchte sich an den Mann zu erinnern, der ihn ansprach. »Du bist einfach abgetaucht. Ich dachte schon, dir sei etwas zugestoßen. Aber so, wie du aussiehst, wohl nur Gutes. Kommst hier wie ein Edelmann hereinspaziert und klimperst mit Goldmünzen.«
    »Palomero!«
    Einige der Kartenspieler am Tisch, darunter auch der Kammerherr, blickten überrascht zu dem Neuen, der den Hausherrn soeben als Lockvogel bezeichnet hatte. Pablo verzog das Gesicht, und Hernando begriff sofort, dass der Spitzname aus alten Zeiten hier fehl am Platz war.
    »Die Bude gehört mir«, flüsterte er. »Ich muss auf meinen Ruf achten.«
    »Du bist also Pablo Coca«, murmelte Hernando vor sich hin. Er hatte damals nie den tatsächlichen Namen des jungen Mannes erfahren, der damals auch noch den gerissensten Spieler um sein Geld brachte. Am Tisch wagten die Spieler ihre nächsten Einsätze. José Caro sah misstrauisch zu seinem unverhofften Mitspieler. »Dein Laden läuft prächtig«, meinte Hernando noch, »dafür zahlst du bestimmt reichlich Schmiergelder an die Richter und Büttel, nicht wahr?«
    »Es ist wie immer«, sagte Pablo und lachte. »Komm, stell das billige Gesöff weg, lass uns einen ordentlichen Wein trinken.«
    Hernando begleitete ihn nach hinten in einen abgetrennten Bereich. Dort saß – beschützt von zwei mürrisch dreinblickenden, bewaffneten Burschen – hinter einem groben Holztisch ein Mann, der Berechnungen anstellte und Geld zählte. Pablo schenkte Wein in zwei Gläser, und sie stießen an.
    »Was führt dich hierher?«
    »Der Spieler, der gerade Einundzwanzig spielt, muss mir einen Dienst erweisen und …«, gestand Hernando freimütig.
    »Meinst du den Kammerherrn des Herzogs?«, unterbrach ihn Pablo. »Das ist wirklich einer von denen, die sich beschuppen lassen. Wenn du nicht bald mit ihm redest, hat er seinen letzten Real verloren und vermutlich keine Lust mehr, irgendwelche Gefallen zu tun.«
    Hernando blickte zum Tisch hinüber, an dem der Kammerherr dem Bankhalter gerade seinen Wetteinsatz zahlte. Ein anderer suchte Streit und ging mit den Fäusten gegen einen dritten Spieler los. Sofort waren zwei Männer da, die die beiden Streithähne zur Seite zogen und dafür sorgten, dass sie sich beruhigten.
    Hernando wollte gar nicht darüber nachdenken, wie weit er sich gerade von seiner Religion entfernte: Er trank, noch dazu in einer Spielhölle … Warum war es nur so schwer, seinem Glauben treu zu bleiben?
    »Wenn du willst, dass er gute Laune bekommt, lass ihn erst ein wenig verlieren. Die anderen haben dich mit mir zusammen gesehen. Wenn du dich setzt, werde ich die Falschspieler austauschen, und du kannst machen, was du willst. Kannst du tricksen? Verdienst du dir so deinen Lebensunterhalt?«
    »Nein. Ich kann nur das, was mir ein guter Freund vor vielen Jahren einmal gezeigt hat.« Hernando zwinkerte Pablo zu. »Aber da hat sich wohl nicht viel geändert, oder? Ansonsten … soll der Zufall entscheiden.«
    »Dummkopf«, urteilte Pablo.
    Sie plauderten noch eine Weile, und Hernando berichtete aus seinem Leben. Dann gingen sie zu dem Spieltisch, an dem der Kammerherr saß. José Caro war bereits fast blank. Pablo gab dem Spieler, der rechts von José saß, ein Zeichen. Hernando nahm dessen Platz ein. Der Kammerherr wollte auch aufstehen, aber Hernando legte ihm eine Hand auf den Arm, damit er sitzen blieb.
    »Von nun an spielst du nur noch gegen den Zufall«, flüsterte er ihm ins Ohr.
    Einige Spieler standen auf, andere kamen neu hinzu.
    »Was willst du damit sagen?«, fragte der Kammerherr verblüfft, während um sie herum die Stühle gerückt wurden. »Ich habe genau aufgepasst, hier wird nicht gemogelt.«
    »Ich will dich nicht beleidigen. Ich will damit nur sagen, dass es hier anders zugeht als bei der Herzogin. Und, setz dich nie vor einen Mann, der Spiegel an sich trägt.« Hernando deutete mit seinem

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