Die Pfeiler des Glaubens
vorbeugenden, sondern bereits eindämmende Maßnahmen«, sagte der Mediziner aus Córdoba. »Ich habe selbst gesehen, dass Pestkranke auf Stühlen unter Baldachinen aus der Stadt getragen wurden und dass Soldatentrupps die Stadtviertel kontrollieren. Ich habe das Hospital besucht, und die Ärzte dort sprechen von nichts anderem als der Pest.«
»Es wird nicht mehr lange dauern«, prophezeite Luna, »und sie werden auch hier die Epidemie offiziell anerkennen müssen.«
Hernando lauschte bestürzt den Worten der Mediziner.
»Wäre es nicht besser, sofort zu handeln?«, fragte er. »Was bringt es, die Tatsachen zu leugnen? Alle werden dadurch geschädigt, denn die Pest macht keinen Unterschied zwischen einem Lehnsherrn und einem Tagelöhner.«
»Ihr habt recht«, bestätigte Don Martín, »allerdings ist man bislang davon ausgegangen, dass die Krankheit über die Luft übertragen wird. Mittlerweile überwiegen aber die Lehrmeinungen, die behaupten, dass die Ansteckung auch über die Kleidung und den persönlichen Kontakt erfolgt. Wichtig ist also, die Luft zu reinigen und dafür in der ganzen Stadt aromatische Kräuter zu verbrennen. Aber es gilt auch, für größte Sauberkeit zu sorgen und die Leute dazu aufzurufen, in ihren Wohnhäusern zu bleiben, anstatt große Feiern zu veranstalten. Und es ist auch richtig, die betroffenen Häuser zumauern zu lassen, sowie jeden, der die Symptome zeigt, zusammen mit seinen Familienangehörigen zu isolieren. Solange solche Maßnahmen nicht getroffen werden, kann sich die Pest ungehindert ausbreiten, und es wird zu einer verheerenden Epidemie kommen.«
»Aber warum auch die …«, versuchte Hernando einzuwenden.
»Am allerwichtigsten ist es jedoch«, unterbrach ihn Don Martín, während Luna und Castillo nickten, die bereits im Voraus wussten, was ihr Kollege aus Córdoba vorschlagen würde, »die Stadt abzuriegeln, damit sich die Krankheit nicht noch weiter ausbreiten kann.«
Kurz darauf erlag Granada der Pest, und im Folgejahr – im Frühjahr 1601 – wurde auch Córdoba von ihr heimgesucht. Trotz des umfassenden Berichts, den der Mediziner Don Martín Fernández de Molina über den nachlässigen Umgang der Behörden von Granada mit der Krankheit vorgelegt hatte, machte es der Rat Córdobas nicht anders: Zwar wurden öffentliche Versteigerungen untersagt, der Handel von Altkleidern verboten und die Betten der Kranken vor den Toren der Stadt verbrannt, doch die acht Mediziner im Dienst der Stadt unterzeichneten eine offizielle Erklärung, mit der sie bestätigten, dass Córdoba weder von der Pest noch von einer anderen ansteckenden Krankheit betroffen sei.
Hernando hatte inzwischen einen Sohn, den vierjährigen Juan, und eine Tochter, die zweijährige Rosa, und er liebte die beiden Kinder sehr, die sein Leben so verändert hatten. Sei glücklich! Abend für Abend dachte er an Miguels Aufforderung, wenn er die schlafenden Kinder beobachtete. Allein der Gedanke daran, auch diese Familie zu verlieren, versetzte ihn in Angst und Schrecken, und nach seiner Ankunft in Córdoba befüllte er sofort die Vorratskammern seines Hauses, damit sie es im Notfall mehrere Monate nicht verlassen mussten. Sobald er erfuhr, dass die Pest bereits die nahe gelegene Ortschaft Écija erreicht hatte, forderte er auch Miguel auf, zu ihnen in die Stadt zu kommen. Dieser weigerte sich zunächst und führte an, dass er bei den Pferden und dem Gehöft unentbehrlich sei, aber schließlich beugte er sich, als Hernando ihn persönlich aufsuchte und nötigte, zu ihnen nach Córdoba zu ziehen.
»Aber es gibt hier so viel zu tun, Señor«, bekräftigte der verkrüppelte Mann und zeigte auf die Stuten und die Fohlen.
Hernando schüttelte den Kopf. Ja, Miguel hatte wirklich ganze Arbeit geleistet: Volador war zwar bereits vor einigen Jahren gestorben, doch es war ihm gelungen, die Zucht trotzdem fortzuführen. Miguel hatte außerdem erreicht, dass die Fohlen auf den Märkten inzwischen hohe Preise erzielten.
Hernando kannte den eigentlichen Grund für das Zögern seines Freundes und legte sich für die gemeinsame Zeit in ihrem Haus Rafaela gegenüber eine gewisse Zurückhaltung auf. Inzwischen lebte das Ehepaar in trauter Zweisamkeit zusammen und war sich mit den Jahren immer nähergekommen. Hernando fand in seiner Frau eine sanftmütige, verschwiegene Gefährtin, und Rafaela hatte mit ihm einen aufmerksamen, liebenswürdigen Mann, der sie niemals bedrängte und weitaus kultivierter war als ihr Vater oder
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