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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Versammlung in Toga. Der Ort lag mehrere Tagesreisen von Jarafuel entfernt und war – wie die meisten Siedlungen dieser Gegend – größtenteils von Morisken bewohnt. Dort sollte über eine neue Rebellion verhandelt werden, den ersten ernsthaften Versuch zum Widerstand seit dem Aufstand in den Alpujarras. Es hieß, dass auch Heinrich IV. von Frankreich und – bis zu ihrem überraschenden Tod – sogar die englische Königin Elisabeth I. an den Planungen beteiligt waren.
    Seit drei Jahren wurde diese Revolte nun schon vorbereitet, und Don Pedro de Granada Venegas, Don Alonso del Castillo und Don Miguel de Luna hatten Hernando gebeten, gemeinsam mit Munir an den Beratungen teilzunehmen, die alle bisherigen geführten Verhandlungen zusammenführen sollten. Die drei Männer sahen den Erfolg der Bleibücher in Gefahr: Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis die Platten als authentisch eingestuft würden, und eine neue Rebellion würde all ihre Bemühungen mit einem Schlag zunichtemachen.
    Der Alfaquí von Jarafuel konnte Hernandos Argumente durchaus nachvollziehen.
    »Aber«, hielt er dagegen, »der Fund der Bleibücher liegt nun fast zehn Jahre zurück, und du musst zugeben, dass damit nichts erreicht wurde. Solange der Papst ihren Inhalt nicht anerkennt, sind sie wertlos. So ist es nun mal. Aber die Situation für unsere Glaubensbrüder hat sich inzwischen in allen spanischen Reichen erheblich verschlechtert. Fray Bleda besteht nach wie vor darauf, uns völlig zu vernichten, mit welchen Mitteln auch immer. Die Ansichten dieses Dominikaners sind so radikal, dass ihm der Generalinquisitor verboten hat, sich weiterhin über uns zu äußern. Stell dir vor, der Generalinquisitor! Aber dieser Mönch begibt sich nach wie vor nach Rom, und der Papst empfängt ihn. Aber davon einmal ganz abgesehen: Für uns ist Juan de Ribera, der Erzbischof von Valencia, viel wichtiger.«
    Munir legte eine Pause ein, die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Bis vor Kurzem«, fuhr der Alfaquí fort, »war Ribera noch der Meinung, er müsse unser Volk um jeden Preis bekehren. Er war von dieser Mission so überzeugt, dass er jene Priester, die sich darum kümmern sollten, sogar aus seiner Privatschatulle bezahlte. Dieser Umstand kam uns bisher sehr zugute, denn die Geistlichen, die seinem Aufruf folgten, sind allesamt ungehobelte Banditen: Sie sind schon zufrieden, wenn wir uns jeden Sonntag in der Kirche den Kuchen in den Mund schieben. Im ganzen Cofrentes-Tal gibt es nur eine einzige Kirche, und zwar hier in Jarafuel. Und das ist nicht einmal eine echte Kirche, sondern unsere alte Moschee! Riberas Bemühungen sind also ergebnislos geblieben, obwohl er so viel Geld dafür ausgegeben hat. Nun hat er seine Meinung radikal geändert und dem König einen neuen Bericht vorgelegt. Darin schlägt er vor, alle Morisken zu versklaven, auf Galeeren zu verbannen oder nach Amerika in die Bergwerke zu schicken. Er behauptet, Gott werde diese Entscheidung zweifellos begrüßen – also könnte der König sie ruhigen Gewissens treffen. Das waren seine Worte.«
    Hernando schüttelte den Kopf. Munir nickte bedächtig, bevor er weitersprach.
    »Dieser Mönch beunruhigt mich nicht sonderlich: So wie Fray Bleda denken viele. Aber Juan de Ribera bereitet mir große Sorgen. Er ist nicht nur der Erzbischof von Valencia, sondern zudem der Lateinische Patriarch von Antiochia und der Generalkapitän des Königreichs Valencia. Dieser Mann hat einen großen Einfluss auf den König und den Herzog von Lerma.« Der Alfaquí legte eine längere Pause ein, als müsste er seine nächsten Worte erst überdenken. »Hernando, du weißt, dass ich euren Plan mit den Bleiplatten befürwortet habe, aber ich verstehe auch das Volk. Die Leute befürchten, dass der König und der Staatsrat eines Tages tatsächlich die drastischen Maßnahmen in die Tat umsetzen, von denen bislang immer nur die Rede ist, und dann bleibt uns nur noch ein Ausweg: Krieg.«
    »Ich habe seit den Aufständen in den Alpujarras von vielen solcher Pläne gehört – aber alle sind gescheitert.« Hernando wollte nicht von seiner Meinung abrücken. Wünschte sich der Alfaquí wirklich einen weiteren Krieg mit noch mehr Toten? Hatten sie denn nicht genug gelitten? »Was ist neu an diesem Plan?«
    »Alles«, erwiderte Munir entschieden. »Wir haben den Franzosen versprochen …« Als er bemerkte, dass Hernando die Augenbrauen hob, bestätigte der Gelehrte dessen Vermutung. »Ja, ich gehöre auch dazu, ich

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