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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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unter großen Qualen verrieten. Viele von ihnen wurden nach den in Valencia geltenden Gesetzen hingerichtet. Die Verurteilten wurden dabei gefragt, ob sie im christlichen oder im muslimischen Glauben sterben wollten. Wenn sie sich für das Christentum entschieden, wurden sie auf dem Marktplatz erhängt, wenn sie jedoch an ihrem Glauben festhielten, wurden sie zur Rambla außerhalb der Stadtmauern geführt und dort – gemäß der göttlichen Strafe, die das 5. Buch Mose für Götzendiener vorsieht – vom Volk gesteinigt. Anschließend wurden ihre Leichen einfach verbrannt.
    Bis auf einige wenige Ausnahmen entschieden sich die meisten Morisken für den schnellen Tod. Da sie aber nicht als Christen sterben wollten, flehten sie genau in dem Moment, in dem die Schlinge zugezogen wurde, Allah an. Diese Strategie war bald so verbreitet, dass das schaulustige Volk bereits mit Steinen ausgerüstet zu den Hinrichtungen kam, um die Verurteilten am Galgen zu steinigen, sobald sie Allah anriefen. Die Familienangehörigen der Morisken wiederum sammelten die Steine auf und bewahrten sie zum Gedenken an die Hinrichtung.
    Hernando erfuhr erst drei Monate nach seiner Rückkehr aus Toga, dass der Aufstand in Valencia vereitelt worden war. In dieser Zeit hatte es ohnehin nur eine Sache gegeben, die ihm in seiner andauernden Verzweiflung ein wenig Trost spenden konnte: sein Brief an Fatima.
    Munir und er hatten den ganzen Weg von Toga nach Jarafuel fast kein Wort miteinander gewechselt. Statt der sieben Tage brauchten sie für den Rückweg nur vier. Munir hüllte sich in undurchdringliches Schweigen und legte nur die allernotwendigsten Pausen ein.
    »Lass uns haltmachen … Lass uns essen … Lass uns den Tieren zu trinken geben … «
    Hernando fügte sich allen Anweisungen seines Weggefährten. Warum nur hatte Munir ihm das Leben gerettet?
    In Jarafuel ließ ihn der Alfaquí vor der Haustür warten und bat ihn nicht herein. Gleich darauf führte er Hernandos Pferd herbei.
    »Außer dem Herzog«, setzte Hernando zu einer Erklärung an, »habe ich nur ein kleines Mädchen gerettet. Alles andere ist …«
    »Das geht mich nichts an«, unterbrach ihn Munir schroff.
    Hernando sah ihm ins Gesicht. Der Alfaquí warf ihm einen harten Blick zu, in den sich zuletzt aber doch noch ein Hauch von Mitleid schlich.
    »Ja, Hernando, ich habe dir das Leben gerettet, aber es obliegt Gott, dich zu richten.«
    Auf der Strecke nach Córdoba vermied Hernando die Begleitung von Mönchen, Händlern, Gauklern oder Pilgern. Er reiste allein und hing seinen Gedanken nach. Die Schuld lastete zentnerschwer auf seinen Schultern, und es gab Momente, in denen er meinte, die Last nicht mehr ertragen zu können. Je näher er Córdoba kam, desto größer wurde sein Kummer: Was sollte er Rafaela nur sagen? Dass seine Ehe mit ihr ungültig war? Dass seine erste Frau noch lebte?
    Er zögerte seine Heimkehr hinaus. Ihm graute vor dem Gedanken, Rafaela jemals wieder in die Augen sehen zu müssen. Und er hatte Angst davor, wieder allein zu sein, wenn er ihr die Wahrheit gestand. Als er schließlich durch die Haustür ging, wagte er nicht, sie anzusehen.
    Er beobachtete, wie das Lächeln aus Rafaelas Gesicht verschwand, als sie ihn begrüßte. Seine schwangere Frau blieb wie angewurzelt stehen, als sie die Blutergüsse und Schrammen entdeckte, die von den Fußtritten der Barbaresken stammten.
    »Was ist passiert?« Rafaela wollte das zerschlagene Gesicht ihres Mannes berühren. »Wer …?«
    »Es ist nichts«, sagte er und schob die Hand seiner Frau weg. »Ich bin vom Pferd gefallen.«
    »Aber, wie …?«
    Hernando kehrte ihr den Rücken zu und ließ die Frage unbeantwortet. Er ging zum Stall und zäumte das Pferd ab, dann durchquerte er den Patio in Richtung Treppe.
    »Ich werde in der Bibliothek essen«, wies er seine Frau an, als er wieder an ihr vorbeiging.
    Dort verbrachte er auch die Nacht. Die erste von vielen.
    So verstrichen die Tage. Hernando legte die Koranabschrift beiseite und widmete sich nur mehr seinem Brief an Fatima. Er brauchte lange, bis er ein halbwegs befriedigendes Ergebnis zustande brachte. Denn sobald er auch nur versuchte, sich auf das Schreiben zu konzentrieren, lösten sich seine Worte und Gedanken in Schuldgefühle und Trauer auf. Immer wieder missfielen ihm seine Entwürfe, und er zerriss das Papier. Schließlich berichtete er Fatima von Rafaela, von seinen beiden Kindern und von der neuen Schwangerschaft. Ich wusste es nicht! Ich wusste nicht,

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